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0603 - Nächte des Schreckens

0603 - Nächte des Schreckens

Titel: 0603 - Nächte des Schreckens
Autoren: Andreas Kasprzak
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strahlendes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Anzugträgers aus. »Oh, Wunderbar!« freute er sich. »Die Dame an der Rezeption Ihres Hotels hat mir freundlicherweise gesagt, daß ich Sie hier im Restaurant finden würde.«
    »Nett von ihr«, brummte Zamorra und schielte sehnsüchtig zu Nicole hinüber, die ungeniert weiter dinierte, ohne sich um den Störenfried zu kümmern.
    »Ja, nicht wahr?« stimmte der Fremde ihm zu. Er sah Zamorra bewundernd an. »Wissen Sie, es war wirklich nicht leicht, Sie zu finden, Professor! Erst habe ich bei Ihnen zu Hause in Frankreich angerufen, aber da sagte mir ein junger Mann namens Faulie, daß Sie nicht daheim wären, weil Sie im Augenblick in Neuengland Urlaub machten. Ich sagte, daß sich das durchaus gut träfe, weil ich sowieso in New Haven, Connecticut, leben würde, woraufhin mir der freundliche Herr bereitwillig den Namen Ihres Hotels hier in Providence nannte und mir auftrug, Sie herzlich zu grüßen, wenn ich Sie fände. Tja, und hier bin ich!« Der Anzugträger strahlte Zamorra an wie ein leckes Atomkraftwerk.
    »Wunderbar«, kommentierte Zamorra. »Und wer sind Sie, wenn ich mal ganz unverschämt fragen darf?«
    »Oh, äh… ich bin William Derleth«, stellte sich der Mann mit den fünfzig Haaren vor. »Professor William Derleth von der Harvard University in New Haven, Connecticut, Fakultät für angewandte Parapsychologie.«
    »Soso«, sagte Zamorra. Er hatte keine Ahnung, was er von der ganzen Sache halten sollte. Er wußte nur, daß sein Putensteak mit jedem Augenblick kälter wurde. »Und was kann ich für Sie tun, Professor?«
    »Nun«, erwiderte Derleth. »Sie sind zweifellos einer der bekanntesten und wohl auch besten Parapsychologen der Welt. Ihre Bücher sind Standardwerke, und wir würden uns sehr glücklich schätzen, wenn Sie uns Ihr Wissen und Ihre Erfahrung für ein Wochenende zur Verfügung stellen würden.«
    Zamorra runzelte die Stirn. »Worum geht es?«
    »Um ein altes Haus, das der Brennpunkt gewisser sonderbarer Kräfte zu sein scheint. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze, um Sie mit dem Fall vertraut zu machen?«
    Zamorra schüttelte resigniert den Kopf. Er wußte instinktiv, daß er den Anzugträger nicht eher loswerden würde, bis er sich zumindest seine Geschichte angehört hatte, und das würde vermutlich eine Weile dauern.
    Deshalb legte Zamorra Messer und Gabel auf den Tisch zurück und schob den Teller von sich.
    Derleth sah sich um und zog einen freien Stuhl an den Tisch. Dann musterte er Nicole, die ihr Abendessen inzwischen so gut wie verzehrt hatte, und stellte sich noch einmal vor. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht beim Essen?«
    Nicole winkte ab. »Überhaupt nicht«, sagte sie lächelnd.
    »Schön«, meinte Professor Derleth und wandte sich wieder dem Dämonenjäger zu. »Sind Sie zum ersten Mal in Neuengland?«
    Zamorra verneinte, erwähnte, daß er in der Vergangenheit schon mehrmals in der Gegend zu tun hatte, und kam schließlich auf das eigentliche Thema zurück. »Dieses Haus, von dem Sie sprachen«, sagte er. »Was hat es damit auf sich?«
    Bis jetzt hörte sich die Sache recht uninteressant an, aber je schneller Derleth mit seinem Vortrag fertig war, desto eher konnte sich Zamorra eine neue Portion bestellen.
    Professor Derleth lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und zog eine Pfeife und einen Tabaksbeutel aus der Tasche. »Nun, diese Frage ist es, auf die wir eine Antwort suchend«, erklärte er. »Bislang gibt es keinerlei Hinweise darauf. Niemand weiß, was im Marsten-Haus vor sich geht.«
    »Marsten-Haus?« wiederholte Zamorra.
    Der schrullige Professor nickte. »Das Marsten-Haus ist eine alte Villa am Ortsrand von Hidden Place, Connecticut. Sie wurde nach ihrem Erbauer, Lloyd Marsten, benannt, der das Gebäude 1789 errichtete. Seit Marsten 1827 auf rätselhafte Weise verschwand, ist es in Zusammenhang mit dem Haus immer wieder zu mysteriösen, unerklärlichen Zwischenfällen gekommen.«
    »Zu was für Zwischenfällen?« fragte Zamorra. Noch immer schien es sich bei der Angelegenheit bloß um einen Fall zu handeln, wie man ihn jeden Tag in der Boulevardpresse nachlesen konnte. Aber irgend etwas sagte ihm, daß es möglicherweise wichtig sein könnte, sich intensiver mit der Sache zu beschäftigen.
    »Menschen sind in der Villa spurlos verschwunden«, erklärte Professor Derleth mit ernster Miene. »Viele Menschen. Mehr als fünfundzwanzig Personen, die nach Lloyd Marsten in dem Haus lebten, waren
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