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062 - Todeskuss vom Höllenfürst

062 - Todeskuss vom Höllenfürst

Titel: 062 - Todeskuss vom Höllenfürst
Autoren: Larry Brent
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konnte.
    Sie klopfte kräftiger.
    „Doreen?“ rief sie. Es war so laut, daß ihre Stimme durch
den langen Korridor hallte. Ganz vorn wurde eine Tür geöffnet. Eine
weißhaarige, reiche Witwe streckte ihren Kopf heraus.
    „Müssen Sie so einen Lärm machen?“ Die Stimme der alten
Dame war resolut. „Wir sind hier, um uns zu erholen. Ein bißchen leiser bitte!“
Mit diesen Worten schüttelte sie ihr Haupt, auf dem die bunten Lockenwickler
wie stachelige Raupen saßen. Lautstark zog sie die Tür hinter sich zu und
strafte damit ihre eigenen Worte Lüge, daß sie die Ruhe suche.
    Jo-Anne Hathry kam die Sache nicht mehr geheuer vor. Sie
stürzte zum Lift, wartete aber dann nicht, bis der Fahrstuhl aus dem zehnten
Stockwerk heruntergekommen war. Der Neunzehnjährigen dauerte es zu lange. Sie
rannte über die mit Teppichboden bespannte Treppe nach unten. Die Hotelhalle
war bis auf die Empfangsdame hinter der Rezeption leer.
    „Ich glaube, oben ist etwas passiert!“ Joe-Anne war durch
das Laufen außer Atem.
    Die zyklamrote Dame hinter der Rezeption klappte die
faltigen Augenlider in die Höhe. „Passiert? Wo? Wie meinen Sie das?“
    „Doreen meldet sich nicht. Sie sagen, daß meine Freundin
das Haus nicht verlassen hätte. In ihrem Zimmer steckt der Schlüssel!“ Das
Mädchen überschlug sich im Reden.
    „Langsam, immer langsam“, meinte die Empfangsdame. „Das
werden wir gleich haben. Im ‚Mathews’ ist noch nie etwas passiert, passiert
nichts und wird auch nichts passieren! Zimmer sechzehn? Ich geh mit hoch.
Wahrscheinlich hat Ihre Freundin nur einen etwas zu festen Schlaf.“
    „Nein, das hat sie nicht. Beim geringsten Geräusch ist
Doreen wach.
    Außerdem waren wir für neun Uhr verabredet. Doreen
verspätet sich nie.“
    Die Empfangsdame war einen Moment lang unschlüssig, blieb
auf der Treppe stehen und starrte Jo-Anne an. „Ist Ihre Freundin vielleicht
krank, weil Sie sich so um sie sorgen?“
    „Nein, sie ist gesund. Aber trotzdem könnte etwas sein.“
    Zwei Minuten später standen sie vor der Tür. Auch die
Empfangsdame versuchte es durch mehrmaliges Klopfen und Rufen. Das brachte die
Witwe mit den Lockenwicklern wieder auf den Plan. Sie rief etwas davon, daß sie
die Geschäftsleitung unterrichten würde, und zog danach wieder ab.
    „Wir müssen hinein. Vielleicht braucht Doreen Hilfe.“
Jo-Anne Hathry dauerte mit einem Mal alles zu lange.
    Die zyklamrote Empfangsdame nickte mit ihrem teuer
gefärbten Haupt. „Das dauert allerdings noch eine Weile. Ich. muß den Schlosser
benachrichtigen.“
     
    ●
     
    Bis der Mann kam, vergingen zwanzig Minuten. Es kam
Jo-Anne Hathry wie eine Ewigkeit vor. Dann endlich war es so weit. Der
Schlosser hatte das Schloß abgeschraubt und konnte den Schlüssel herausdrücken
und den Riegel öffnen.
    An der Spitze der kleinen Gruppe betrat zuerst die
Empfangsdame das Zimmer.
    Der Schlosser blieb abwartend an der Türschwelle stehen.
Die Neunzehnjährige drückte sich an ihm vorbei.
    Das Zimmer war leer.
    Die Fenster waren zum Schlafen halb aufgeklappt, die
Gardinen noch vorgezogen.
    Ein Duft von Doreens Parfüm hing in der Luft.
    Ihr langes, durchsichtiges Nachthemd lag so unordentlich
auf dem Bett, daß es noch zu zwei Drittel über dem Boden hing. Es war seltsam
verdreht und zerknüllt, als wäre es in Wut quer über das Bett geworfen worden,
von wo aus es dann heruntergerutscht war.
    Von Doreen keine Spur!
    „Ich verstehe das nicht“, murmelte Jo-Anne Hathry. Angst
erfüllte sie mit einem Mal, ohne daß sie sich erklären konnte, warum dies so
war.
    „Gestern abend waren wir noch gemeinsam weg. Sie ließ
sich diesen Blumenstrauß schenken und...“ An dieser Stelle unterbrach sich das
Mädchen. Ihre Blicke fielen auf den Strauß, der in der Vase auf dem Tisch
stand.
    Unmittelbar davor lag ein kleines Häuflein graubrauner,
mehliger Staub. Ein zweites Häuflein entdeckte Jo-Anne vor sich auf dem Boden.
    „Merkwürdig“, kam es wie ein Hauch über ihre Lippen, und
wie unter hypnotischem Zwang näherte sie sich dem Blumenstrauß. Ihre Finger
spielten mit den knochentrockenen, verwelkten Blüten, die knisternd wie altes
Pergament abbrachen und sich zwischen ihren Fingern zerreiben ließen. Feiner
Staub rieselte auf die weiße Tischdecke.
    „Merkwürdig? Was ist merkwürdig?“ vernahm die
Neunzehnjährige die Stimme der Empfangsdame hinter sich.
    „Diese Blumen - sie waren gestern abend noch ganz frisch,
sie kamen direkt aus einem Garten“, murmelte
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