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0621 - Weckt die Toten auf!

0621 - Weckt die Toten auf!

Titel: 0621 - Weckt die Toten auf!
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daran, daß es in Europa jetzt Winter war mit Kälte und Schmuddelwetter in unfröhlichem Wechsel. Hier, in Brasilien, südlich des Äquators, war jetzt Sommer.
    Und Karneval.
    »Die haben sich hier die richtige Jahreszeit ausgesucht, um fröhlich zu feiern, statt sich wie bei uns den A… - hm, den anatomischen Südpol abzufrieren«, stellte Nicole Duval fest, Lebensgefährtin, Kampfpartnerin und Sekretärin des dämonenjagenden Professors. »Und weil sich wegen Kälte, Regen und Bonsai-Taifunen die Tanzmädchen beim Festumzug in dickste Klamotten wickeln müssen, fällt den Herren der Schöpfung nichts anderes ein, als platte Büttenreden auf unterstem Niveau zu halten und in verkrampfter Art Politiker-Beschimpfungen mit Humor zu verwechseln… töff-täää, töff-täää, töff-täää… Hier dagegen kann man seine Lebensfreude wenigstens offen zeigen und ausleben, ohne gleich von todernsten Berufskarnevalisten schief angeguckt zu werden, wenn man sich nicht 'ne Pappnase ins Gesicht klebt, 'ne Narrenkappe auf den alkoholzerdröhnten Brummschädel pflanzt und so tut, als wäre das alles unsagbar lustig, lu-hustig, luhuhustig… töff-täää, töff-täää, töff-täää…«
    »Wenn man doch sonst nichts zu lachen hat…«, wandte Zamorra ein.
    »Das ist ja gerade das Problem! Wie soll man beim europäischen Sauerwetter in Stimmung kommen, wenn man sich nur im Wintermantel nach draußen trauen kann und sich mit Glühwein oder Grog warmhalten muß, um nach dem dritten oder vierten Glas schon sturzrabenvoll zu sein, während man hierzulande schon ganz von selbst aufwärmende Gedanken kommt, wenn man sich nur auf der Straße umsieht?«
    »Man entdeckt jede Menge Armut, magere Ratten, Müllberge am Straßenrand, Menschen in abgerissener Kleidung, Taschendiebe, Raubmörder…«
    »Also von dir hätte ich wirklich etwas anderes erwartet!« protestierte Nicole. »Warum schaust du dich nach Taschendieben, Raubmördern und Ratten um, wo es so viele Tausende bildhübscher Mädchen in spärlichster Bekleidung gibt?«
    »Ooch, nach denen brauche ich mich nicht umzuschauen«, sagte Zamorra heiter. »Schließlich habe ich dich direkt vor mir.«
    Von spärlichster Bekleidung zu reden, war bei Nicole im Moment noch maßlose Übertreibung. Sie präsentierte sonnengebräunte Haut, nur rudimentär an den wichtigsten Stellen verdeckt von einer Kostümierung, die aus insgesamt drei handgroßen und wie Hände geformten Ansammlungen von glitzernden und funkelnden Straßsteinchen bestand. Nun gut, die hochhackigen Riemenschühchen konnte man bei gutem Willen auch noch zu dieser spärlichen Bekleidung zählen.
    Nicole hatte eingekauft und sich ein ›Karnevalskostüm‹ beschafft!
    In Europa allein wegen der niedrigen Temperaturen praktisch undenkbar, reduzierte sich hier die Kostümierung oftmals darauf, körperliche Vorzüge ins rechte Licht zu rücken und zu betonen. Das ging häufig so weit, daß die brasilianische Regierung schon mehr als einmal die Fernsehsender energisch ermahnt hatte, bei ihren TV-Übertragungen des Festumzuges die Kameras besser auf die Festwagen mit den immerhin noch einigermaßen züchtig gewandeten Akteuren zu richten und nicht auf die Nackten, die den Umzug in fröhlicher Unorganisiertheit und Ungezwungenheit begleiteten. Obgleich letztere natürlich die höheren Einschaltquoten versprachen…
    »Sehe ich das richtig, daß du am Festumzug teilnehmen willst?« schmunzelte Zamorra, während er Nicole genießerisch betrachtete, die sich mit ausgebreiteten Armen vor ihm zweimal, dreimal um die eigene Achse drehte.
    Sie lachte ihn an: »Nicht direkt teilnehmen. Nicht auf einem Festwagen - dazu müßte ich ja einer der Samba-Schulen angehören. Aber unters Volk mischen und mitmachen, tanzen und flirten auf Teufel-komm-raus - warum nicht? Schließlich sind wir doch hierhergekommen, um ein bißchen Spaß zu haben, oder etwa nicht?«
    Das ließ sich nicht ganz leugnen. Sie wollten sich erholen von den zurückliegenden, kräftezehrenden Aktionen um alptraumhafte Dämonengestalten in unirdischen Welten. Schon vor ein paar Tagen hatte Nicole vorgeschlagen, dem grauen Februarwetter zu entfliehen und die Sonne dort zu genießen, wo sie schien. Das hatte, der zurückliegenden Überraschungen vorwiegend bösartiger Art wegen, nicht geklappt.
    Jetzt aber waren sie hier.
    Teri Rheken, die Silbermond-Druidin, hatte sie im zeitlosen Sprung hierhergebracht. Das sparte lange Flugzeiten und natürlich auch die entsprechenden
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