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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans
Autoren: Dämonenkiller
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Glück. So hatte es Alraune gewollt. Doch sie wußte nicht, daß Mephisto sie längst nach seinem Willen steuern konnte. Und so beeinflußte er sie im entscheidenden Augenblick so, daß die Alraunenhand Faust den Tod brachte.
    Damals war Alraune nicht für diese Tat verantwortlich zu machen.
    „Wir sind da!"
    Der Wagen wurde abgebremst.
    Doch heute - als Hekate - handelte sie in voller Absicht. Sie wollte mit der Alraunenhand einem Menschen den Tod bringen, der dem Dämonenkiller sehr nahestand.
    Dorian lachte auf.
    „Was ist?" erkundigte sich Coco.
    „Hekate kann mich nicht täuschen", sagte Dorian und verstärkte den Griff um das Messer. „Ich durchschaue sie, weiß, was sie damit bezweckte, daß sie mich die Vergangenheit noch einmal durchleben läßt."
    „Fühlst du dich auch wirklich wohl, Dorian?" fragte Coco besorgt, während sie sich dem Vergnügungspark näherten, der wie ausgestorben vor ihnen lag. Die Aufbauten der Hochbahnen und Karussells hoben sich gegen den Himmel wie Skelette ab, die Einfahrt in den Tunnel of Love wirkte bedrohlich und unheimlich wie das Maul eines Ungeheuers, die abgedeckten Skooters konnten Tote unter Leichentüchern sein.
    „Vielleicht wäre es doch besser, wenn du beim Wagen zurückbliebst."
    Dorian lachte wieder, verkrampft, schüttelte den Kopf. Er war der einzige, der wußte, was sie wirklich erwartete. Hekate trieb ein gewagtes Spiel. Sie mußte doch einkalkuliert haben, daß er sie durchschauen würde. Der Einsatz war für sie ja nicht hoch - nur das Risiko; und für einen Dämon ihres Schlages machte ein gewisses Risiko erst den besonderen Reiz aus.
    „Wo versteckt sich Tim?" fragte Patrick Haymes.
    „Ich habe ein Spiegelkabinett gesehen - und Marias Hände, die auch von den Zerrspiegeln nicht verunstaltet werden konnten. Nur Tim Morton war bis ins Groteske entstellt."
    „Dann wollen wir mal die Spiegelkabinette der Reihe nach abklappern."
    Dorian fröstelte. Er sah wieder das schreckliche Bild vor sich, wie Faust von der Alraunenhand zerschmettert worden war. Ihm war auf einmal furchtbar kalt - an einem schwülen Junimorgen bei Sonnenaufgang. Die große Scheibe der Sonne überflutete Coney Island mit rotem Licht.
    Armer Tim! Wie würde er es überstehen? Es würde für ihn ein böses Erwachen geben. Die Hände von Maria Ramos hatten ihm höchstes Glück beschert - nun sollte er auf dem Höhepunkt seines Traumes durch ihre Linke sterben. Das hatte Hekate beschlossen, und Dorian wußte es.
    Doch dazu würde es nicht kommen. Er würde es verhindern.
    „Still!"
    Sie lauschten. Nichts war zu hören. Nur aus der kegelförmigen Bude vor ihnen kamen vereinzelte Geräusche. Und als sie durch den Eingang schritten, vernahmen sie Stimmen, geflüsterte Worte, ein Seufzen.
    Coco kam an einem Spiegel vorbei, der sie aufgebläht erscheinen ließ, und aus einer bestimmten Perspektive wirkte sie in der Mitte geteilt. Sie besaß plötzlich zwei Oberkörper, die in der Mitte zusammengewachsen waren.
    Dorian holte vor einem anderen Spiegel das Schnitzmesser hervor, näherte es der gewölbten Fläche - und auf einmal wuchs es ins Riesenhafte, wurde zu einem gekrümmten Henkerschwert.
    Hier bin ich, Hekate! dachte er. Der Kreis ist geschlossen, Der Dämonenkiller ist als Zuschauer eingetroffen. Du kannst das Finale einleiten. Jedoch - unterschätze mich nicht! Ich habe die Vergangenheit nicht nur erlebt, ich habe auch aus ihr gelernt.
    Und er sagte es sich immer wieder: Maria Ramos ist nicht das unschuldige Opfer, als das es Hekate präsentieren möchte.
    Der Gang weitete sich zu einem kreisförmigen Raum, dessen Wände aus lauter Spiegeln bestanden. Spiegel in allen Variationen, in allen möglichen und unmöglichen Verformungen. Und in der Mitte saßen Tim Morton und Maria Ramos. Ihre Hände liebkosten seinen Körper - und besonders die linke tat sich dabei hervor. Während jedoch Mortons Gestalt von den Spiegelwänden vielfach verformt, verzerrt und karikiert zurückgeworfen wurde, zeigte sich auch die linke Hand des Mädchens in den Spiegeln in all ihrer Schönheit.
    Morton bemerkte die Eindringlinge, überhaupt nicht. Für ihn gab es nur die Hände. Und die Hände kümmerten sich um die ungeladenen Zuschauer ebensowenig, wenngleich ihnen die Störung bewußt sein mußte. Aber für das, was die Hände nun vorhatten, benötigten sie Zuschauer, denn ohne Publikum hätte das dramatische Finale des Schauspiels seine Bedeutung verloren.
    Die Hände reckten sich, machten grazile
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