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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans
Autoren: Dämonenkiller
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komme bald nach."
    Er drängte mich zur Tür.
    „Was haben denn die vielen Leute in Eurem Haus zu bedeuten?" wollte ich noch wissen.
    „Ich habe sie eingeladen", erklärte er schulterzuckend. „Aber fragt mich nicht, aus welchem Grund. Ich habe ihn glatt vergessen. Ihr versteht - die Aufregungen. Vater werden ist doch schwer. Aber mir wird es schon wieder einfallen."
    Ehe ich mich versah, war ich auf dem Gang, und die Tür fiel hinter mir zu.
    Bedrückt stieg ich die Treppe hinunter. Es war erschütternd, mit ansehen zu müssen, was aus diesem gelehrten und genialen Mann geworden war.
    Ich mischte mich unter all die Fremden. Aus ihren Gesprächen hörte ich heraus, daß jeder sich etwas anderes von Fausts Einladung erwartete, jeder aber mit einem Einmaligen, Großartigem rechnete.
    Christoph Wagner war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich hatte er sich auf seine Stube zurückgezogen. Ich schlug mir den Gedanken aus dem Kopf, ihn dort aufzusuchen. Sicherlich wollte er allein sein.
    Es mußte wohl eine ganze Stunde vergangen sein, bevor die Eingangstür aufging und Faust eintrat. Er trug einen Pelz, der schneebedeckt war. Sein Bart war eisverkrustet. Wie war er ins Freie gekommen? Er war doch nicht aus dem Fenster geklettert? Zuzutrauen war es ihm in seinem Zustand ohne weiteres. Faust hatte einen ellenlangen, schweren Eiszapfen in den Händen, den er kurz einem verblüfften Besucher anvertraute, während er aus dem Mantel schlüpfte. Er bedankte sich artig, als er den Eiszapfen wieder an sich nahm, und ging damit zum Herd.
    „Liebe Freunde, ich danke euch, daß ihr alle meiner Einladung gefolgt seid. Viele von euch haben schon ein Jahrzehnt und länger nichts mehr von mir gehört. Aber ihr seid doch gekommen, als ich euch gerufen habe, weil ihr wißt, daß der große Faust euch nicht enttäuschen wird. Seht, was ich da in der Hand habe!"
    Er deutete auf den Eiszapfen.
    „Es mag auf den ersten Blick nicht so scheinen, doch es ist ein gar wundersames Ding. Widerspricht mir einer von euch, daß es sich um feste Materie handelt? Nein, denn es ist die Wahrheit. Und nun seht staunend, welche Transmutation mir damit gelingt. Ich verwandele feste Materie in Flüssigkeit."
    Er stellte den Eiszapfen in einen Blechtopf und diesen auf die Herdflamme. Einige Besucher begannen zu murren, andere lachten nervös und gekünstelt.
    „Doch bei dieser einen Verwandlung will ich es nicht belassen. Dieser Stein des Weisen ist in seinem ursprünglichen Zustand fest, in seinem zweiten Zustand flüssig. Welch Wunder aber, daß er auch noch einen dritten Zustand hat. In diesen vermag ihn das Feuer zu verwandeln. Seht nur wie es dampft! Aus der Flüssigkeit wird ein Gas. Und damit hätte ich der Nachwelt bewiesen, daß ich den Stein der Weisen gefunden habe. Meine Freunde, ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit. Doch jetzt entschuldigt mich. Ich habe eine Verabredung mit meinem Schwager. Es ist die letzte, und deshalb muß ich pünktlich sein."
    Er verneigte sich und stieg die Treppe hinauf.
    Während unter den erbosten Gästen ein Tumult ausbrach, versuchte ich Faust zu folgen. Doch auf einmal stand Christoph Wagner vor mir und verstellte mir den Weg.
    „Laßt mich durch!" beschwor ich ihn. „Wißt Ihr denn nicht, wen er mit seinem Schwager gemeint hat? Es ist Mephisto, der kommt, um Fausts Seele zu holen."
    „Ich weiß, Georg. Doch könnt auch Ihr nicht ändern, was vorbestimmt ist. Faust hat gewußt, daß er sich dieser entscheidenden Begegnung nicht entziehen kann. Aber es ist nicht so, daß er sich wehrlos in sein Schicksal fügt. Er hat seine Vorbereitungen getroffen."
    „Wie meint Ihr das?" fragte ich verständnislos.
    „Faust hat ein Testament hinterlassen", erklärte sein Famulus. „In dem steht - neben seinen sonstigen Verfügungen - daß er sich nicht den Forderungen des Mephisto beugen werde. Weiter erklärte er darin, einen Weg gefunden zu haben, dem Mephisto ein Schnippchen zu schlagen. Er ist sicher, daß sein Plan gelingt, der sich auf eine Tatsache stützt, auf die Ihr, Georg, ihn einmal aufmerksam gemacht habt. Es steht wörtlich darin: Dämonen können sich nicht nehmen, was sie fürchten. Wißt Ihr nicht, was Dämonen fürchten, Georg? Und Faust schreibt weiter: Wenn Mephisto schon seinen Körper holen kann, seine Seele wird unerreichbar für den Dämon bleiben."
    „Zeigt mir das Testament!" verlangte ich.
    Aber Wagner schüttelte den Kopf. „Der Doktor hat verfügt, daß ich es für ihn bewahre. Ihr müßt
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