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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans
Autoren: Dämonenkiller
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konnte. Dann kam er mit einem anderen Wunsch. Er gab vor, sich in ein dummes Bauernmädel unsterblich verliebt zu haben und verlangte von mir, ich sollte vor dem Gott der Christen sein Trauzeuge sein. Ich ging zum Schein auf seine Forderung ein - zur verabredeten Stunde stand er aber allein vor dem Traualtar, während ich auf meiner Burg mit seiner Braut die höllischen Riten zelebrierte. Das hat ihn, glaube ich, gebrochen. Denn seit damals kam er nicht mehr mit ausgefallenen Wünschen zu mir. Dabei hätte es einige gegeben, die ich ihm hätte nicht erfüllen können."
    „Und die wären?" fragte ich.
    Er lachte. „Ihr wollt mich aushorchen. Für wie dumm haltet Ihr den Mephistopheles denn eigentlich? Aber bitte, Ihr sollt sehen, wie sicher ich meiner Sache bin. Ich zeige Euch sogar meine verwundbare Stelle. Faust hätte sich wünschen können, ich sollte dafür sorgen, daß alle Menschen friedlich miteinander leben. Ich hätte kapitulieren müssen, denn das bringt niemand fertig. Oder er hätte verlangen können, daß ich am Tag Allerheiligen auf dem Friedhof einen Spaziergang mit ihm mache. Doch Allerheiligen ging vorbei, und Faust verpaßte seine letzte Gelegenheit. Er entkommt mir nicht mehr."
    „Freut Euch nur nicht zu früh, Mephisto!" warnte ich ihn. „Wie ich Faust kenne, so war er nicht so untätig, wie es aussieht. Er führt bestimmt irgend etwas im Schilde."
    „Aber das weiß ich doch, Herr Speyer!" rief Mephisto mit meckerndem Gelächter. „Ich weiß doch schon längst, welche List er ersonnen hat. Doch ich bin vorbereitet. Laßt Euch überraschen! Ich hoffe doch, Ihr werdet Faust in seinen letzten Stunden die Ehre geben?"
    „Das heißt, Ihr kündigt mir Eure Gastfreundschaft auf?"
    „Aber mitnichten. Ich meine nur, Ihr solltet Euch Fausts Höllenfahrt nicht entgehen lassen."
    Ich erhob mich. „Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich Alraune mitnehme?"
    „Sie soll sich frei entscheiden."
    Das erstaunte mich. Glaubte er denn wirklich, daß Alraune, wenn sie freie Wahl zwischen ihm und mir hatte, lieber bei ihm bleiben würde?
    „Ihr seid sehr großzügig, Mephisto", sagte ich spöttisch.
    „Manchmal - nur manchmal", erwiderte er. „Zum Beispiel Euch gegenüber. Ihr kamt mit dem festen Entschluß auf meine Burg, mich zu vernichten. Doch bestrafe ich Euch dafür? Nein, ich sorgte nur dafür, daß Ihr nach und nach Euer Vorhaben vergessen würdet. Oder verspürt Ihr noch* den Wunsch, mir den Garaus zu machen?"
    Er hatte recht. Es erschien mir im Augenblick viel wichtiger, die auserwählten Opfer vor ihm zu retten, als ihn, den Dämon, zu töten. Aber daß er mich wirklich dahingehend beeinflußt hatte, konnte ich nicht glauben.
    Ich wandte mich abrupt ab und verließ den Raum. Als ich auf den Laubengang hinauskam, wurde ich von einem Windstoß fast umgeworfen. Das Schneetreiben war wieder heftiger geworden.
    Ich eilte auf mein Zimmer, holte meine Stiefel und meinen Mantel und machte mich auf die Suche nach Alraune. Vielleicht versteckte Mephisto sie irgendwo, um sie von mir fernzuhalten?
    Aber nein. Ich kam in den Laubengang zurück und erblickte sie unten im Hof neben dem Burgtor. Ein Reiter kam gerade in den Hof geprescht und schwang sich vor Alraune aus dem Sattel. An seiner Kleidung erkannte ich, daß er keiner von Mephistos Freischützen war.
    Der Wind trug mir einige Wortfetzen zu.
    „... muß zu Speyer... dringend..."
    Als sich der Schneeschleier etwas lichtete, konnte ich den Reiter erkennen. Es war Christoph Wagner. Ich gestikulierte mit den Armen und versuchte mit Schreien seine Aufmerksamkeit zu erregen. Doch der Sturm riß mir die Worte aus dem Mund. Ohne überhaupt in meine Richtung geblickt zu haben, verschwand Christoph Wagner an Alraunes Seite in einem der Wehrtürme.
    Plötzlich bangte ich um sein .Leben. Ich zweifelte wieder an Alraune. Konnte ich denn sicher sein, daß sie nicht falsches Spiel trieb? Vielleicht war der Trieb in ihr, vom menschlichen Lebensquell zu trinken, doch stärker, als ihr Wille zum Guten.
    Die Angst schnürte mir die Kehle zu.
    Mit einem Aufschrei rannte ich los, stürzte die Treppe ins unterste Geschoß hinunter und rannte dabei fast einen der Freischützen um, der mir im Wege stand. Ich kam auf einen offenen Wehrgang hinaus, auf dem sich mannshohe Schneewehen türmten. An manchen Stellen dagegen war die Schneedecke nur dünn und der Stein darunter mit Eis überzogen. Ich rutschte einige Male aus und lief Gefahr, über den Rand in die Tiefe zu stürzen. Aber
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