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0621 - Die Zeitkorrektur

Titel: 0621 - Die Zeitkorrektur
Autoren: Unbekannt
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MARCO POLO Il war soeben explodiert.
    Das Drama hatte seinen Anfang genommen - zum zweitenmal...
     
    *
     
    Perry Rhodan Isaß mit unbewegtem Gesicht vor dem Steuerpult der kleinen, siebzehn Meter durchmessenden Space-Jet. Atlan Isaß am Feuerschaltpult.
    „Wir haben sie gut in der Ortung", sagte Rhodan. „Wenn wir wollten, könnten wir sie abschießen."
    Atlan blickte zu ihm herüber.
    „Du weißt genau, daß wir das nicht tun dürfen, Perry.
    Außerdem haben wir es nicht getan."
    Rhodan lächelte humorlos.
    „Du meinst, beim ersten Mal, wie? Es ist blanker Irrsinn, von einem ersten Mal zu reden. Für uns ist das das erste Mal. Die MARCO POLO II ist vor rund sechs Stunden explodiert und nicht vor sieben Monaten, und wir haben D-Muner noch nie vorher angeflogen."
    „Was regst du dich so auf?" entgegnete der Arkonide. „Am besten halten wir uns genau an das Drehbuch. Wir dürfen keinen Fehler machen."
    „Ich weiß", erwiderte Perry Rhodan.
    Verkniffen starrte er auf den Ortungsreflex, der ihm die Position und Geschwindigkeit der winzigen Raumlinse anzeigte, mit der Rhodan II und Roi Danton II aus der MARCO POLO II entkommen waren.
    Er wußte genau, daß sie keinen Fehler machen durften, wollten sie die Durchführung ihrer Mission nicht ernsthaft gefährden.
    Dennoch sträubte sich alles in ihm dagegen, sich nach einem „Drehbuch" zu richten, von dem er nichts gewußt hatte, bevor die vier Zeitreisenden es ihm unterbreitet hatten.
    Der normale Menschenverstand sagte ihm, daß er sich erinnern müßte, hätte das Drama bereits einmal stattgefunden. Doch die Logik sagte dagegen, daß niemand sich an die Zukunft erinnern konnte.
    Er schob den Beschleunigungshebel etwas vor. Das Geräusch der Triebwerkskraftwerke verstärkte sich. Die elektronischen Daten auf dem Ortungsschirm wiesen aus, daß die Distanz zwischen der Space-Jet und der Raumlinse sich allmählich verringerte.
    Stimmt das genau mit Zukunft Alpha überein?
    Perry murmelte eine halblaute Verwünschung.
    „Sagtest du etwas?" erkundigte sich Atlan.
    „Ich habe lediglich meine neue Terminologie kommentiert", antwortete Rhodan. „Die Zukunft, die die Zeitreisenden uns geschildert haben, nenne ich ,Zukunft Alpha', während ich die Zukunft, in der wir ein Paradoxon erzeugen wollen, mit ,Zukunft Beta' bezeichne. Es ist dennoch unsinnig, denn schlußendlich wird das Drama nur einmal über die Bühne gegangen sein."
    „Warum versuchst du nur, auseinanderzuhalten, was sich nicht auseinanderhalten läßt?" fragte Lordadmiral Atlan mit leisem Vorwurf. „Du willst etwas begreifen, was sich nur mit abstraktmathematischen Formeln darstellen läßt. Versuche, deine Gefühle auszuschalten."
    Rhodan lächelte matt.
    In Situationen wie dieser wünschte er sich tatsächlich, er könnte seine Gefühle ausschalten wie der Arkonide. Aber im Unterschied zu Atlan besaß sein Gehirn keinen Logiksektor.
    Er bewegte den Impulssteuerknüppel, als der grüne Reflexpunkt nach Backbord aus dem Ortungsschirm zu wandern drohte. Der Diktator und sein Sohn versuchten, ihre Verfolger abzuschütteln. Bei Geschwindigkeiten unter Licht war eine kleine Raumlinse einer Space-Jet geringfügig überlegen, was die Manövrierfähigkeit betraf.
    Doch da sein Ziel bekannt war, würde ihm das wenig nützen. Er mochte soviel Ablenkungsmanöver fliegen, wie er wollte, schlußendlich mußte er den Stützpunkt Wasserball ansteuern.
    Dennoch war Perry Rhodan gezwungen, die Raumlinse nicht aus der Ortung zu verlieren. Das Drehbuch schrieb es so vor, und den Berechnungen nach mußten Rhodan und Atlan sich bis kurz nach der Landung auf D-Muner genau an die Fakten von Zukunft Alpha halten.
    Danach freilich würden sie behutsam eine Veränderung nach der anderen einfügen, bis aus Zukunft Alpha Zukunft Beta wurde.
    Der Ortungsreflex wanderte wieder zur Mitte des Bildschirms, dann erlosch er plötzlich.
    Zuerst erschrak Perry Rhodan, doch dann erkannte er, daß die Raumlinse lediglich hinter der Planetenkrümmung verschwunden war und zum Landemanöver ansetzte.
    Perry ließ die Space-Jet bis auf zwanzig Kilometer Höhe absacken. Er blickte nach unten.
    Da D-Muner keine Atmosphäre besaß, wurde der Blick auf die Oberfläche nicht durch Wolken oder Dunst behindert. In denn Gebiet, das die Space-Jet überflog, war die Sonne erst vor kurzem aufgegangen. Die Felsen und Eisbarrieren warfen lange, scharf abgegrenzte Schatten. Es würde neununddreißig Stunden dauern, bis dort unten wieder die Nacht hereinbrach.
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