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063 - Das Rätsel der Insel

063 - Das Rätsel der Insel

Titel: 063 - Das Rätsel der Insel
Autoren: Michael J. Parrish
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kundschaften.
    Kanghai Khan, der ein mächtiger und einflussreicher Stammesfürst war und nur die Götter selbst fürchtete, hatte getan, was von ihm verlangt wurde.
    Eine Expedition war zusammengestellt worden, eine Gruppe von Freiwilligen, die Kanghai Khan durch die Eiswüste in ein neues Land folgen wollte.
    Leider teilten längst nicht alle Krieger des Stammes Khans Zuversicht, was die Existenz eines solchen Landes betraf, und so hatte sich die Zahl derer, die bereit gewesen waren, ihm freiwillig zu folgen, in engen Grenzen gehalten.
    Kanghai Khan hatte von seinem Recht als Stammesfürst Gebrauch gemacht und einige der Krieger zwangsverpflichtet - ein Umstand, der sich später gerächt hatte.
    Denn schon zwei Wochen nach ihrer Abreise aus dem Stammesgebie t war die Expedition in einen schweren Eissturm geraten, der zwei Männer das Leben gekostet hatte. Dabei war einer der Schlitten, die die Vorräte trugen, in eine Eisspalte gestürzt.
    Danach hatte der Proviant rationiert werden müssen - und das, obwohl die Männer im Kampf gegen Sturm und Eis täglich Schwerstarbeit leisteten. Zudem hatten Gerüchte um sich gegriffen, die Expedition stünde unter einem schlechten Stern, der Tod der beiden Männer wäre ein Zeichen zur Umkehr gewesen, das es zu achten gelte.
    Doch Kanghai Khan, der weiter die Stimmen der Götter hörte, die ihn ohne Unterlass riefen, hatte darauf beharrt, die Expedition fortzusetzen - eine tödliche Fehlentscheidung, wie ihm jetzt klar wurde, da seine Knie weich wurden und unter seinem Körper wegsackten.
    Der hünenhafte Mogoole fiel der Länge nach in den Schnee.
    Bald spürte er die eisige Kälte, die durch seine Kleider sickerte und seinen Körper wie mit Nadelstichen peinigte.
    Sollte es so enden?
    Erfroren? Inmitten einer endlosen Wüste aus Schnee, Kälte und Eis?
    Kanghai Khan kicherte - die Fröhlichkeit eines Mannes, der kurz davor stand, den Verstand zu verlieren.
    Er hatte die Stimme der Götter gehört, die ihn zu dieser Mission riefen, da war er sich sicher. Oder waren es böse, falsche Götter gewesen, die ihn und die Seinen ins Verderben geführt hatten?
    Vielleicht geschah es ihm Recht, wenn er am Ende den gleichen Tod starb, der auch jene ereilt hatte, die er mit sich genommen hatte.
    Wenn Kanghai Khan die Augen schloss, konnte er sie vor sich sehen - die starren Mienen der Erfrorenen, die ihn in stummer Anklage anblickten…
    Nachdem in einer eisigen Nacht zwei weitere Männer ihr Leben gelassen hatten, war es zu einer folgenschweren Auseinandersetzung zwischen Kanghai Khan und seinem Unterführer Batai gekommen. Batai, ein klein gewachsener Mann mit gelblicher Haut und dunklem, wachsigen Haar war ein treuer Kampfgefährte und Bogenschütze gewesen, doch unter den gegebenen Umständen hatte er Kanghai Khans Fähigkeiten als Anführer angezweifelt.
    Vor den Männern hatte er laute Zweifel daran geäußert, ob es tatsächlich die Stimme der Götter war, die Kanghai Khan in seinem Kopf vernahm, oder nicht vielmehr die des Wahnsinns.
    Kanghai Khan war daraufhin nichts anderes geblieben, als Batai nach alter Sitte zum Kampf herauszufordern. Doch der Unterführer hatte sich nicht darauf eingelassen. Statt dessen war es zur offenen Revolte gekommen.
    Einige der Männer hatten sich gegen ihn gestellt, andere, die Kanghai Khan noch immer fürchteten, waren auf seiner Seite geblieben. Der Kampf hatte einen Tag und eine ganze Nacht lang gedauert. Bei Sonnenaufgang war das Eis getränkt gewesen vom Blut der Erschlagenen. Batai und fünf seiner Aufrührer waren tot, worauf der Rest der Meuterer beschlossen hatte, den Widerstand aufzugeben.
    Obwohl die Gesetze es forderten, hatte Kanghai Khan darauf verzichtet, sie zu bestrafen. Die gefallenen Aufrührer mitgerechnet, hatte er an jenem Tag zehn Männer verloren - und allmählich war auch er sich nicht mehr sicher gewesen, ob dies nicht tatsächlich ein Zeichen zur Umkehr war, zumal er seit diesem Tag nichts mehr von den Göttern gehört hatte. Die Stimmen in seinem Kopf waren verstummt und kehrten nicht zurück - woran das lag, konnte Kanghai Khan nur vermuten.
    Hatte die Revolte gegen ihren Willen die Götter erzürnt?
    Hatten sie gewollt, dass er alle Meuterer tötete? Oder - und dieser Gedanke erschreckte ihn noch viel mehr - erachteten sie ihn nicht mehr als würdig, die Expedition zu führen?
    Diese und andere Ängste hatten ihn geplagt, während er seine Männer weiter nach Osten führte, aber natürlich hatte er sich gehütet,
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