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0615 - Die Satans-Vision

0615 - Die Satans-Vision

Titel: 0615 - Die Satans-Vision
Autoren: Jason Dark
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schlimm?«
    »Böse!« flüsterte er. »Du hast mir von dem Motiv erzählt, das man als heilig bezeichnen sollte, aber es gibt darin die Schlange, und es ist die Frau, John.«
    »Sehr richtig.«
    »Hat sie etwas mit Anne Geron zu tun?«
    Ich bewunderte den Scharfsinn des Blinden. Aber der Abbé war schon immer etwas Besonderes gewesen. Durch seine Blindheit waren die anderen Sinne noch verstärkt worden.
    »Das hat sie. Du kannst sie nicht sehen, aber ihre Gesichter gleichen sich sehr.«
    »Dann habe ich recht gehabt, als ich sie spürte.«
    »Vielleicht.«
    Das Thema Templer-Schatz interessierte ihn nicht, er kam auf Anne Geron zu sprechen und natürlich auf ihre Visionen. »So etwas kann ihr nur der Teufel geschickt haben oder der Geist, der es schaffte, dieses Ikonenmotiv zu manipulieren, John.«
    »Das sehe ich auch so.«
    Bloch zeigte auf mich. »Dann ist die Person, die das Bild regelrecht beschmutzt, nicht tot. Dann lebt sie in Anne weiter.«
    »Reinkarnation, Abbé.«
    »Ja, so muß es sein«, flüsterte er. »Aber wer war die Person auf dem Bild, und wer ist dieser unheilvolle Geist, den Anne in ihren Visionen gesehen hat? Ich will dir etwas sagen, John. Auch wir haben ihn gespürt. Wir wußten nicht, wer und was es war, wir merkten nur etwas von der Bedrohung, die sich wie ein Tuch auf uns niedersenkte und alles umspannen wollte.«
    »Ich kann dir darauf keine Antwort geben, Abbé, und habe nur gehofft, daß du mir helfen wirst. Ich habe die Ikone zufällig aus dem Schatz hervorgegriffen, nicht ahnend, daß sie doch etwas Besonderes war. Vielleicht hat dabei auch das Schicksal meine Hand geführt, wer kann das schon wissen? Aber ich ging davon aus, daß du mir eventuell helfen kannst. Du hast dich mit der Geschichte der Templer beschäftigt. Hast du je irgend etwas über diese Ikone oder das Bild in Erfahrung bringen können? Kennst du das Teil?«
    Der Abbé nahm seine Brille ab. Er zeigte seine leeren Augen nicht gern, ich gehörte zu seinen Freunden, auf mich brauchte er keine Rücksicht zu nehmen. Iris und Pupillen waren nicht mehr vorhanden. Flüssiges Metall hatte sie damals weggebrannt, ohne daß die Ärzte dem Abbé später hatten helfen können. »Du verlangst sehr viel von mir, John, beinahe zu viel. Die Templer haben eine gewaltige Geschichte, ich kann nicht jede Einzelheit kennen. Mir sind nur die großen Zusammenhänge bekannt. Was damals nach der Auflösung tatsächlich alles weggeschafft wurde, kann ich dir beim besten Willen nicht sagen. Ich wüßte auch keinen Menschen, der darüber informiert ist.«
    »Du kennst sie also nicht?«
    »Nein.«
    Ich nickte und schaute zu, wie Bloch die Brille wieder aufsetzte.
    »Dann bleibt mir eigentlich nur die allerletzte Chance, wobei ich nicht überzeugt bin, daß es klappt.«
    »Welche?«
    »Ich möchte versuchen, die Visionen der Anne Geron greifbar zu machen, um sie so vernichten zu können. Ein Traumgebilde kann man nicht zerstören, es ist etwas Seelisches, aber man kann sehr wohl einen Gegenstand vernichten, der einen Körper besitzt. Ich muß die Bedrohung manifestieren.«
    »Das wird es wohl sein.«
    Ich senkte den Kopf. »Nur weiß ich leider nicht, wie ich dies schaffen soll, Abbé.«
    Der ältere Mann lächelte. »Kann es sein, daß du mich um Rat und Hilfe fragen willst?«
    »Das stimmt genau«, gab ich ebenso lächelnd zurück. »Vielleicht weißt du den Weg, denn dir habe ich den Würfel gegeben. Ich möchte, daß er uns hilft.«
    Der Abbé dachte nach. Ich ließ ihm die Zeit. Für eine Weile waren nur unsere Atemzüge zu hören.
    »Was hältst du davon?«
    »John, ich weiß, daß wir oft außergewöhnliche Wege gehen müssen, um etwas erreichen zu können. Ich kann für nichts garantieren, aber ich will mich nicht widerspenstig zeigen. Es ist eine Möglichkeit. Geh, nimm den Würfel an dich.«
    Ich stand auf, denn ich wußte, wo der Abbé ihn aufbewahrte. Im Regal gab es so etwas wie einen kleinen Schrank, der verschlossen war. Ich zog die linke Tür auf und sah den Würfel auf einer weißen Decke stehen. Um meine Lippen glitt ein etwas verlorenes Lächeln, als ich daran dachte, daß er mir einmal gehört hatte. Doch der Abbé konnte ihn besser gebrauchen. Dieser Würfel half ihm dabei, sein körperliches Gebrechen etwas auszugleichen.
    Zwischen uns stellte ich ihn auf den Tisch. Das hatte der Abbé mitbekommen und nickte in meine Richtung. »Willst du es versuchen, soll ich es tun?«
    »Dir gehört der Würfel, mein
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