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062 - Schiff der verlorenen Seelen

062 - Schiff der verlorenen Seelen

Titel: 062 - Schiff der verlorenen Seelen
Autoren: Dämonenkiller
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genehmigen. Dann sehen wir weiter."
    Sie aßen im Hotel, besuchten das Nachtlokal „Corral de Mardelo" und kamen gegen elf Uhr ins Hotel zurück. Sie versammelten sich in Dorians Zimmer, tranken eisgekühlten Rum und blickten über das nachtschwarze Meer.
    Dorian griff nach einigen Minuten nach den Tagebuchaufzeichnungen des Kapitäns der „Torquemada" und las sie mehrmals durch. Er konzentrierte sich und versuchte sich an die Ereignisse von 1539 zu erinnern. Coco setzte sich neben ihn und legte ihre Hände auf seine Stirn. Sie blickte in seine Augen, und Dorian gab sich ihrem hypnotischen Blick hin. Sie flüsterte leise Worte, und Dorian versank in einen rauschähnlichen Schlaf. Cocos Stimme hörte er nur ganz schwach.
    „Erinnere dich, Dorian", flüsterte Coco. „Zweiter Juli 1539. Portobello."
    Dorian bewegte sich unruhig. Nach einigen Minuten wurden seine Bewegungen schwächer. Es war ihm, als würde er durch einen dunklen Schacht fallen. Plötzlich war der Geruch von faulendem Obst in seiner Nase. Der Himmel war dunkelblau. Weiße Häuser, laute Stimmen, eine Galeone, auf dessen Großsegel Karls V. Wappenadler prangte.
    Dorian begann zu sprechen. Nahezu unverständlich für die anderen, da er Spanisch sprach.
    Jeff stellte das Tonbandgerät an und hielt Dorian das Mikrophon vor den Mund.

    Ich saß neben Arbues de Arrabell im Boot, das von vier kräftigen spanischen Matrosen gerudert wurde. Ich hatte meine Besitztümer verkauft und nur wenig auf die Reise mitgenommen; es hatte alles in einer großen Holztruhe Platz. Arbues hatte unglaublich viel Gepäck; das ganze Boot war damit angefüllt. Außer einem Dutzend schwerer Kisten hatte er seine Pflanzen mitgenommen, die in feuchte Tücher eingewickelt waren. Ich bezweifelte, daß er sie unbeschädigt nach Spanien bringen konnte; dazu war zu wenig Wasser auf einem Schiff. Die Mannschaft würde zu rebellieren beginnen, wenn sie merkte, daß er viel Wasser für seine Pflanzen benötigte. Ich hatte Arbues darauf hingewiesen, doch er hatte meine Einwände mit einer Handbewegung abgetan.
    Die Matrosen warfen Arbues immer wieder scheue Blicke zu. Er schien ihnen unheimlich zu sein. Unwillkürlich mußte ich lächeln. Mir war es am Beginn unserer Bekanntschaft auch nicht anders ergangen.
    Arbues de Arrabell war ein breitschultriger vierzig Jahre alter Edelmann, den ich anfangs für verrückt gehalten hatte. Sein Gesicht wurde von einem wild wuchernden, ungepflegten Bart beherrscht. Seine Stirn war hoch, sein Kopfhaar dicht und fast schulterlang, seine Nase gekrümmt wie der Schnabel eines Fischgeiers, seine Lippen waren voll wie Negerlippen, dabei aber fast blutleer. Seine Stimme war schrill; wenn er sich über etwas erregte - was selten vorkam -, dann schnappte sie hysterisch über.
    Ich hatte ihn vor einigen Wochen in einer Schenke in Panama kennengelernt. Er hatte schweigend an einem Tisch vor einem Becher Wein gesessen und mir keinerlei Beachtung geschenkt. Ich hatte mich beim Wirt über ihn erkundigt, und dieser hatte mir erzählt, daß Arbues einmal in der Woche zu ihm kommen und sich sinnlos betrinken würde. Sobald er eingeschlafen war, wurde er von zwei kräftigen Männern in sein Haus gebracht.
    Ich setzte mich an seinen Tisch, und er stierte mich mit verschleiertem Blick an. Als ich ihn begrüßte, schüttelte er den Kopf und sagte, daß ich verschwinden sollte. Ich ließ mich davon nicht beirren und versuchte ihn in eine Unterhaltung zu verwickeln. Er antwortete auf meine Fragen nicht. Ich ließ aber nicht locker, und schließlich sagte er mir, daß ich am nächsten Tag in sein Haus kommen sollte.
    Ich ging hin. Es war ein düsteres Haus, etwas außerhalb von der Stadt Panama gelegen und mit kleinen, dunklen Zimmern. Seit seiner frühesten Kindheit hatte er sich intensiv mit Alchemie beschäftigt. Da ich darüber auch recht gut Bescheid wußte, fanden wir bald eine Gesprächsbasis. Er war ein ungemein belesener Mann, mit dem man geistreiche Gespräche führen konnte. Er berichtete mir, daß er verschiedene Experimente mit Pflanzen durchgeführt hatte. Er kreuzte sie untereinander und begoß sie mit geheimnisvollen Flüssigkeiten, die er in seiner Hexenküche entwickelt hatte. Dann zeigte er mir seinen Garten, den außer ihm kein Mensch betreten durfte. Ich lernte seltsame Pflanzen kennen, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte, nicht einmal im Urwald des Amazonas. Als ich ihn nach dem Zweck der Kreuzungen fragte, wich er aus. Er gab mir nur ausweichende
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