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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans
Autoren: Dämonenkiller
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immer wieder gelang es mir, irgendwo Halt zu finden, mich aufzuraffen und meinen. Weg fortzusetzen.
    Endlich erreichte ich den Turm, den Alraune mit Christoph Wagner betreten hatte. Ich lauschte und vermeinte, über das Geheul des Sturmes hinweg ein Seufzen und Stöhnen zu hören.
    „Alraune!" schrie ich so laut ich konnte.
    Ich hastete den Schneckengang hinunter, immer mehrere der Stufen auf einmal nehmend, rutschte aus, kullerte die Treppe hinunter. Mir taten alle Knochen weh, als ich wieder auf die Beine kam. Aber es war nicht mehr weit. Noch höchstens zwei Dutzend Stufen, dann war ich bei Alraune und Christoph Wagner. Und vielleicht kam ich noch nicht zu spät.
    Sie war allein und lehnte unter dem Torbogen an der Wand. Ihre Silhouette hob sich deutlich von dem helleren Hintergrund ab.
    „Alraune, was hast du mit ihm getan?"
    Ich riß sie an den Armen zu mir herum. Meine Blicke irrten in den Hof hinaus. Ich war gefaßt, irgendwo den mumifizierten, vertrockneten Körper von Fausts Famulus zu erblicken. Aber nichts dergleichen bot sich meinen Blicken dar.
    „Wovon sprichst du, Georg?" fragte Alraune. Ihr Gesicht hatte einen verklärten Ausdruck.
    „Ich habe ihn gesehen - Christoph Wagner", herrschte ich sie an. „Es hat keinen Sinn, zu leugnen, daß er hier war."
    Ich hielt sie so fest gepackt, daß sie vor Schmerz aufschrie.
    „Du tust mir weh, Georg!" rief sie. „Warum sollte ich denn verschweigen, daß er hier war? Er verlangte nach dir."
    „Und?"
    „Ich wollte ihn zu dir führen", erzählte sie weiter, „doch davon wollte er nichts wissen. Er sagte, er sei in Eile und müßte schnellstens wieder nach Wittenberg zurück. Er hinterließ nur die Nachricht für dich, daß du zu Dr. Faust kommen sollst."
    „Und aus welchem Grund? Hat er das nicht gesagt?"
    „Er erwähnte nur, daß es dem Doktor nicht gutginge, daß es scheine, als hätte er endgültig den Verstand verloren."
    „Und dann ist er wieder fortgeritten?" fragte ich.
    „Er hatte kaum ausgesprochen, da verschwand er auch schon wieder im Schneegestöber. Was hat das alles zu bedeuten, Georg?"
    „Ich verlasse die Burg", erklärte ich ihr. „Für immer. Und ich möchte, daß du mich begleitest. Mephisto hat es dir freigestellt."
    „Das kommt etwas überraschend für mich, Georg."
    „Hast du denn deine Ansichten auf einmal geändert, Alraune? Ist dir der falsche Zauber, den dir Mephisto zu bieten hat, mehr wert, als das wahre Leben und das reine Glück?"
    „Du mußt mir etwas Zeit lassen", bat sie verzweifelt.
    „Entscheide dich, Alraune!" sagte ich heftig. „Ich hole jetzt zwei Pferde. Wenn ich zurückkomme und du bist nicht mehr da, dann weiß ich, daß du dich für die Mächte der Finsternis entschieden hast."
    Ich beschaffte die Pferde. Alraune war verschwunden. Fluchend jagte ich das eine Pferd davon, schwang mich in den Sattel des anderen und jagte über die Zugbrücke aus der Burg. Als ich mich kurz danach noch einmal umdrehte, glaubte ich Mephisto und Alraune Seite an Seite hinter den Zinnen der Burgmauer stehen zu sehen.
    War das wirklich die endgültige Entscheidung?
    Ich wollte mir darüber nicht den Kopf zerbrechen, sondern zuerst einmal sehen, ob ich Faust helfen konnte.
    Der Schnee wehte mir in die Augen, so daß ich überhaupt nichts sehen konnte. Deshalb bemerkte ich die Gestalt auch nicht rechtzeitig, die plötzlich vor mir auftauchte. Mein Pferd mußte so überrascht worden sein wie ich, denn es bäumte sich auf, als der einsame Wanderer mit um sich schlagenden Händen auf sich aufmerksam machte. Es war ein alter Mann mit schlohweißem Haar und verrunzeltem Gesicht.
    „Haltet an!" hörte ich ihn rufen.
    „Keine Zeit, Alter!" erwiderte ich und stieß ihn mit dem Peitschenknauf fort.
    Keine hundert Meter weiter stolperte mein Pferd und brach sich ein Bein. Ich mußte ihm den Gnadenstoß geben und meinen Weg zu Fuß fortsetzen.

    Wahrscheinlich hätte ich mich im Schneesturm verirrt und wäre irgendwo erfroren, wenn nicht zufällig eine Kutsche meinen Weg auf der völlig verschneiten Straße gekreuzt hätte.
    Die Nacht war längst schon hereingebrochen, als ich vor mir eine Laterne schaukeln sah. Es stellte sich heraus, daß das Rad einer Kutsche in einer zugefrorenen Pfütze eingebrochen war. Mit vereinten Kräften machten wir das Gefährt wieder flott, und der Besitzer der Kutsche bot mir an, mich nach Wittenberg zu bringen. Es war ein vornehmer Herr, in einem Wolfspelz gekleidet. Die beringten Hände steckten in einem
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