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0602 - Krieg der Träume

0602 - Krieg der Träume

Titel: 0602 - Krieg der Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er sie für eine Illusion, für einen Spuk, der Llewellyn-Castle heimsuchte. Doch ein schnell ausgeführter Zauber, der jede Illusion verwischt hätte, blieb wirkungslos.
    »Was, zum Teufel, bist du?« stieß der Träumer hervor.
    »Frag mich lieber, wer ich bin«, krähte die Alptraumgestalt heiter. »Läßt du mich jetzt ’rein oder nicht? Es regnet, falls dir das noch nicht aufgefallen sein sollte. Willst du, daß ich mir einen Schnupfen hole? Ha - haa - haaa - hat-SCHIEH!«
    Und aus dem riesigen Maul des Ungeheuers stob eine Feuerwolke hervor, die Julian nur knapp verfehlte, weil er sich mit einem schnellen Sprung zur Seite in Sicherheit brachte.
    »Ach, jetzt geht das schon wieder los«, klagte das Ungeheuer. »Wie vor ein paar Wochen in Dings… äh, wie heißt das Land noch gleich, das wie ein Stiefel aussieht, wenn man’s aus der Luft betrachtet? Rom? Ja, richtig. Rom heißt es. - Hatschieh!«
    »Rom ist eine Stadt«, korrigierte Julian automatisch.
    Dann wob er einen schützenden Traum zwischen sich und der Bestie.
    »Bleib mir vom Leibe, Drachenmonster!« warnte er. »Ich weiß auch mit Kreaturen wie dir fertig zu werden!«
    »Na, dann ist es ja gut«, ächzte der geflügelte Alptraum. »Du wirst es nämlich mit Echsen zu tun bekommen.«
    »Wer sagt das?«
    »Ich! Oder siehst du sonst noch jemanden, der sich durch dieses verflixte Sauwetter traut? Nun laß mich endlich rein, sonst erfriere ich noch. Ich hasse England! Entweder regnet’s, oder man sieht vor Nebel die eigene Nasenspitze nicht, oder es ist kalt - oder alles zusammen! Hättest du dich nicht irgendwo einquartieren können, wo immer die Sonne scheint?«
    Wild mit den Flügeln schlagend, zwängte sich das Ungeheuer an Julian vorbei. Verblüfft registrierte der Träumer, daß die aufrechtwatschelnde Bestie eine lederne Aktentasche in einer Vorderklaue trug…
    »Stehenbleiben!« befahl er.
    Aber bei dieser Bestie kam seine Autorität wohl nicht an. Das Monstrum marschierte in seinem eigenartigen Watschelgang weiter ins Gebäude.
    Julian dirigierte seinen Traum um, lenkte ihn hinter dem Monstrum her und versuchte, es darin einzufangen.
    Aber es gelang ihm nicht.
    Denn jetzt endlich blieb die geflügelte Echse stehen, wandte sich um und wob einen Gegenzauber.
    Traum und Drachenzauber trafen aufeinander.
    »Nun laß das doch!« kreischte das Ungeheuer auf. »Du bringst mich ja um! Willst du das? Ich vertrage deine Magie nicht! Hör sofort mit dem Blödsinn auf!«
    »Wenn du mir endlich sagst, wer du bist, woher du kommst und was du willst!« Julian war etwas verunsichert.
    »So viele Fragen auf einmal«, keifte der Geflügelte. »Nun nimm schon endlich deine Magie weg! Oder muß ich ernsthaft böse werden?«
    Da löschte Julian den Traum.
    Aber er blieb mißtrauisch.
    Durch die immer noch offene Tür kam eine Windbö herein, die Regenschauer mit sich brachte. Julian schlug die Tür zu.
    »Also«, verlangte er. »Rede endlich.«
    »Wenigstens wohnst du stilvoll«, murrte das Ungeheuer.
    »Bei Gelegenheit solltest du dem Eigentümer mal die Miete überweisen. Kriege ich ’nen Glühwein zum Aufwärmen? Dieses Scheißwetter da draußen läßt einem ja die Zacken vom Schweif abfrieren! Na ja, daß du arrogant und wenig gastfreundlich bist, das haben mir schon andere gesagt, nur wollte ich’s nicht glauben. Du mußt dem Chef helfen. Er braucht dich!«
    Kopfschüttelnd starrte Julian das seltsame Wesen an.
    »Dem Chef? Wer soll das sein?«
    Das Ungeheuer griff sich mit der freien Klaue an den Kopf.
    »Bei allen Moorgeistern, bist du dumm - Professor Zamorra natürlich! Also mach schon! Gib mir ein Fäßchen Glühwein und mach dich reisefertig! Wir haben nicht viel Zeit!«
    Der Träumer seufzte.
    »Zamorra also«, sagte er. »Und wer bist du? Wenn du mir nicht endlich antwortest, schmeiße ich dich wieder raus! Dann kannst du sehen, wie du fertig wirst!«
    »Dann wird der Chef vielleicht sterben, und du bist schuld«, behauptete das Monstrum, streckte anklagend die Klaue aus und richtete einen krallenbewehrten Finger direkt auf Julians Brust. »Wer ich bin? Das müßtest du doch eigentlich wissen! Ich bin MacFool…«
    ***
    »MacFool?« wiederholte Julian Peters kopfschüttelnd.
    »Sollte mir das etwas sagen? Bist du so etwas wie ein Schloßgespenst auf der Suche nach einem neuen Heim?«
    »Ich bin ein Drache!« empörte sich das seltsame Wesen.
    »Sieht man das etwa nicht? - Hatschieh!« Und abermals schnob es eine Feuerwolke.
    Der Träumer betrachtete
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