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0603 - Nächte des Schreckens

0603 - Nächte des Schreckens

Titel: 0603 - Nächte des Schreckens
Autoren: Andreas Kasprzak
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er die Lider eine Sekunde später wieder öffnete, fand er sich inmitten der fleischlosen Leichen wieder. Leichen von Menschen, deren Tod er gerade miterlebt hatte.
    Die schwarze Masse kauerte noch immer dort, wo sie sich vor Zamorras ›Vision‹ befunden hatte.
    Zamorra war zutiefst verwirrt.
    Was war geschehen?
    Hatte diese Kreatur ihm die Bilder geschickt?
    Er vermochte darauf keine Antwort zu finden. Doch er wußte, daß dieses Wesen vor ihm auf dem Boden nicht bloß aus dem Blut der gestorbenen Menschen entstanden war.
    Das Ding war die Essenz all der Furcht, all des Schmerzes, all der Lust und Gier, die die Feiernden im Augenblick ihres Todes empfunden hatten.
    Es war die Summe ihrer Ängste und Sehnsüchte.
    Und es war böse.
    Abgrundtief böse…
    ***
    In dem Moment, als Zamorra begriff, womit er es zu tun hatte, setzte sich die amorphe Masse auch schon in Bewegung. Mit erschreckender Schnelligkeit glitt das Ding über den Boden, schoß auf Zamorra zu.
    Hastig sprang der Parapsychologe zur Seite, als das Ding nach seinem Fuß schnappte wie ein Hund. Lautlos setzte es ihm nach, verfolgte ihn.
    Zamorra wich vor der schwarzen Masse zurück, ließ die Lampe fallen, um beide Hände frei zu haben.
    Während das Ding immer wieder versuchte, ihn zu berühren, umklammerte der Dämonenjäger Merlins Stern, der von einem grünlichen Flimmern umgeben war. Zamorra wollte das Amulett aktivieren - doch er kam nicht dazu!
    Denn plötzlich schien in seinem Schädel eine Bombe zu explodieren!
    Eine weitere Vision kam über Zamorra, kurz und grauenhaft.
    Zamorra, schlafend im Bett liegend.
    Nicole, ein langes Messer in der Hand.
    Herabsausender Stahl.
    Blut. Sein Blut!
    Nicole, wie eine Wahnsinnige lachend…
    »Nein!« schrie Zamorra entsetzt. »Nein, verflucht!«
    Er taumelte, war benommen von der Wucht der Schreckensbilder, die das Ding in seinem Kopf hatte entstehen lassen. Alles um ihn herum drehte sich.
    Zamorra erinnerte sich an das letzte Abenteuer auf dem Silbermond. Entartete Meeghs hatten ihm und Nicole durch Alpträume vorgegaukelt, daß sie Feinde wären, sich gegenseitig töten müßten. [2]
    Das Entsetzen über diese Alptraumbilder saß noch tief in ihm, und dieses schwarze Ding machte sich seine Angst zunutze!
    Wie durch einen Zerrspiegel sah er das schwarze Etwas auf sich zukommen. In einer Sekunde würde es ihn erreichen…
    Im letzten Moment gelang es Zamorra, dem Ding auszuweichen, doch da traf ihn bereits die nächste Vision, traf ihn mit der Wucht eines Hammerschlags.
    Zamorra, reglos in einem Sarg liegend.
    Sein im Zeitraffertempo einfallendes Gesicht.
    Eingesunkene, blicklose Augen.
    Würmer, die sich in sein totes Fleisch gruben.
    Seine Leiche, wimmelnd vor Maden…
    Zamorra stieß einen schrillen Schrei aus, er hielt sich den Kopf. Er hatte das Gefühl, sein Schädel müßte zerplatzen, und Gedanken stoben davon wie Blätter im Herbstwind.
    Keuchend taumelte er durch das Gewölbe, flüchtete vor dem Ding. Er versuchte, seinen Geist gegen die schrecklichen Visionen abzuschotten, doch die Kreatur war einfach zu stark.
    Ein neues Horror-Szenario toste über Zamorra hinweg.
    Nicole, auf einem Stuhl sitzend. Gefesselt.
    Zamorra, hinter ihr stehend, ein Rasiermesser in der Hand.
    Aufblitzender Stahl.
    Blut, das aus Nicoles aufgeschlitzter Kehle pumpte…
    Das unsägliche Grauen der Bilder ließ Zamorra straucheln. Um ihn herum drehte sich alles. Benommen stolperte er über die eigenen Füße, verlor das Gleichgewicht und fiel.
    Stöhnend, das Gesicht zu einer Grimasse des Entsetzens verzerrt, blieb er liegen, während das Ding immer näher kam, immer näher…
    Nur noch zwei Meter trennten es von Zamorra.
    Anderthalb Meter.
    Ein Meter…
    Was er gesehen hatte, war nur seine Angst, ausgelöst durch das Erlebnis auf dem Silbermond. Zamorra mußte dagegen ankämpfen, es war nur ein Schockerlebnis, er würde es überwinden.
    Zamorra mobilisierte alle Kraftreserven, die noch in ihm steckten. Er kroch davon, doch er war zu langsam. Die Distanz zwischen ihm und dem Ding schrumpfte zusehends.
    Achtzig Zentimeter.
    Sechzig.
    Vierzig…
    Im sprichwörtlichen letzten Augenblick gelang es ihm, Merlins Stern zu aktivieren. Plötzlich begann das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana so hell zu strahlen wie eine Sonne.
    Blendende Helligkeit erfüllte das Gewölbe.
    Das Ding hielt abrupt inne, als die gleitenden Strahlen es trafen. Es begann unvermittelt zu zittern, sich zu winden. Obgleich die Kreatur keinerlei
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