Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
062 - Schiff der verlorenen Seelen

062 - Schiff der verlorenen Seelen

Titel: 062 - Schiff der verlorenen Seelen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
die Treppe hoch.
    Ich überlegte, ob ich in Arbues Kabine sehen oder dem Mann folgen sollte, und entschied mich für das letztere.
    Es wurde langsam hell. Ich hatte kaum das Deck betreten, als mir Arbues de Arrabell entgegenkam. „Was ist geschehen?" fragte er mich mit schriller Stimme.
    „Zwei Männer betraten deine Kabine", sagte ich. „Sie ..."
    Arbues drängte mich zur Seite und stürzte an mir vorbei die Treppe hinunter, die zu unseren Kabinen führte.
    Der Matrose, den ich aus Arbues Kabine hatte kommen sehen, lag einige Meter von mir entfernt auf dem Boden. Er lag auf der Seite, und seine Beine zuckten eigentümlich.
    Die Sonne ging auf und überschüttete das Deck mit ihrem gleißenden Licht.
    Francisco Garcia Calvo kam mit zwei Matrosen näher. Sie blieben neben dem Bewußtlosen stehen. „Holt den Arzt!" sagte der Erste Offizier zu den Matrosen. „Und weckt den Kapitän!" Er wandte sich an mich. „Was ist mit diesem Mann geschehen?"
    Ich überlegte kurz, denn ich wollte die Wahrheit nicht sagen; zuerst wollte ich mit Arbues de Arrabell sprechen.
    „Ich hörte einen Schrei", sagte ich. „Da verließ ich meine Kabine, stieg zum Halbdeck hoch und sah diesen Mann."
    Calvo musterte mich mißtrauisch. Dann bückte er sich und untersuchte den Bewußtlosen.
    Ich kam näher. Das Gesicht des Mannes war verzerrt und blutverschmiert. Sein Atem ging röchelnd. Blutiger Schaum stand vor seinem Mund.
    Ich hätte nur zu gern gewußt, was in Arbues Kajüte geschehen war.
    Der Kapitän und der Arzt erschienen an Deck.
    „Das ist Juan Nino", sagte der Kapitän.
    Der Arzt kniete neben Juan Nino nieder und wälzte ihn auf den Rücken.
    Ich erzählte dem Kapitän, was ich schon dem Ersten Offizier berichtet hatte. Der Kapitän sah mich skeptisch an, schwieg aber.
    Einige Matrosen kamen näher, die vom Ersten Offizier verscheucht wurden.
    Der Arzt öffnete das Hemd des Bewußtlosen und zuckte zurück. Handgroße, schwarze Flecke zeichneten sich auf der breiten Brust Juan Ninos ab. Die Flecke wurden rasch größer und bildeten talergroße Beulen, die nach wenigen Sekunden aufplatzten und eine grünliche Flüssigkeit absonderten.
    Juan Nino bewegte sich unruhig und schlug die Augen auf.
    „Ich sehe nichts", keuchte er. „Ich bin blind. Das Mädchen - sie verhexte mich. Sie ist eine Hexe." Er leckte sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Sein Körper krampfte sich zusammen. Die Beulen auf seiner Brust wurden größer. Er war wieder ohnmächtig geworden.
    „Er hat die Pest", flüsterte Francisco Garcia Calvo.
    „Redet keinen Unsinn!" sagte der Kapitän scharf.
    Der Arzt gab keinen Kommentar ab. Er fühlte den Pulsschlag des Bewußtlosen. Juan Ninos blutverschmiertes Gesicht verzerrte sich. Schweiß rann über seine Stirn. Dann bäumte sich sein Körper ein letztes Mal auf. Er streckte die Glieder von sich, und seine Brust hob sich nicht mehr.
    „Er ist tot", sagte der Arzt und stand auf.
    „Woran ist er gestorben?" erkundigte sich der Kapitän.
    „An einer mir völlig unbekannten Krankheit", antwortete der Arzt. „Die Beulen sehen wie Pestbeulen aus, sind aber keine. Ich würde vorschlagen, ihn möglichst rasch zu bestatten. Möglicherweise haben wir eine unbekannte Seuche an Bord. Ich will die Mannschaft untersuchen und befragen, ob sie an Juan Nino etwas Seltsames in den vergangenen Stunden festgestellt hat."
    Ich hatte genug gesehen und gehört und zog mich langsam zurück. Niemand schenkte mir Beachtung. Ich preßte die Lippen zusammen, als ich zu Arbues Kajüte ging. Sie war von innen verriegelt. „Ich bin es, Arbues", sagte ich. „Ich muß mit dir sprechen."
    „Verschwinde!" sagte er unfreundlich.
    „Der Mann, der aus deiner Kabine kam, starb vor wenigen Minuten. Ich sagte dem Kapitän nicht, daß er in deiner Kajüte gewesen ist. Wenn du nicht sofort öffnest und mir einige Fragen beantwortest, dann gehe ich jedoch zum Kapitän und sage ihm alles, was ich weiß. Ich gebe dir eine Minute Zeit, Arbues. Eine Minute! Hast du mich verstanden?"
    Es dauerte einige Sekunden, dann hörte ich das Knarren des Riegels, der zurückgezogen wurde. Die Tür wurde geöffnet, und Arbues trat heraus. Sein Gesicht war bleich, seine Augen schimmerten fiebrig.
    „Was verbirgst du Unheimliches in deiner Kajüte?" fragte ich.
    Er schwieg verbissen und senkte den Blick.
    „Arbues", sagte ich leise, „ich bin dein Freund. Ich will und muß wissen, was du in deiner Kajüte versteckst."
    Ich wollte an ihm vorbei in seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher