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0602 - Krieg der Träume

0602 - Krieg der Träume

Titel: 0602 - Krieg der Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Kreatur jetzt etwas genauer.
    Rund 1 Meter 20 groß, äußerst wohlbeleibt, um nicht zu sagen fett, auf kurzen Beinen und mit kurzen Armen, die in vierfingrige Hände mündeten. Ein Krokodilkopf mit großen Telleraugen, ein Rückenkamm aus dreieckigen Hornplatten, der sich vom Kopf bis zur Schweifspitze, hinzog, dazu ein Flügelpaar, das viel zu klein schien, das Wesen auch nur annähernd in die Luft erheben zu können. Dazu eine grünliche Schuppenhaut mit braunen Flecken.
    »Natürlich sieht man das«, murmelte Julian. »Ich hatte nur immer gehofft, die mittelalterlichen Ritter hätten alle Drachen erschlagen.«
    »Eben nicht!« trumpfte MacFool auf, von seinen Freunden und Duldern seiner Tolpatschigkeit wegen einfach Fooly genannt. »Schließlich entstamme ich dem Drachenland.«
    »Und was willst du hier? Wie das Drachenland sieht es hier doch nicht aus, oder?«
    »Ich bin Zamorras Glücksdrache«, behauptete das Unikum.
    »Trotzdem mußt du helfen. Er hat sonst keine Chance. Er braucht das hier.« Damit schwenkte er die lederne Aktentasche.
    »Deshalb muß ich dringend zu ihm, und das geht nicht ohne dich. Also, kriege ich endlich das Fäßchen Glühwein?«
    »Du erklärst mir erst mal, was überhaupt los ist«, verlangte Julian. »Besaufen kannst du dich später!«
    »Du bist wirklich so arrogant, wie man dir nachsagt. Nicht mal ins Kaminzimmer ans wärmende Feuer bittest du mich«, maulte Fooly und schob sich vorwärts.
    Dabei breitete er die Flügel etwas weiter aus, und Julian mußte einmal mehr in Deckung gehen.
    Der Drache watschelte seltsam behäbig weiter. Er schien sich auszukennen.
    Vage entsann sich der Träumer, tatsächlich einmal von diesem Drachen gehört zu haben. Zamorras Haustier. Der Dämonenjäger mußte verrückt sein, sich mit einem sprechenden Drachen abzugeben.
    Aber vielleicht hatte der Bursche doch mehr drauf, als es auf den ersten Blick schien. Julian beschloß, erst einmal abzuwarten und den Drachen erzählen zu lassen.
    Julian hatte einmal den Fehler gemacht, jemanden zu unterschätzen. Das wäre beinahe sein Tod gewesen, trotz all seiner magischen Macht, mit der er sich schützen konnte. Odin, der Äse, hatte sich wenig um Julians Traummagie geschert.
    Kräfte, vor denen selbst stärkste Dämonen kapitulierten, hatte Odin einfach beiseitegewischt.
    Julian hatte versucht, die Erinnerungen an jene Auseinandersetzung zu verdrängen, aber es war ihm nicht gelungen. Hin und wieder brachen sie wieder auf, sie zeigten ihm seine Unzulänglichkeit.
    Das war schlimm für jemanden, der sich bis dahin immer für unbesiegbar gehalten hatte.
    Inzwischen hatte er sich zumindest körperlich von seiner damaligen Niederlage erholt. Er wohnte in Llewellyn-Castle, der alten Burg in den schottischen Highlands, die eigentlich Lord Saris ap Llewellyn gehörte.
    Doch der derzeitige Laird ap Llewellyn, der Schloßbesitzer, war ein vierjähriger Knabe, der mit seinem Besitz noch überhaupt nichts anzufangen wußte. Er lebte mit seiner Mutter bei Zamorra im Château Montagne in Frankreich.
    Längere Zeit hatte Llewellyn-Castle deshalb leergestanden, bis Julian sich mit Einverständnis von Lady Patricia hier einquartiert hatte - schon allein, um die Burg in Schuß zu halten. Denn ein Gebäude, das nicht bewohnt wird, verfällt mit der Zeit, und noch war nicht abzusehen, wann die Llewellyns sich hier wieder häuslich niederlassen würden. So aber konnte Julian anfallende Renovierungsarbeiten gleich erledigen.
    Was er auch durchaus gern tat. Er, der sich einst im Himalaja mit kärglichsten Mitteln eine kleine Hütte aufgebaut hatte, fand Gefallen daran, diese Burg in Ordnung zu halten.
    Hin und wieder träumte er und schuf Welten, in denen er sich bewegte und die er nach seinem Willen gestaltete - dann erlaubte er sich immer wieder einmal einen Rückfall in seine alte ›Göttlichkeit‹. Dann gefiel er sich als Schöpfer, der allein durch die Kraft seiner Gedanken Träume zwang, Wirklichkeit zu werden. Zumindest so lange, bis er sie wieder löschte.
    Denn diese Wirklichkeiten waren nicht echt.
    Ebensowenig wie die, in der sich der Silbermond jetzt befand. Er war echt, die Traumwelt nicht, in der er sich befand.
    Es war ein unnatürlicher Zustand, der aber die Sicherheit des Universums garantierte.
    Doch Julian überlegte schon seit langem, ob es nicht eine andere Möglichkeit gab. Natürlich konnte er die Traumwelt so lange bestehen lassen, wie er lebte. Er brauchte sich dabei nicht einmal anzustrengen, weil
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