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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans
Autoren: Dämonenkiller
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vergessen.
    Ich lenkte mein Pferd in Richtung Wittenberg. Alraune folgte mir, ohne Fragen zu stellen. Als wir uns jedoch Fausts Haus näherten, begannen unsere Pferde zu scheuen. Alraune wäre beinahe abgeworfen worden.
    „Was ist nur mit den verdammten Biestern los?" Was ich auch anstellte, mein Pferd war nicht dazu zu bewegen, sich Fausts Haus weiter zu nähern.
    „Laß uns umkehren, Georg!" bat Alraune, die alle Mühe hatte, sich im Sattel zu halten. „Hier ist kein Weg, wenn Mephisto es nicht will."
    Ich wollte schon absitzen und zu Fuß zu Fausts Haus gehen, als sein Famulus Christoph Wagner auftauchte. Ich winkte ihn heran, stellte ihm Alraune vor und frage ihn nach Fausts Befinden.
    „Sein Zustand ist unverändert", sagte er, dabei den Blick nicht von Alraune lassend. „Sorgt Euch nicht um ihn, Georg, sondern paßt nur auf Euch auf, daß Euch nichts zustößt! Ich erwarte kommende Nacht wieder Euer Zeichen. Wenn ich es nicht sehe, weiß ich, daß ich handeln muß."
    Wir verabschiedeten uns.
    Während des Rittes zur Burg zurück sagte Alraune: „Ein hübscher Mann, den du deinen Freund nennst. Wie heißt er denn?"
    „Christoph Wagner", antwortete ich ahnungslos.
    Möglicherweise hatte ich damit sein Schicksal besiegelt.

    Das alte Jahr verabschiedete sich, das neue wurde eingeläutet. Auf der Burg wurde der Jahreswechsel mit einem rauschenden Fest begangen, über dessen Ablauf ich aber nichts sagen kann, weil ich meine Erinnerung daran verlor.
    Das neue Jahr war bereits einige Tage alt, als es sich ergab, daß Mephisto und ich uns zu einem aufschlußreichen und interessanten Gespräch zusammenfanden. Draußen tobte ein Schneesturm, der den Tag zur Nacht machte. Die großen, schweren Kristalle wurden vom Wind mit solcher Geschwindigkeit durch die Luft gepeitscht, daß sie sich dem Auge als verschwommene weiße Linien darboten, die so dicht aneinandergereiht waren, daß man nur wenige Meter Sicht hatte. Als das Schlimmste vorüber war, hatte die Welt eine weiße Haube bekommen, aber der Himmel blieb finster.
    „Heute nacht, Herr Speyer, wird es sich entscheiden", sagte Mephisto und bedachte mich mit einem durchdringenden Blick. Gleich darauf erkundigte er sich:„ Ihr wißt, daß ich von Faust spreche?"
    Ich wandte mich von ihm ab, starrte in die Flammen des Kamins, mußte aber bald wegsehen, weil mich ihr Züngeln müde und schwindlig machte. Ich ließ meine Blicke über Alraune wandern, die etwas abseits saß und abwesend wirkte.
    „Geh, mein Kind! Deine Anwesenheit verunsichert unseren Gast nur", befahl ihr Mephisto.
    Alraune verhob sich und verließ den Raum.
    Ich hatte ihn mit ihr noch nie so vertraulich sprechen hören. Es gefiel mir nicht, daß sie seinem Befehl so ohne den geringsten Widerspruch nachkam. Ich fuhr in meinem Stuhl halb hoch, ließ mich dann aber wieder zurücksinken.
    „Der Pakt ist also demnach abgelaufen?" erkundigte ich mich.
    „In der kommenden Nacht", bestätigte Mephisto.
    „Und ihr glaubt, daß Faust es Euch leichtmachen wird?"
    „Der verehrte Faustus hat es mir nie leicht gemacht", sagte Mephisto betrübt. „Er tat mir in den vergangenen Jahren mehr Sorgen und Kummer bereitet, als all meine anderen Schuldner zusammengenommen. Oft mußte ich alle meine Künste aufbieten, um von ihm nicht übervorteilt zu werden. Aber der Kampf mit ihm war nicht ganz ohne Reiz, wie ich gestehen muß."
    „Ihr sprecht wie ein Sieger, dabei weiß ich, daß Faust nie Euer Knecht war. Er war immer sein eigener Herr und hat sich nie dem Diktat des Bösen zu beugen brauchen. Er hat viel Gutes getan in seinem Leben, was bester Beweis dafür ist, daß er nie Euer Sklave war."
    „Am Ende werde aber doch ich über ihn triumphieren", behauptete Mephisto. „Ich weiß natürlich, daß er alles mögliche ersonnen haben kann, um seiner Höllenfahrt zu entgehen. In unserem Pakt gibt es auch eine Klausel, wonach ich ihn freigeben müßte, wenn ich einen seiner Wünsche nicht erfüllen könnte. Natürlich hat der verehrte Faustus versucht, mir auf diese Weise ein Schnippchen zu schlagen. Er verlangte zum Beispiel von mir, daß ich ihm über Nacht eine Burg bauen sollte, und legte mir die Pläne vor, an die ich mich zu halten hatte. Natürlich glaubte er, daß ich ihm diesen Wunsch nicht erfüllen könnte. Doch wie erstaunt war er, als er bei Sonnenaufgang diese Burg erblickte. Er war so wütend, daß er sie verschmähte. Also wählte ich sie zu meinem Domizil, damit ich meinem Schwerenöter nahe sein
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