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0627 - Tanz der Kobra

0627 - Tanz der Kobra

Titel: 0627 - Tanz der Kobra
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wollten. Passierte das, kamen sie aus eigener Kraft kaum frei. Eine Seilwinde fehlte, mit der sie sich selbst hätten wieder freischleppen können.
    Deshalb mußten sie vorausschauend fahren.
    Längst hatten sie die Windschutzscheibe wieder hochgeklappt und auch das Stoffverdeck wieder aufgebaut; der Weg war zeitweilig so schmal und die Äste hingen so niedrig, daß sie vom Verdeck zur Seite gebogen wurden.
    »Bishop«, murmelte Zamorra. Es war zu erwarten gewesen, daß sie mit ihm zu tun bekamen. Wo immer Ssacah seine Kreise zog, war sein Hohepriester nicht weit. Bishops Vorgänger, Mansur Panshurab, hatte sich stets bemüht, seinem Dämon nach besten Kräften zu dienen. Aber er hatte nicht sehr viel zustandegebracht und war schließlich eher beiläufig ermordet worden. Niemand hatte ihn wirklich ernst genommen, nicht einmal die Dämonen selbst. Commander Nick Bishop, ein Engländer, wirkte da schon wesentlich bedrohlicher. Er gab sich als ehemaliger Kolonialoffizier aus. Sein Alter ließ sich vom Aussehen her schwer bestimmen; aber für einen Kolonialoffizier war er auf jeden Fall zu jung. Ob er wirklich von jenem Colonel abstammte, der in den 30er Jahren den Tukh-Aufstand blutig niedergeschlagen hatte, blieb dahingestellt, war nicht nachzuprüfen.
    Aber er besaß eine enorme Durchsetzungskraft und Härte. Er würde sich kaum von anderen Dämonen, denen Ssacah ein Dorn im Auge war, beeindrucken lassen. Eher umgekehrt…
    Zu seiner Frechheit paßte es, daß er sich dem Informanten gegenüber als Zamorra ausgegeben hatte.
    Der echte Zamorra fragte sich nun, was mit Rabindra Tegore passiert war. Bishop würde ihn kaum am Leben lassen. Er würde ihn allenfalls als Köder benutzen.
    War es das, wovor der Unbekannte gewarnt hatte? Oder war dieser Warner nur eine Projektion, die die Gedanken der Verfolger in die von Bishop und Ssacah gewünschte Richtung lenken sollte?
    Das würde sein überraschendes Auftauchen und Verschwinden erklären. Dann aber mußte sich Bishop doch denken, daß Zamorra erst recht mißtrauisch wurde. Magische Effekte wiesen doch garantiert auf dämonisches Eingreifen hin…
    Zamorra wurde aus der ganzen Sache nicht schlau. Es erstaunte ihn auch, daß sein Amulett nicht auf den dürren Turbanträger angesprochen hatte. Er besaß also keine feststellbare magische Aura!
    Was das Rätsel um ihn nicht gerade kleiner machte.
    »Wer weiß, ob es Rabindra Tegore überhaupt gibt«, überlegte Nicole. »Vielleicht war das schon Teil einer Falle. Wir wurden hergelockt, um einen Informanten zu treffen, der in Wirklichkeit gar nicht existiert.«
    »Aber der Einbeinige hat uns doch bestätigt, daß Tegore im Dorf war und dann mit Bishop gegangen ist.«
    »Wer sagt uns, daß er nicht gelogen hat? - Bestimmt nicht das Geld, das du ihm so großzügig geschenkt hast«, kam Nicole einem möglichen Einspruch zuvor. »Er hat es eingestrichen und uns trotzdem vorgeführt wie der Dompteur den Tanzbären. Wir sollten hierher kommen und in eine Falle gehen. Der Warner ist vielleicht ein verstärkender Effekt. Weißt du was, Chef? Laß uns umdrehen, zurück nach Delhi oder einer der anderen Städte mit Flughafen fahren und ganz schnell wieder verschwinden. Ich verzichte sogar auf mein heißersehntes Rendezvous mit dem Yeti, der mir bestimmt gern seine Sammlung von Messner-Fotos zeigen würde…«
    »Was hast du immer mit Messner und dem Yeti?« seufzte Zamorra. »Was kann der Mann dafür, daß er von den Medien gezielt mißverstanden wird?«
    »Ja, der arme Yeti… der kann wirklich nichts dafür…«
    »Und wir können hier wirklich nicht wenden. Rückwärtsfahren, und das diese ganzen elend langen holperigen Kilometer, möchte ich auch vermeiden. Also wird uns nicht viel übrigbleiben, als weiter vorwärts zu fahren.«
    »Hoffentlich nicht mehr besonders weit«, seufzte Nicole. »Schade, daß uns Landkarten hier nicht mehr weiterhelfen.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern und warf einen etwas erstaunten Blick auf den Kilometerzähler. »Wird es dich sehr enttäuschen, daß wir erst drei Kilometer weit gekommen sind?«
    »Du bist verrückt!« stieß sie hervor. »Das kann nicht sein! So lange, wie wir schon hier herumrumpeln… nee, warte mal. Achte mal auf die Hundertmeteranzeige… die steht doch!«
    Eine Viertelstunde später hatten sie den Beweis; das Zählwerk war defekt. Somit ließ sich nur noch schätzen, welche Entfernung sie zurückgelegt hatten. Aber Nicoles Schätzung von etwa 15 Kilometern für die Stunde, die
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