Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
062 - Schiff der verlorenen Seelen

062 - Schiff der verlorenen Seelen

Titel: 062 - Schiff der verlorenen Seelen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Kabine treten, doch er stieß mich zurück.
    „Bleib, wo du bist!" zischte er.
    Ich trat einen Schritt zurück und stützte meine Hände in die Hüften.
    „Ich konnte nicht schlafen, Arbues", sagte ich, „deshalb kleidete ich mich an. Ich wollte meine Kabine verlassen, da sah ich zwei Männer, die in deiner Kajüte verschwanden. Dann hörte ich eine Mädchenstimme. Eine lockende Stimme. Einer der Männer rannte aus deiner Kabine, als hätte er den Leibhaftigen gesehen. Der zweite schrie, stürmte dann auch heraus und wankte mit blutverschmiertem Gesicht an Deck. Er sagte etwas von einem Mädchen, das ihn verhext hätte. Ich will jetzt die Wahrheit wissen, Arbues. Einer der Männer ist tot, der zweite aber ist noch am Leben." „Weshalb betraten diese Wahnsinnigen meine Kabine?" fragte Arbues leise. „Alles wäre gutgegangen. Niemand darf sie sehen. Sie gehört nur mir allein."
    „Kannst du nicht vernünftig sprechen?"
    „Ich darf es nicht", sagte er. „Niemand darf mein Geheimnis erfahren."
    „Du willst es nicht anders", sagte ich hart, drehte mich um und ging auf die Stufen zu.
    Arbues folgte mir. „Du darfst dem Kapitän nicht sagen, daß die beiden Männer in meiner Kajüte waren. Du bleibst hier."
    Ich stieß seine Hand zur Seite. „Dann sage mir die Wahrheit! Andernfalls berichte ich dem Kapitän... "
    „Ich züchtete eine der seltsamsten Pflanzen der Welt", sagte Arbues. „Eine Alraune."
    Ich sah ihn überrascht an.
    Ich hatte schon viel über diese geheimnisvolle Wurzel gehört, die eine menschenähnliche Gestalt haben sollte. Sie war eine Zauberpflanze, die manche Leute als Amulett trugen.
    „Und diese Alraune befindet sich in meiner Kajüte", sprach Arbues weiter. „Sie ist die wundersamste Pflanze, die die Welt je gesehen hat."
    „Ich habe eine Frauenstimme aus deiner Kajüte gehört", sagte ich und kniff die Augen zusammen. „Wer ist diese Frau?"
    „Verstehst du noch immer nicht, Georg?"
    Ich schüttelte den Kopf, dann wurden meine Augen weit. „Du willst doch nicht sagen, daß..."
    Ich brach ab. Meine Vermutung kam mir zu unwahrscheinlich vor.
    „Die Alraune", sagte er fast unhörbar,„spricht."
    Es dauerte einige Sekunden, bis mir der Sinn seiner Worte völlig klar war. Er behauptete, daß die Alraune - eine Pflanze - sprechen konnte. Das war unmöglich! Das konnte ich nicht glauben.
    „Du lügst", sagte ich. „Sag die Wahrheit!"
    „Es ist die Wahrheit", behauptete Arbues. „Und nun wirst du auch verstehen, warum die Mannschaft auf keinen Fall etwas erfahren darf. Sie würden die Alraune ins Meer werfen. Und all meine Mühen und Anstrengungen wären vergeblich gewesen. Kannst du mich nicht verstehen?"
    „Ich will die Pflanze sehen", sagte ich.
    „Das ist nicht möglich. Sie ist noch in der Entwicklung. Ich muß alle störenden Einflüsse von ihr fernhalten. Deshalb verließ ich ja kaum meine Kajüte. Niemand darf sie sehen."
    Ich glaubte Arbues kein Wort.
    „Kein Wort zum Kapitän!" bat er beschwörend.
    Ich wandte mich ab. Dem Kapitän würde ich diesen Unsinn sicher nicht erzählen. Er hätte mich für verrückt gehalten. Eine sprechende Pflanze! So einen Blödsinn hatte ich noch nie zuvor gehört. Ich glaubte eher, daß Arbues wahnsinnig geworden war, und beschloß zu einem späteren Zeitpunkt seine Kajüte zu durchsuchen.
    Langsam stieg ich an Deck. Eben wurde ein Mann aus den Mannschaftsräumen getragen. Auch seine Brust war mit schwarzen Beulen bedeckt; auch er war tot.
    Ich blieb nachdenklich stehen und fragte mich, ob die beiden Männer ihren Kollegen gegenüber erwähnt hatten, daß sie Arbues de Arrabells Kabine durchsuchen wollten. Wenn ja, dann würde sich innerhalb kürzester Zeit das Gerücht ausbreiten, daß sich irgend etwas Unheimliches in Arbues Kabine befände. Ich wußte, wie abergläubisch Seeleute waren.
    Ich sah zu, wie die beiden Toten in Tücher gewickelt wurden, die man zusammennähte. Einige der Matrosen warfen mir böse Blicke zu. Ich war sicher, daß sie Arbues und mich für den Tod ihrer Kameraden verantwortlich machten.
    Die Begräbnisfeierlichkeiten für die beiden Toten waren schlicht. Der Kapitän las aus der Bibel, dann wurden die Toten dem Meer übergeben.
    Ich fühlte mich höchst unbehaglich in meiner Haut. Noch immer war ich zu keinem Entschluß gekommen, was ich unternehmen sollte: Mein Blick wanderte mehrmals zum Kapitän, doch irgend etwas hinderte mich daran, mit ihm zu sprechen; ich wollte noch abwarten, mich noch einmal mit Arbues de
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher