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0603 - Nächte des Schreckens

0603 - Nächte des Schreckens

Titel: 0603 - Nächte des Schreckens
Autoren: Andreas Kasprzak
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ist leer! Ganz, ganz leer! Nur Mama! Komm zu Mama, Michael!«
    Unvermittelt brach er in gellendes, schrilles Gelächter aus.
    Eine Sekunde später jedoch brach es abrupt ab, und die Augen des Obdachlosen wurden starr, dann erschlaffte sein Körper.
    Reglos, schwer wie ein Sack Kartoffeln, blieb er auf dem Sheriff liegen.
    Brown schaffte es endlich, die Hände des Irren von seinem Hals zu lösen. Er stieß den Bewußtlosen von sich, rieb sich die schmerzende Kehle, auf der die Abdrücke von Myers' Fingern zu sehen waren. Dann rappelte er sich auf und sah Deputy Wilson benommen an.
    »Noch mehr Zeit lassen konntest du dir wohl nicht, was?«
    »Tut mir leid, Chef«, sagte Peter Wilson kleinlaut und drehte den Revolver in den Händen, mit dessen Knauf er Mike Myers bewußtlos geschlagen hatte. »Aber ich dachte, Sie würden allein mit ihm fertig werden…«
    Sheriff Brown brummte unwirsch und blickte auf den reglos daliegenden Mann herab. Selbst jetzt noch bewegte er die Lippen, murmelte stumm vor sich hin. Seine Mundwinkel zuckten unruhig. Sein Gesicht und nun auch sein Hinterkopf, wo ihn der Hieb des Deputys getroffen hatte, waren voller Blut.
    »Armer Kerl«, kommentierte Sheriff Brown.
    »Was werden die mit ihm machen?«
    Sheriff Tyler Brown sah Wilson an. »Was schon?« meinte er mit einem resignierten Seufzen. »Sie werden ihn in eine Zwangsjacke stecken, mit irgendwelchen Drogen vollpumpen und für den Rest seines Lebens in eine Gummizelle sperren. Das werden Sie mit ihm machen. So, und jetzt pack gefälligst mit an, statt bloß dumm rumzustehen! Wir müssen ihn in den Wagen schaffen.«
    Deputy Wilson nickte. Er steckte den Revolver zurück in die Halfter und half dem Sheriff, den Bewußtlosen auf die Rückbank des Streifenwagens zu hieven. Dann setzte er sich hinter das Steuer, während Brown wieder auf dem Beifahrersitz Platz nahm, und setzte den Wagen zurück auf den Highway.
    Auf dem Weg zurück nach Hidden Place tauchte irgendwann auf der rechten Straßenseite eine alte Villa auf, halb hinter Bäumen verborgen.
    Der Sheriff runzelte die Stirn. »Myers hat von einem Haus gesprochen«, sagte er. »Einem Haus, das vollkommen leer ist. Könnte er das alte Marsten-Anwesen gemeint haben?«
    Deputy Wilson folgte dem Blick des Sheriffs, schaute hinüber zu dem heruntergekommenen Gebäude.
    »Das Marsten-Haus?« sagte er mit nachdenklicher Miene. »Was hat Myers mit dem alten Kasten zu schaffen, Sheriff?«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer. Vermutlich überhaupt nichts.« Brown schaute in den Rückspiegel, betrachtete den Obdachlosen, der zusammengekrümmt auf dem Rücksitz des Wagens lag und gequälte Laute ausstieß. »Armer Hund.«
    »Was, zur Hölle, ist mit dem Burschen passiert?« fragte der Deputy. »Was ist nur mit ihm geschehen?«
    Sheriff Brown seufzte. »Wahrscheinlich«, sagte er, während das Marsten-Haus langsam hinter ihnen zurückblieb, »werden wir das niemals erfahren.«
    ***
    Eine Woche später.
    »Es rührt mich stark, wenn schräg die Sonne scheint auf alte Hügelkaten, dabei bald die Formen malt, die bleiben, zeitlos alt. Realer denn der Traum, der uns vereint. In diesem Licht fühl’ ich mich allda der festen Masse der Äonen nah.«
    Nicole Duval sah ihren Chef und Lebensgefährten Zamorra über den Tisch hinweg an. »Hübsch!« kommentierte sie. »Von dir?«
    Der Parapsychologe und Dämonenjäger schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht.«
    »Hätte mich auch gewundert«, erwiderte Nicole lächelnd.
    »Diese Dichtung«, sagte Zamorra bedeutungsvoll, »stammt vom größten Autor phantastischer Literatur in diesem Jahrhundert.«
    »Komisch«, sagte Nicole. »Ich wußte gar nicht, daß Stephen King Gedichte schreibt.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Nicht King«, winkte er ab. »Ich spreche von Howard Phillips Lovecraft. Du weißt schon. In the Mountains of Madness, The Call of Cthulhu…«
    Nicole nickte. »Gut und schön. Aber wie kommst du gerade jetzt auf Lovecraft?«
    »Nun«, sagte Zamorra, »weil wir uns rein zufällig momentan in seiner Heimatstadt aufhalten. Hier in Providence, Rhode Island, hat Lovecraft -abgesehen von einem kurzen Zwischenspiel in New York, als er mit Sonja Green verheiratet war - sein gesamtes, viel zu kurzes Leben verbracht.«
    »Tragisch«, sagte Nicole lakonisch. »Allerdings werde ich ebenfalls gleich in dieser Stadt sterben - nämlich vor Hunger.«
    Sie ließ ihren Blick durch das Restaurant schweifen, in dem sie an einem romantischen Zweiertisch in einer
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