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062 - Schiff der verlorenen Seelen

062 - Schiff der verlorenen Seelen

Titel: 062 - Schiff der verlorenen Seelen
Autoren: Dämonenkiller
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Antworten. Nur einmal erwähnte er, daß er seine Experimente zum Abschluß gebracht hätte. Es sei ihm etwas ganz Sensationelles geglückt. Was es aber war, das verschwieg er mir. Und ich wußte, daß es sinnlos war, ihn zu drängen. Er konnte unglaublich stur und verstockt sein. Gelegentlich wurde er sogar so ausfallend, daß er Flüche ausstieß, die nicht einmal der gewöhnlichste Matrose in den Mund genommen hätte. Trotzdem entwickelte sich zwischen uns beiden so etwas wie eine Freundschaft.
    Und jetzt saßen wir zusammen in dem Boot, das uns zur „Torquemada" bringen sollte.
    Die Matrosen legten sich ordentlich in die Riemen, und die Galeone kam rasch näher. Es war ein wolkenloser, heißer Julitag; nur eine schwache Brise wehte vom Land her und kräuselte die Oberfläche der blauen See.
    Wir legten an der Galeone an, und ich kletterte als erster die Bordwand hoch. Einige Matrosen blickten mich neugierig an, als ich leichtfüßig an Bord sprang. Der Erste Offizier kam langsam auf mich zu, begrüßte mich und schrie den Matrosen dann einige Befehle zu. Francisco Garcia Calvo war ein ewig grinsender junger Mann. Er trug einen rotbraunen, sorgsam gestutzten Schnurrbart, der ihm etwas Lächerliches verlieh. Auf mich wirkte er wie ein Ziegenbock in Menschengestalt.
    Ich wartete, bis meine Seekiste an Bord gehievt worden war. Zwei Matrosen trugen sie in meine Kajüte. Flüchtig sah ich mir meine Kabine an. Sie war winzig klein und niedrig. Ich mußte aufpassen, daß ich mir den Kopf nicht anschlug, Anfangs waren meine Bewegungen unsicher; ich mußte mich erst wieder an das Schlingern des Schiffes gewöhnen. Gott sei Dank hatte ich nie unter der Seekrankheit leiden müssen. Ich dachte daran, wie ich vor sieben Jahren in die Neue Welt gekommen war. Damals war ich auf der Flucht vor der Inquisition gewesen. Ich hatte kein Geld gehabt und war arm wie eine Kirchenmaus gewesen; doch jetzt hatte ich es zu einigem Reichtum gebracht; jetzt hatte ich eine eigene Kajüte für mich. Auf der Überfahrt war ich mir in der Enge des Mannschaftsraumes wie ein Gefangener vorgekommen. Damals war ich auch dreckig, verlaust und voller Flöhe gewesen; doch ich befürchtete, daß ich auch auf dieser Fahrt mit den Flöhen, Wanzen und Läusen Bekanntschaft machen würde.
    Ich ging an Deck und sah zu, wie Arbues de Arrabells Habseligkeiten an Bord und dann von den Matrosen in seine Kajüte getragen wurden; nur die Pflanzen trug er eigenhändig. Ich fragte mich, ob er in seiner Kajüte noch für sich selbst Platz hatte.
    Eine Stunde später wurde der Anker gelichtet, und wir legten ab. Ich stand an der Reling und starrte übers Meer. Das Schiff machte nur wenig Fahrt. Es dauerte einige Stunden, bis Portobello nicht mehr zu sehen war.
    Das Abendessen nahmen wir in der Offiziersmesse ein. Dabei lernte ich den Aufsichtsbeamten der Krone und den Arzt kennen.
    Rodrigo Gutierrez, der Beamte der Krone, war ein kleines, fünfzig Jahre altes Männchen mit einem kugelrunden Bauch und unendlich dünnen Beinen. Sein Gesicht war aufgedunsen, und seine Augen waren rot unterlaufen.
    Maestro Alonzo de Moguer, der Schiffsarzt, war ein eingebildeter Bursche. Er sprach abgehackt; nach jedem Wort zupfte er an seinem Bart herum und blinzelte mit dem rechten Lid. Er war mir auf Anhieb höchst unsympathisch.
    Der Kapitän Eduardo Daron Buda war ein schwarzhaariger hagerer Mann, der nicht viel sprach. Die Mannschaft fürchtete ihn wie den Teufel.
    Das Abendessen war alles andere als fröhlich verlaufen. Arbues hatte sich überhaupt nicht an der Unterhaltung beteiligt, und ich hatte höchst einsilbig auf die an mich gerichteten Fragen geantwortet. Nach dem Essen war ich noch einige Minuten an Deck stehengeblieben und hatte mich dann in meine Kajüte zurückgezogen. Während der Nacht wachte ich einmal auf, doch nach wenigen Minuten schlief ich ruhig weiter.
    Am nächsten Tag wollte ich mich mit Arbues unterhalten, aber mein Freund verließ seine Kabine nicht. Mir war ziemlich langweilig. Ich ging an Deck spazieren.
    Die Schiffsladung bestand hauptsächlich aus Gewürzen, doch es gab einige Lamas; und angeblich sollten sich auch einige wenige Inkaschätze an Bord befinden. Der Kapitän hatte außerdem acht Indianerinnen mitgenommen. Sie sollten während der Reise der Besatzung zur Unterhaltung dienen. In Spanien würde er für sie wahrscheinlich eine hübsche Stange Geld bekommen.
    Es war fast völlig windstill. Die große Galeone machte kaum Fahrt. Die Mannschaft
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