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062 - Schiff der verlorenen Seelen

062 - Schiff der verlorenen Seelen

Titel: 062 - Schiff der verlorenen Seelen
Autoren: Dämonenkiller
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lungerte faul an Deck herum; einige vergnügten sich mit den Mädchen, andere sprangen ins Wasser und schwammen neben dem Schiff her.
    Aus der Kajüte meines Freundes hörte ich Stimmen. Er sprach mit irgend jemand. Ich versuchte zu lauschen, konnte aber nichts verstehen.
    Endlich bekam ich Arbues zu Gesicht. Er tauchte zum Mittagessen plötzlich auf. Als ich ihn wegen seines seltsamen Verhaltens fragte, gab er mir keine Antwort. Er sperrte sich wieder in seine Kajüte ein und verließ sie erst am nächsten Abend. Da spazierte er bei völliger Dunkelheit an Deck auf und ab und führte unverständliche Selbstgespräche.
    Ich trat zu ihm und beobachtete ihn.
    „Arbues", sagte ich.
    Er blieb stehen und sah mich flüchtig an.
    „Was ist mit dir los?"
    „Nichts", sagte er barsch.
    „Was hast du in deiner Kabine verborgen?" fragte ich und trat einen Schritt auf ihn zu.
    „Das geht dich nichts an", zischte er. „Niemand darf meine Kajüte betreten. Hast du mich verstanden?"
    Ich nickte und wandte mich kopfschüttelnd ab.
    Ich konnte mir Arbues Geheimnistuerei nicht erklären und blieb noch einige Zeit an Deck, genoß die Kühle der Nacht und beobachtete weiter Arbues, der die Kajütentür nicht aus den Augen ließ. Am nächsten Tag kam es wegen eines der Mädchen zu einem Streit, der aber rasch geschlichtet wurde.
    Arbues verließ weiterhin seine Kajüte nicht. Er erschien nicht einmal zu den Mahlzeiten. Langsam machte ich mir Sorgen um ihn. Immer wieder blieb ich vor seiner Kabinentür stehen. Kein Laut war zu hören. Nach dem Abendessen ging ich nochmals hin. Diesmal hörte ich ganz deutlich seine Stimme; und ich verstand auch teilweise, was er sprach.
    „Du bist mein Leben", sagte Arbues. „Dir gehört meine ganze Liebe. Ich schwöre dir, daß dir meine Seele gehört. Ich bin dein Meister, aber gleichzeitig auch dein Diener. Ich werde dich behüten. Niemand darf dir etwas anhaben; niemand darf dich außer mir sehen."
    Ich hörte kopfschüttelnd zu. Mir schien es, als würde eine Stimme antworten, doch ich konnte sie nicht verstehen; ja, ich konnte nicht einmal feststellen, ob es ein Mann oder eine Frau war, die antwortete.
    Ich trat einen Schritt zurück. Hatte Arbues etwa einen blinden Passagier an Bord gebracht? Möglich wäre es gewesen. Er hatte einige Pflanzen mitgenommen, die mannsgroß waren Ich glaubte jedoch nicht an den blinden Passagier. Er hätte ja anstandslos eine Frau mitnehmen können. Niemand hätte ihm etwas in den Weg gelegt. Meine Meinung war, daß Arbues langsam aber sicher überschnappte. Ich klopfte gegen die Tür.
    „Arbues", sagte ich laut, „ich will mit dir sprechen!"
    „Laß mich allein!" knurrte er. „Ich will keinen Menschen sehen. Auch dich nicht."
    „So nimm doch Vernunft an, Arbues!"
    „Verschwinde!" brüllte er.
    Ich hob die Schultern und ging in meine Kabine. Doch ich konnte keinen Schlaf finden. Es war stickig in der Kajüte. Nach einigen Stunden stand ich wieder auf, kleidete mich an und öffnete die Tür. Ich atmete tief durch. Bevor ich noch meine Kajüte verlassen hatte, hörte ich leise Stimmen und das Tapsen von nackten Füßen.
    Vorsichtig steckte ich den Kopf heraus. Zwei dunkle Gestalten schlichen auf Arbues Kabine zu. Sie blieben vor ihr stehen und unterhielten sich flüsternd. Schließlich nahm einer der beiden seinen ganzen Mut zusammen und öffnete die Kabinentür. Sie glitt langsam auf, und der Mann verschwand in der Kajüte.
    Undeutlich hörte ich eine Frauenstimme. Der zweite Mann betrat ebenfalls die Kabine. Die Frauenstimme wurde lauter.
    Ich überlegte, ob ich eingreifen sollte und wunderte mich, daß Arbues nicht in seiner Kajüte war. Bevor ich noch zu einem Entschluß gekommen war, hörte ich einen unterdrückten Schrei. Eine der Gestalten stürzte gleich darauf aus der Kabine, als wäre der Teufel hinter ihr her. Ich sah ihr nach. Sie hastete die Stufen hoch, die zum Halbdeck führten.
    Zögernd verließ ich meine Kajüte und blieb nach zwei Schritten stehen. Aus Arbues Kabine kam ein seltsames gurgelndes Geräusch, in das sich die lockende Stimme einer jungen Frau mischte.
    „Komm zu mir!" hörte ich die Frauenstimme flüstern.
    Dann ein lauter Schrei, Gepolter. Irgend etwas krachte zu Boden. Noch ein Schrei, diesmal fast unmenschlich klingend. Die zweite Gestalt wankte aus der Kabine. Die Hände hatte sie vors Gesicht gehalten: Sie stolperte auf die schmale Treppe zu, fiel der Länge nach hin, rappelte sich aber wieder auf. Stöhnend stieg sie
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