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0627 - Tanz der Kobra

0627 - Tanz der Kobra

Titel: 0627 - Tanz der Kobra
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Einen halben Kilometer weiter gibt es eine Brücke.«
    »Na schön. Bauen wir eine Straße und fahren mal eben hinüber«, sagte Nicole.
    »Meine Diener können Ihr Gepäck tragen«, sagte die Schwarzhaarige. »Allerdings nur das, was wirklich gebraucht wird.«
    »Das heißt, wir müssen den Wagen hier zurücklassen.«
    Die Schwarzhaarige nickte. »Wo Sie hin wollen, werden Sie ihn ohnehin kaum gebrauchen können.«
    »Woher wollen Sie wissen, wohin wir wollen?« fragte Zamorra mißtrauisch.
    Sie lächelte.
    »Wir wollten uns doch schon vor Tagen dort treffen«, sagte sie und deutete in die Richtung, aus der Zamorra und Nicole gekommen waren. »Aber Sie haben sich sehr verspätet. Ich bin Rabindra Tegore.«
    ***
    Während des Festes kümmerten sich die Schlangenbändiger zwischendurch auch um ihre Kobras. Der Zufall wollte es, daß für einige der Tiere wieder einmal die regelmäßige Fütterung anstand. Schlangen verdauen lange an ihrer Beute und brauchen nicht jeden Tag frische Nahrung, jedoch ist eine regelmäßige Fütterung notwendig.
    Die Schlangenbändiger sorgten sehr aufmerksam für ihre Tiere. Schon aus Selbsterhaltungstrieb; wenn die Kobras satt sind und sich wohl fühlen, scheinen sie weniger gefährlich zu sein, und sogar Kleinkinder können es wagen, mit ihnen zu spielen. Immerhin bleiben die Schlangen giftig; man läßt ihnen die Giftzähne, damit sie später, wenn sie wieder in die freie Wildbahn entlassen werden, auf sich allein gestellt überleben können.
    In der Zwischenzeit sind die Schlangenfänger für sie verantwortlich.
    Normal leben die Kobras von kleinen Pelztieren. Aber da sich niemand die Mühe macht, Mäuse, Ratten und andere kleine Nager zu fangen, werden die Schlangen mit Hammelfleisch gefüttert, das billig zu kaufen ist.
    Dem aber fehlt der typische Beutegeruch; deshalb mögen die Kobras es gar nicht und würden es unter normalen Umständen einfach ignorieren, liegenlassen, selbst wenn sie schon am Verhungern sind. Also werden sie zwangsernährt, das Fleisch ihnen in den Rachen gestopft und später tief hinab in den Magen massiert, damit sie es nicht wieder hinauswürgen können.
    Das geschah nun auch hier bei einigen der Kobras der Bendhi-Familie. Andra machte es zu einer weiteren kleinen Show. Die Fütterung der Schlangen war für jeden Menschen immer wieder ein interessantes Schauspiel und in diesem Fall auch noch eine willkommene Auflockerung des abendlichen Festes. Es war den Tieren dabei deutlich anzusehen, wie wenig sie von den schlangenmaulgerecht zugeschnittenen Hammelfleischbrocken hielten, zu deren Verzehr sie mit sanfter Gewalt gezwungen wurden. Der Attraktivität des Spektakels tat dies keinen Abbruch.
    Belani trat zu Andra. »Was ist mit der Messing-Kobra?« fragte sie leise. »Die müßte doch längst schon hungrig sein, so lange, wie wir sie jetzt schon haben.«
    Andra fror, obgleich der Abend keine Abkühlung gebracht hatte.
    »Ich kann sie nicht füttern«, sagte er leise.
    »Warum nicht?«
    »Ich kann es einfach nicht. Ich weiß nicht, warum.«
    »Vielleicht aus dem gleichen Grund, aus dem du sie nicht in die Vorstellung nimmst? Sie wäre die absolute Attraktion. Wer hat schon jemals eine Kobra mit Messing-Schuppen gesehen? Aber du läßt sie immer in ihrem. Behälter, trainierst nicht mal mit ihr. Da könntest du sie auch gleich wieder freilassen. Eine Schlange, die nicht für ihren Lebensunterhalt arbeitet, brauchen wir nicht.«
    »Sie verlangt ja keinen Lebensunterhalt von uns«, sagte Andra leise. »Ich glaube, sie ist etwas ganz anderes, als wir denken. Und ich glaube, ihre Nahrung sieht auch ganz anders aus als alles, was wir uns vorstellen können.«
    »Was meinst du damit?«
    Er schüttelte den Kopf. »Kann ich dir nicht sagen.«
    »Was kannst du überhaupt sagen, Andra?« gab Belani verärgert zurück. »Du schleppst dieses Prachtstück von Schlange an, ein Wesen, wie es keiner von uns je zuvor gesehen hat und das aussieht, als hätte Shiva selbst es uns geschickt…«
    Andra sprang auf. »Sag das nie wieder!« zischte er. »Nie wieder, hörst du?«
    Sie betrachtete ihn wie eine der Schlangen. »Was?«
    »Daß Shiva sie uns geschickt hätte! Sie ist keines von Shivas Kindern, Belani! Sie ist eine Ausgeburt des Bösen! Wir hätten sie töten sollen.«
    Belani wich zurück. »Das sagst du? Du sprichst davon, eine Schlange zu töten? Ausgerechnet du?«
    »Diese Schlange trägt das Böse in sich. Das Problem ist: Wir haben die Verantwortung für sie
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