Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0614 - Der Clan der Wölfe

0614 - Der Clan der Wölfe

Titel: 0614 - Der Clan der Wölfe
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
und Hose wieder richtig saßen. Mit gespreizten Fingern fuhr er sich kurz durchs Haar und glättete die schlimmsten Wogen.
    »Die Datei ist schon vor einem halben Jahr angelegt worden, aber von Pascal Lafitte. Weshalb wir nicht darüber gestolpert sind, kann ich dir auch nicht sagen…«
    Zamorra trat vor das kleine Visofon-Terminal. Die Bildsprech-Anlage verband nicht nur alle bewohnten bzw. genutzten Räume des Châteaus miteinander, sondern erlaubte auch von jedem Terminal aus Zugriff auf die drei MMX-Rechner sowie externe Telefonate. Mit ein paar Tasten aktivierte Zamorra den Telefonruf ins Dorf hinunter, zum Anschluß der Lafittes.
    »Huch«, machte Nicole gespielt erschrocken und verschränkte hastig die Arme vor ihrem hübschen Busen, ließ sie dann aber wieder sinken. Schließlich besaßen die Lafittes nur ein normales, kein Bildtelefon.
    Es dauerte eine Weile, bis Pascal Lafitte an den Apparat ging.
    Für einen Moment hatte Zamorra schon gefürchtet - nein, eher gehofft, daß er nicht zu Hause war, sondern endlich wieder mal einen regulären Job hatte; der Vater zweier Kinder war in dieser Hinsicht regelrecht vom Pech verfolgt.
    Zamorra erkundigte sich nach der Datei.
    Pascal mußte erst nachdenken. »Warte mal«, sagte er.
    »Harowic, der Bürgermeister von Montbrison? Lange her, und ich dachte, du hättest ihn schon überprüft und dann in Ruhe gelassen, weil es sich als Wahlkampfgeschwätz herausstellte… wir wissen ja alle, wie jeder versucht, den politischen Gegner bestmöglich zu verleumden, wenn man selbst weder Programm noch Perspektive oder auch nur Argumente hat… Damals muß es so gelaufen sein, daß jemand das Gerücht in Umlauf brachte, Harowic sei ein Werwolf…«
    »Als Wahlkampfthema aber doch an den Haaren herbeigezogen und absurd!« entfuhr es Nicole im Hintergrund.
    »An den Wolfshaaren«, lachte Pascal Lafitte leise, der mithören konnte, weil Zamorra die Freisprechschaltung betätigt hatte. »Werwölfe gehören zu denen, die nicht nur Haare auf den Zähnen haben, sondern komplett innerlich behaart sind… Und die Regenbogenpresse greift doch bekanntlich selbst den größten Schwachsinn auf, um Schlagzeilen zu bekommen. Na, wie auch immer, ich dachte, vorsichtshalber lege ich die Notiz an und kümmere mich nicht weiter darum. Für die Auswertung seid ihr ja zuständig. Ich sortiere bloß vor.«
    »Aber wieso haben wir nicht ausgewertet? Keiner von uns kann sich erinnern, die Datei im Dowload-Verzeichnis gefunden zu haben…«
    »Ich glaube, die habe ich auch direkt eingegeben, als ich mal zu Besuch war«, sagte Pascal. »Das muß gewesen sein, noch bevor Hawk eure Anlage mal wieder aufgerüstet hat. Vielleicht habe ich dann vergessen, einem von euch etwas davon zu erzählen… sag mal, Zamorra, wie kommst du ausgerechnet heute darauf?«
    »Ist ’ne längere Geschichte. Erzählen wir dir beim nächsten Mal, ja? Erst mal danke für die Information. Grüß die Familie…«
    Er schaltete aus und wandte sich wieder Nicole zu. »Im Wahlkampf jemanden als Werwolf zu beschimpfen… Himmel, stand das tatsächlich so in dem Artikel?«
    Sie sprang wieder auf und benutzte das Terminal, um die Datei abzurufen, die Augenblicke später auf dem kleinen Monitor sichtbar wurde. Zamorra überflog den Text. Danach hatte jemand aus Montbrison der veröffentlichenden Zeitung gegenüber steif und fest behauptet, Bürgermeisterkandidat Harowic sei ein Werwolf. Er habe ihn selbst mehrmals bei der nächtlichen Jagd beobachtet und erkannt.
    Zamorra tippte sich an die Stirn. »Wer mit so was an die Zeitung geht, muß doch ’nen Vogel haben… weil er mit so etwas nicht viel bewirkt, außer daß danach alle davon überzeugt sind, daß er verrückt ist. Uns geht’s doch auch nicht anders, wenn wir Staatsanwalt Merdefaire etwas von unseren Aktionen erzählen.«
    »Laß den bloß aus dem Spiel!« warnte Nicole düster. »Weißt du was? Ich rufe mal bei der Zeitung an. Vielleicht erinnert sich noch jemand an die Geschichte und kann mir erzählen, wer dieser öffentliche Ankläger ist, und was aus ihm wurde. Ich werd’ mal dein Arbeitszimmer für eine Weile in Beschlag nehmen, da kann man im Sitzen arbeiten, statt wie hier vor dem Terminal zu stehen…«
    Sie spazierte aus dem Zimmer.
    Zamorra sah ihr mit stillem Vergnügen nach. Warum sollte er sie darauf hinweisen, daß sie vergessen hatte, sich wieder anzukleiden?
    ***
    Anderthalb Stunden später hatte Nicole das Vergessene doch nachgeholt und wappnete sich mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher