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0615 - Die Satans-Vision

0615 - Die Satans-Vision

Titel: 0615 - Die Satans-Vision
Autoren: Jason Dark
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mir eine Sicherung durchbrannte…
    ***
    Pierre Rodin sagte nichts. Er streckte nur den Arm vor, damit Anne das Messer noch besser sehen konnte.
    Sie nickte.
    Einmal, zweimal bewegte sie den Kopf, während Tränen an ihren Wangen entlangliefen.
    Jetzt, wo sie weinte und wo ihre Verzweiflung fast unbeschreiblich war, stellte Rodin eine leise Frage: »Glaubst du mir nun, kleine Anne? Bist du jetzt überzeugt?«
    Sie schwieg, fiel zur Seite und berührte mit ihrer Schulter die Wand. Sie hatte sich in ihren Visionen nackt auf dem Altar liegen gesehen, das war nicht eingetreten, aber diese Szene hier war um keinen Deut harmloser als die Vision.
    Konnte sie noch etwas tun?
    Ja, schreien, nur fehlte ihr dazu die Kraft. Das Leben und der Widerstandswille rannen wie dünner Sand aus ihrem Körper. Sie spürte eine nie gekannte Leere und wunderte sich, daß ihre Beine noch die Kraft besaßen, ihr Gewicht zu tragen.
    Rodin kam näher. Noch immer bewegte er sich lässig und geschmeidig zugleich. Er schob einen Stuhl zur Seite, der ihm im Weg gestanden hatte.
    Anne drehte den Kopf. Sie sah ihn vor sich aufwachsen wie ein Monstrum. Hinter den Gläsern der Brille lagen die Augen tief in den Höhlen. Die Pupillen funkelten wie glühende Kohlestücke, die aus den Tiefen der Hölle hervorgeholt worden waren.
    Sein Gesicht blieb praktisch ohne Ausdruck, obgleich er die Lippen in die Breite gezogen hatte und dieses Lächeln praktisch auf seinem Mund festklebte.
    »Komm her!« sagte er leise.
    »N… nein!«
    Rodin schüttelte den Kopf, als hätte er die Antwort eines unartigen Kindes gehört. Sehr langsam schob er seinen linken Arm vor.
    Seine Hand veränderte sich zur Kralle, die eisenhart Zugriff, als sie den Oberarm der Frau umklammerte.
    Anne Geron zuckte zusammen. Ein leiser Wehlaut drang aus ihrem Mund. Darauf nahm Rodin keine Rücksicht.
    Er zerrte sie zu sich heran.
    Anne bewegte sich nicht. Steif wie eine Puppe hing sie im Griff des Mannes. Die Szene erinnerte fast an ihre Begegnung in der mit weihnachtlicher Musik gefüllten Passage, wo er ihr geholfen hatte.
    Diesmal jedoch zeigte sein Gesicht keinen besorgten Ausdruck. Es blieb grausam kalt.
    Langsam drückte er sie vor, drehte Anne dabei herum, weil er sie in eine bestimmte Richtung bekommen wollte. Er schob sie auf den Tisch zu. Plötzlich wechselte Rodin seinen Griff. Seine Linke umklammerte ihren Hals, raubte ihr einen Teil der Luft, als er sie nach hinten drückte.
    Zuerst spürte sie die Tischkante nur an ihrem letzten Wirbel, dann preßte sie der Druck nach hinten, so daß sie auf der Tischplatte zu liegen kam.
    »Wie der Altar in deinen Visionen!« flüsterte er. »Genau wie der Altar. Und es ist doch eigentlich egal, wo du stirbst, nicht wahr, meine Kleine?«
    »Warum denn?« keuchte sie. Er hatte ihr soviel Platz gegeben, daß sie noch eine Frage stellen konnte.
    »Die Hexe, weißt du, sie ist es. Du hast ihren Geist nicht eingelassen, hast dich dagegen gewehrt. Das ist dein Pech gewesen, deshalb werde ich dich töten.« Während seiner Worte hatte er den rechten Arm gehoben, und die Klinge stand genau über ihrer Brust.
    So hatte sie es in ihrer letzten Vision gesehen. Das hier aber war die Realität.
    »Bitte…«
    Ein letztes Wort drang über ihre Lippen.
    Er schüttelte den Kopf und dann…?
    ***
    Dann flog die Tür auf!
    Ich hatte mich dagegen geworfen, obwohl sie nicht verschlossen gewesen war. Zusammen mit der Tür flog ich in das Zimmer hinein, so wuchtig, daß ich mich kaum auf den Beinen halten konnte.
    Ich war bewaffnet, hatte die Beretta gezogen. Das Kreuz hing offen vor meiner Brust, und während ich taumelte, sah ich den ganzen Schrecken und diese mörderische Situation, in der Anne steckte.
    Ich feuerte.
    Als die Schüsse krachten und ich mich kaum noch halten konnte, da sah ich, wie die verdammte Waffe in die Tiefe rammte, hörte den furchtbaren Schrei des Mädchens, fiel gegen einen Stuhl, riß ihn um und bekam schreckliche Angst.
    Nicht um mich, nur um Anne!
    Ich wirbelte zur Seite. Nur kein Ziel abgeben, wenn, dann eines, das sich bewegte.
    Auch Rodin hatte sich gedreht, zeigte mir seine Front. Beide Kugeln hatten getroffen. Blutspritzer bedeckten die langen Schalhälften, und das Gesicht glänzte, wie mit Öl eingerieben.
    Er hob den Arm und schleuderte den langen Dolch.
    Ich hatte ihm dann im gleichen Moment den Stuhl entgegengeworfen. Der Dolch hackte in das Holz. Er war so wuchtig geschleudert worden, daß er den Stuhl zur Seite
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