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0602 - Krieg der Träume

0602 - Krieg der Träume

Titel: 0602 - Krieg der Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seine Träume aus sich heraus weiterexistierten, einfach aus sich heraus, auch wenn er sich längere Zeit nicht um sie kümmerte.
    Aber das war es nicht, was er auf Dauer wollte.
    Er sah seinen Lebensinhalt nicht darin, eine Welt zu schützen, die durch Merlins grenzenlose Selbstüberschätzung zwar vor der Vernichtung gerettet, darüber hinaus aber zu einer Gefahr geworden war. Zur Not mußte der Silbermond geopfert werden.
    Irgendwann würde er das Merlin schon noch beibringen.
    Schließlich war er nicht Merlins Marionette, so wie es Zamorra war. Der ließ sich von dem alten Zauberer nach Belieben herumkommandieren.
    Wenn Merlin jemanden brauchte, der für ihn die Kastanien aus dem Feuer holte, dann war Zamorra sofort zur Stelle. Der Zauberer pfiff, und sein Vasall tanzte…
    Das war nichts für Julian, der einmal sogar auf dem Thron des Fürsten der Finsternis gesessen und die Dämonen der Hölle beherrscht hatte! Er war nicht zum Dienen geboren, sondern allenfalls zum Herrschen. Er war schließlich der Träumer, der Schöpfer von Welten!
    Und deshalb gefiel es ihm jetzt auch nicht, daß dieser Drache, Zamorras sprechendes Haustier, einfach so bei ihm hereinplatzte und Forderungen stellte.
    Dem treibe ich das schon aus, beschloß Julian, der gar nicht daran dachte, aktiv zu werden, nur weil Zamorra vielleicht mit irgend etwas nicht zurande kam. Wenn er Hilfe brauchte, sollte er gefälligst selbst vorsprechen und nicht dieses - Tier schicken!
    Derweil hatte das Tier die breite Treppe erklommen, wandte sich oben zielsicher in die richtige Richtung und erreichte das Kaminzimmer.
    Hier brannte natürlich kein Feuer, weil Julian es selten nutzte, aber Holz war vorhanden, und der Drache brauchte nur einmal kräftig Feuer zu speien, um die Scheite in Brand zu setzen. Zunächst gab’s zwar nur ein wenig Glut, aber Fooly jagte ein paar weitere Feuerwolken über das Holz, bis es richtig zu brennen begann.
    Dann wandte er sich um, geriet mit dem Schweif fast in den Kamin und damit in die Flammen, und sah Julian erwartungsvoll an, die kurzen dicken Arme angewinkelt und die Fäuste dort abgestützt, wo sich bei Menschen die Hüften befanden, hier aber nur Fettmassen unter der Schuppenhaut.
    Die Aktentasche hatte Fooly auf den handgeschnitzten Holztisch geworfen, der aus einem kompletten Baumstumpf gearbeitet worden war.
    »Ja, was ist nun mit meinem Glühwein?« krähte er. »Deine Gastfreundschaft läßt sehr zu wünschen übrig, Mr. Peters!«
    Julian winkte ab. Für einen Augenblick der Konzentration flirrte kurz die Luft um ihn und den Drachen herum, dann stand eine Karaffe mit einer dampfenden, duftenden roten Flüssigkeit vor Fooly auf dem Tisch.
    Überrascht zuckte der Drache zurück.
    »So einfach ist das?« stieß er hervor. »Man merkt ja gar nichts von deinem Zauber.«
    »Noch viel einfacher ist es, um dich herum eine froststarrende Schneelandschaft zu entwickeln«, erwiderte der Träumer schroff. »Wie wär’s, wenn du endlich zur Sache kommst? Sonst bist du dem Wintersturm näher, als du glaubst!«
    »Glaube ich gar nicht«, trompetete der Drache, schnappte nach der Karaffe und stürzte das heiße alkoholische Getränk fast in einem Zug herunter - ohne sich daran die Zunge zu verbrennen.
    Nun ja, Drachen sind eben Hitze im Maul gewohnt. Sonst könnten sie kein Feuer speien…
    Julian erinnerte sich an den kurzen Augenblick vorhin, als sein Traum und der Gegenzauber des Drachen gegeneinander geprallt waren. Vielleicht hatte der kleine fette Bursche recht, und es gelang Julian tatsächlich nicht, ihn durch einen Traumzauber gefangen zu nehmen. Bei Odin hatte es schließlich auch nicht so funktioniert, wie er sich das vorgestellt hatte!
    Andererseits - der Drache war nicht Odin! Er war kein Äse!
    Julian knurrte verdrossen: »Ich habe keine Lust, mich von dir stundenlang aufhalten und an der Nase herumführen zu lassen!«
    Er dachte wieder an sein Gefühl, daß der Silbermond beziehungsweise seine Traumwelt angegriffen wurde. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. War der Drache vielleicht deshalb hier?
    MacFool rülpste gewaltig. »Schmeckt nicht nach einem Traum«, sagte er. »Hicks.«
    »Dann wirst du davon auch nicht betrunken.«
    »Ich werde nie betrunken!« log Fooly. »Aber es wärmt auch nur wenig. Hast du mehr davon?«
    Statt einer Antwort griff Julian nach der Aktentasche und öffnete sie.
    Überrascht starrte er auf das Sammelsurium magischer Gegenstände und Fläschchen mit Flüssigkeiten und
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