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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans
Autoren: Dämonenkiller
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Ihr nicht überblicken könnt", erwiderte Mephisto ruhig. „Es wird sich noch Gelegenheit finden, mit Euch über Faust zu sprechen. Doch jetzt verderbt mir nicht die Stimmung mit Euren Moralpredigten! Trinkt!"
    Ich ergriff meinen Kelch und stieß mit Alraune an.
    „Du hast dich eben dumm benommen, Georg", raunte sie mir zu. „Wie ein Bauerntölpel, der sich unter seinesgleichen wähnt."
    Aber sie sagte es mit einem Lächeln, so daß ich ihr nicht böse sein konnte. Und hatte sie nicht recht? Mephisto war alles andere als ein polternder, cholerischer Höllenschwager, der nur Geschrei und Gefluche von sich gab, so oft er den Mund aufmachte. Er war im Gegenteil ruhig und besonnen, besaß einen spritzigen Geist - und man mußte ihm auch zugestehen, daß er in gewisser Weise kultiviert war. Natürlich konnte er auch anders sein. Aber wenn er sich, wie jetzt, gewandt schlug, so mußte man seine Schläge mit der gleichen Waffe parieren.
    Ich nahm mir vor, mich nicht mehr so gehenzulassen, sondern Mephistos Spielregeln anzunehmen. Es fielen nicht mehr viele große Worte am Tisch. Mephisto nahm von den köstlichen Speisen nichts zu sich, sondern zog sich schon bald mit den beiden Mädchen zurück.
    „Was hat er mit ihnen vor?" fragte ich beunruhigt.
    Alraunes Antwort war ein verschämtes Kichern.
    „Tu nicht so!" fuhr ich sie an. „Du weißt ganz genau, daß die Begierden eines Dämons nicht mit denen eines gewöhnlichen Mannes zu vergleichen sind."
    „Fühlst du dich schon stark genug, Mephisto seine Vergnügungen zu verbieten?"
    Ich sah sie fest an. „Alraune, ich habe diese Einladung nur angenommen, um Mephisto den Garaus zu machen."
    Der Blick ihrer Augen wurde verschleiert, als sie sagte:„ Und ich dachte, du seist meinetwegen hier."
    „Du bist erst für mich frei, wenn Mephisto vernichtet ist."
    „Da wirst du dich aber noch lange gedulden müssen."
    „Ich scherze nicht, Alraune."
    „Und ich habe Angst vor deiner Entschlossenheit." Sie ergriff meine Hand. „Komm mit mir und laß uns die düsteren Gedanken vergessen! Wir haben Mondschein. Ich will dich durch die Burg führen." Es war wie in einem Traum, als sie mich an der Hand nahm und mit mir aus dem Rittersaal lief. Nur verschwommen nahm ich die Wächter wahr, die in allen Gängen lauerten wie Statuen, uns aber mit ihren Blicken verfolgten. Wir waren nie allein. Auch nicht in dem Wehrgang, durch dessen Schießscharten schmale Streifen des Mondlichtes fielen - und wo Alraune mich küßte. Nur auf der Plattform des höchsten Turmes waren wir wirklich allein. Der Mond schien freundlich auf uns herunterzulächeln. Ich fühlte mich wie der Herr dieser Burg und meinte in diesem Augenblick, fliegen zu können.
    „Was machst du, Georg?"
    Alraune zog und zerrte an mir, so lange, bis ich wieder von der Zinne herunterkletterte. Mir wurde danach auf einmal bange. Ich zitterte, und der Schweiß brach mir aus allen Poren aus, weil mir bewußt wurde, daß eine fremde Macht mich gepackt und beinahe dazu verleitet hatte, daß ich mich vom Turm stürzte. Das konnte nur Mephistos Werk sein. 4 Alraune preßte sich an mich, und ihre Körperwärme vertrieb die Kälte aus mir. Aber es war ein viel zu kurzer, köstlicher Augenblick. Vor den Mond schob sich drohend wie eine Dämonenfaust eine dunkle Wolke und ließ den schönen Traum zerrinnen und zu einem Alptraum werden.
    Alraune brachte mich auf mein Zimmer. Die Kerze im Fenster war erloschen.
    Ich schlich aus meinem Zimmer und folgte Alraune heimlich durch die Gänge. Sie summte fröhlich vor sich hin. Es war eine fremdartige Melodie, ' einschmeichelnd und aufrüttelnd zugleich. Sie tänzelte durch den Laubengang, schlug mit ihren Händen spielerisch gegen Säulen, drehte sich hopsend um ihre eigene Achse. Ihr Haar wehte hinter ihr her.
    Da merkte ich, daß ich nicht der einzige war, der ihr folgte. Aus einem Torbogen löste sich ein Schatten - und dann noch einer. Ich griff mir an den Gürtel, wo mein Dolch steckte. Wenn Mephisto seine Schergen auf Alraune hetzte, dann würde er bald zwei Diener weniger haben.
    Die beiden Schatten folgten Alraune, die davon überhaupt nichts zu merken schien. Ihre Verfolger ließen es andererseits auch an Vorsicht mangeln. Sie schritten geradezu unbekümmert einher, kamen Alraune immer näher.
    Ich zog den Dolch aus der Scheide, als der erste Schatten sie erreichte. Der andere zog sich hinter eine Säule zurück. Er lehnte sich dagegen, hob den Kopf und ließ vom Mondlicht sich
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