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0603 - Nächte des Schreckens

0603 - Nächte des Schreckens

Titel: 0603 - Nächte des Schreckens
Autoren: Andreas Kasprzak
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mit seiner rechten Hand fest, während er sich mit der Linken am Fensterrahmen abstützte.
    Cindy schrie noch immer. Offenbar hatte sie noch überhaupt nicht begriffen, daß ihr Sturz vorzeitig beendet worden war - zumindest für den Moment, denn auch wenn die Frau schlank wie ein Reh war, sie schien in diesem Augenblick mindestens zwei Tonnen zu wiegen. Was durch den Umstand, daß sie panisch hin und her schaukelte, noch verstärkt wurde.
    »Verdammt, halten Sie die Klappe!« fuhr Zamorra die junge Studentin keuchend an. Schweiß rann ihm über das Gesicht. »Und hören Sie auf zu zappeln, zum Teufel!«
    Nur allmählich wurde Cindy klar, daß sie noch nicht auf dem Weg ins Jenseits war. Als diese Erkenntnis schließlich in ihrem Hirn aufleuchtete, erwachte wieder der Überlebenswille in ihr. Panisch versuchte sie, sich an Zamorras Arm nach oben zu ziehen, während sie gellend um Hilfe schrie.
    »Klappe halten, habe ich gesagt!« blaffte Zamorra, bemüht, den ziehenden Schmerz in seiner rechten Schulter zu ignorieren. »Verflucht, halten Sie still, oder Sie reißen uns beide ins Verderben!«
    »Hilfe!« kreischte Cindy Warner noch immer, außer sich vor Angst. Sie baumelte über der Tiefe. »Hilfe!«
    »Ja, doch, ja«, keuchte Zamorra angestrengt.
    Er umklammerte den Arm der jungen Frau, so fest er konnte, versuchte, sie zu sich heraufzuziehen. Unter seinen Fingern spürte er den Stoff ihrer Bluse.
    Zamorra stemmte sich mit der rechten Hand gegen den Rahmen des zersplitterten Fensters, achtete nicht auf die Scherben, die in sein Fleisch schnitten. Seine Schulter schmerzte, als wäre sie bereits ausgekugelt. Der Dämonenjäger hatte das Gefühl, ihm würde jeden Moment der Arm abgerissen.
    Dennoch gelang es ihm, Cindy Stück für Stück hochzuziehen, obwohl seine Kraft proportional zu jedem Zentimeter, den Cindy der rettenden Fensteröffnung näher kam, abzunehmen schien. Seine Finger waren glitschig von Schweiß. Mehrmals drohte ihm der Arm der jungen Frau zu entgleiten.
    Doch schließlich hatte er es fast geschafft. Nur noch wenige Zentimeter fehlten, um Cindy über das Fensterbrett in den Flur zu ziehen.
    Nur noch ein paar Zentimeter…
    Dann geschah es! So schnell, so unerwartet, daß Zamorra keine Chance hatte, das Unglück zu verhindern.
    Plötzlich riß die Schulternaht der Bluse mit einem leisen, unheilvollen Ratschen auf, und der Ärmel löste sich vom Rest des Kleidungsstücks.
    Wie in Zeitlupe glitt Cindys Arm aus dem abgerissenen Ärmel. Panik trat in den Blick der jungen Frau.
    Dann fiel sie mit wehenden Haaren!
    »Nein!« brüllte Zamorra entsetzt.
    Er ließ den Ärmel los und griff erneut nach der Studentin, doch dieses Mal bekam er sie nicht zu fassen.
    Dieses Mal stürzte Cindy Warner in die Tiefe.
    Tatenlos mußte Zamorra mit ansehen, wie Cindy sich immer weiter von ihm entfernte und dem Boden beständig näher kam. Obwohl sich alles innerhalb weniger Sekunden abspielte, hatte er das Gefühl, als hätte jemand die Welt in den Slow Motion-Modus umgeschaltet.
    Gnadenlos langsam, wie in extremer Zeitlupe, stürzte die Studentin. Zamorra sah das Entsetzen in ihren Augen, hörte ihren schrillen, panischen Schrei. Verzweifelt ruderte Cindy mit den Armen, suchte sich einem Halt, den es aber nicht gab, während der Boden unter ihr immer näher kam.
    Immer näher.
    Und näher…
    Der Schrei der jungen Frau schwoll zu einem Crescendo an, um einen Lidschlag später abrupt abzubrechen, als Cindy schließlich im Vorgarten des Marsten-Hauses aufschlug.
    Zamorra schloß resigniert die Augen.
    Stille senkte sich über die Szenerie.
    Tödliche Stille…
    ***
    Als Zamorra eine halbe Minute später in den verwilderten Vorgarten hinauseilte, den Schock noch immer in den Knochen, waren Derleth und eine Handvoll der Studenten bereits draußen. Die Studenten standen um Cindy Warner herum, die reglos inmitten des Unkrauts lag, und sie starrten auf die junge Frau herab, während sich Derleth über sie gebeugt hatte und sie untersuchte.
    Zamorra drängelte sich durch die Gaffer und ging neben der Studentin in die Knie.
    Ihr Gesicht war blutig von Schnittwunden. Ihr linkes Bein stand in einem grotesken Winkel ab.
    Auf den ersten Blick hatte es den Anschein, als wäre sie tot, doch dann bemerkte der Dämonenjäger, daß sich ihre Brust langsam hob und senkte, nicht sonderlich stark, aber immerhin.
    »Liebe Güte, sie lebt noch«, murmelte Zamorra.
    Derleth nickte. »Sie hat großes Glück gehabt.«
    Er fühlte mit zwei Fingern
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