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0615 - Die Satans-Vision

0615 - Die Satans-Vision

Titel: 0615 - Die Satans-Vision
Autoren: Jason Dark
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tot, denn dein Geist lebte weiter, und er wurde durch dieses Bild, das deine Gestalt zeigt, festgehalten. So mußt du es sehen. Du bist uns nicht verlorengegangen, denn wir haben stets mit dir einen Kontakt gehalten. Denke an die Visionen, die wir dir geschickt haben.«
    »Dann warst du es, nicht?«
    »Wer sonst?«
    Anne stierte ihn an. Sie konnte sein Gesicht nicht gut erkennen, es lag zu sehr im Schatten. Doch sie hatte das Gefühl, einen Fremden zu sehen. »Wer bist du, Pierre?«
    »Weißt du das nicht?«
    »Nein, nein, ich kenne dich nur als Pierre Rodin.«
    »Dann will ich dir die Wahrheit sagen, die ganze Wahrheit. Ich bin der Teufel oder ein Teil von ihm, ein Stück Hölle…«
    Trotz ihrer Angst dachte sie nach und überlegte. Sie wollte ihre Gedanken folgerichtig ordnen, kam auch zu einem Resultat, das allerdings sehr schlimm war und sie es nur in Form einer Frage aussprechen konnte.
    »Du bist doch nicht die Gestalt aus meinen Visionen?« Ihre Stimme zitterte, die Worte waren kaum zu verstehen.
    »Meinst du das?«
    »Ja, das meine ich. Du… du …«
    »Sprich nicht weiter, Kleine. Ich bin die Gestalt aus deinen Visionen, ich bin es, das Stück Hölle.« Er lachte auf, leise allerdings, dennoch dröhnte dieses fast flüsternde Gelächter in den Ohren der furchtbesessenen Anne Geron.
    Anne Geron sagte nichts. Sie konnte nicht mehr sprechen, sie konnte sich auch nicht bewegen. Wie ein Eisenpfahl, der schwer und hoch war, stand sie auf der Stelle.
    »Glaubst du mir nicht, Kleine?«
    »Du…!« keuchte sie nach einer Weile. »Du siehst so anders aus. So normal.«
    »Anders war ich in deinen Visionen. Da habe ich ein Stück Hölle gezeigt. Ich bin ein Diener der Hölle, ich liebe den Teufel. Er hat mich gesandt, um dich zu ihm zu holen. Du wirst wieder so werden, wie es die Hexe vor langer Zeit gewesen ist, damit wir beide ein Paar bilden können.«
    »Das kann ich nicht.«
    Rodin legte den Kopf schief und schaute sie beinahe bedauernd an. »Ich bekomme den Eindruck, als würdest du mir noch immer nicht glauben, Anne. Dann will ich den Beweis antreten.« Er hatte seinen Mantel nicht geschlossen, das Kleidungsstück hing offen vor seinem Körper und fiel ebenso locker wie der Schal.
    An ihm griff Rodin vorbei. Seine Hand verschwand irgendwo im Innern des Mantels und holte den Gegenstand hervor, den Anne in ihren satanischen Visionen gesehen hatte.
    Es war das furchtbare Messer mit der langen, spitzen Klinge…
    ***
    Ich war den Tränen nahe, als ich mir die Zeit nahm und mich über die Gestalt beugte. Ich tastete mit den Händen über die Brust. Schon bald klebte die Flüssigkeit an meinen Fingern, und ich brauchte kein großer Prophet zu sein, um zu wissen, daß es Blut war.
    Lebte der Templer noch?
    Ich leuchtete mit meiner kleinen Lampe in sein Gesicht. Der starre Blick sagte mir alles, dieser Mann war durch die Hand eines Killers gestorben.
    In meinem Innern bäumte sich etwas auf. Getötet worden war er trotz zahlreicher Personen in diesem Haus. Die Warnung des Abbés war für ihn zu spät gekommen, wieder hatte einer seiner Getreuen sein Leben lassen müssen.
    Aber war sie auch zu spät für Anne Geron gekommen?
    Meine Hände waren zu Fäusten geballt. An der Haut klebte der kalte Schweiß, das Herz schlug schneller, und es war mir nicht möglich, meine Erregung zu unterdrücken.
    Mit der Zungenspitze feuchtete ich meine trockenen Lippen an. Im Hals klemmte das würgende Gefühl, ein Beweis für die Furcht, die sich derartig artikulierte.
    Alles konnte ich mir leisten, nur keinen Fehler, der eventuell ein Menschenleben gekostet hätte.
    Ohne es gesehen zu haben, war mir klar, daß sich Anne in den Klauen eines Mörders befand. War es die Gestalt aus ihren Visionen? Hatten wir es geschafft, sie zu überlisten, damit sie sich materialisieren konnte?
    Mir waren ähnliche Situationen bekannt, wo das Leben eines Menschen auf des Messers Schneide gestanden hatte. Manchmal war es mir gelungen, die Person zu retten, aber nicht immer, und jede Niederlage hatte mich immer in Zweifel gestürzt.
    Nichts glich sich, auch wenn es so aussah. Alles konnte verschieden ausgehen, aber mit dem schlimmsten enden, was man sich vorstellte – Mord!
    Glücklicherweise kannte ich mich im Haus der Templer aus. Ich wußte auch, wo das Gästezimmer lag, zählte die Türen ab und legte mein Ohr gegen das Holz.
    »Bitte…«
    Ein Wort nur, ein flehender Ruf, voller Angst und Verzweiflung, der mich erreichte und dafür sorgte, daß in
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