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063 - Das Rätsel der Insel

063 - Das Rätsel der Insel

Titel: 063 - Das Rätsel der Insel
Autoren: Michael J. Parrish
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Schein des Feuers das einzige Licht war, das den gewaltigen Raum erhellte.
    Matt hielt nicht allzu viel von Aruulas Geister- Theorie.
    Andererseits überzeugte ihn auch nicht Aikos Erklärungsversuch. Der Mann war keine Projektion gewesen, kein dreidimensionales Bild, sondern wirklich und aus Fleisch und Blut. Er hatte unmittelbar vor Matt gestanden, ihm für einen kurzen Moment in die Augen geblickt - ein lebloses Bild tat so etwas nicht.
    Matt kam zu dem Schluss, dass weder Aruula noch Aiko Recht hatten mit dem, was sie sagten.
    Vermutlich lag die Wahrheit irgendwo dazwischen…
    ***
    Zur Zeit des großen Eises
    Kanghai Khan stieg die Stufen hinab, die sich vor ihm erstreckten, immer tiefer unter das Eis, das seiner Expedition zum Verhängnis geworden war. Doch was waren all die Opfer, die er gebracht hatte, was waren Menschenleben im Vergleich zu dem Preis, der ihn jetzt erwartete?
    Mit jedem Schritt, den sich Kanghai Khan weiter in die Tiefe begab, wuchs seine Zuversicht, dass dies das Land war, das er hatte finden sollen, jener geheime Ort, an den die Götter ihn gerufen hatten!
    Er sollte derjenige sein, dem es vergönnt war, als erster Mensch Shrang-ala zu betreten. Shrang-ala, das verlorene Reich der Götter! Das Paradies, in das andere erst gelangten, wenn sie den Weg des Kriegers gegangen und einen tapferen und ehrenvollen Tod gestorben waren.
    Plötzlich überkam Kanghai Khan ein schrecklicher Gedanke.
    Was, wenn er bereits tot war? Wenn er sich nur noch am Leben wähnte, in Wahrheit jedoch die Grenze zum Jenseits bereits überschritten hatte?
    Er erinnerte sich, dass er im Schnee zusammengebrochen war, dass sich die Kälte überall in ihm ausgebreitet hatte - bis er plötzlich jenen Baum gesehen hatte. Jenen blühenden Baum inmitten einer Wüste aus Eis, der ihm den Weg nach Shrang-ala wies…
    Kanghai Khan blieb stehen.
    Der Verdacht, der in ihm keimte, war so schrecklich, dass er ihn sofort überprüfen musste. Entschlossen zückte er den kurzen Dolch, der an seinem breiten Gürtel hing und der die letzte Waffe darstellte, die ihm noch geblieben war. Seine Lanze, seinen Bogen und sein Krummschwert hatte er in der Eiswüste zurückgelassen. Gegen Feinde wie den vernichtenden Wind und die erbarmungslose Kälte waren sie nicht von Nutze n.
    Zitternd hielt Kanghai Khan den Dolch in seiner Rechten, während er mit den Zähnen die Fellstreifen von seiner anderen Hand zerrte.
    Wenn er tot war, dann würde er keinen Schmerz mehr empfinden. Wenn er tot war, würde er nicht mehr bluten…
    In einem jähen Entschluss griff der Khan mit seiner bloßen Hand in die Klinge des Dolchs und drückte sie tief seine Handfläche.
    Der Schrei, den er ausstieß, war ein Ausruf des Glücks.
    Er spürte den Schmerz, was bedeuten musste, dass er noch am Leben war. Kanghai Khan öffnete seine zitternde Hand, blickte dankbar auf das helle Blut, das aus der Wunde quoll.
    Der Bewies dafür, dass er noch lebte.
    Er empfand Schmerz und er blutete. Mehr brauchte er nicht zu wissen.
    Rasch steckte er den Dolch ein und wickelte die Fellstreifen wieder um seine Hand. Dann setzte er seinen Weg fort, weiter hinab durch den Höhlengang, der immer tiefer unter das Eis führte.
    Das Leuchten, das er zu Beginn gesehen und das ihm den Weg gewiesen hatte, verstärkte sich dabei, und immer deutlicher hatte Kanghai Khan das Gefühl, von etwas angelockt zu werden.
    Es mussten die Götter sein, die ihn riefen…
    ***
    300 Jahre später
    Matt war erleichtert, als nach der kurzen Dämmerphase, die in diesen Regionen und jetzt im Sommer die kurze Nacht darstellten, sanfte Strahlen von Licht durch die quadratischen Fensteröffnungen fielen und verrieten, dass der neue Tag angebrochen war.
    Weder er noch seine Gefährten hatten ein Auge zutun können.
    Alle drei hatten sie am Feuer gesessen und schweigend Wache gehalten für den Fall, dass der plötzliche Besucher sich noch einmal zeigte.
    Doch es war ruhig geblieben. Die ganze Ruhezeit über hatte die Erscheinung - oder was immer es gewesen war - sich nicht mehr gezeigt, und als der Morgen dämmerte, hätte man glauben können, alles wäre nur ein böser Traum gewesen - hätten nicht alle drei diesen Traum gehabt…
    Das Feuer war herunter gebrannt. Um die Glut sitzend, nahmen Matt und seine Freunde ein karges Frühstück zu sich, ehe sie ihren Erkundungsgang durch die Festung fortsetzten - und ihre Suche nach den geheimnisvollen Herren dieser Insel.
    »Hallo?«, rief Matt noch einmal laut, ehe sie die
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