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0602 - Krieg der Träume

0602 - Krieg der Träume

Titel: 0602 - Krieg der Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seiner Gegner, und er lachte, wenn sie starben.
    Die Grenzen verwischten. War es noch Traum oder schon Wirklichkeit? Träumte er nur davon, zu töten, oder tat er es bereits im Wachzustand?
    Er hatte die Kontrolle über sein Denken und Tun bereits abgegeben. Als er erwachte, gehörte er seinem Traum.
    Er war Teil des Traums geworden!
    ***
    Zamorra blieb stehen. Von einem Moment zum anderen schien sich seine Umgebung drastisch zu verändern.
    Es war keine physikalische Veränderung. Die Organhäuser, die von dem Beben offenbar kaum beschädigt worden waren, existierten in unveränderter Form, die Straßen bestanden noch, auf denen sich hier und da vereinzelte Sauroiden zeigten; sie achteten nicht auf die beiden Menschen. Auch der riesige Schatten des Meegh-Spiders schwebte nach wie vor über der Stadt und verdunkelte sie teilweise so, daß es nach Abenddämmerung aussah. Aber…
    Der Charakter der Umgebung, wenn man es so nennen wollte, hatte sich verändert.
    Gewalt herrschte in den Straßen und Häusern.
    Zamorra konnte sie spüren. Eine unterschwellige Gewaltbereitschaft, wie er sie nie zuvor gespürt hatte, und auch in ihm selbst wuchs eine immer stärker werdende Aggression, die sich gegen die Sauroiden und die Druiden gleichermaßen richtete, sogar gegen die Organhäuser.
    Der schwarzen Wolke über der Stadt schenkte er keine Beachtung mehr. Sie war unwichtig geworden. Wichtig war nur noch…
    Töten!
    Sie alle auslöschen! Die aggressiven Druiden, die den Silbermond für sich zurückerobern wollten und dabei nicht davor zurückschreckten, Zamorra und Nicole aus ihrem Château zu entführen!
    Die Sauroiden, die über kurz oder lang allein durch ihre magische Macht zu einer Gefahr für die Erde werden konnten.
    Was sie dort anrichten konnten, hatten Kreaturen wie jener inzwischen tote Oberpriester Orrac Gatnor nur zu deutlich gezeigt! Eine solche Bedrohung in unmittelbarer Nähe der Erde, nur durch einen Traum und ein paar Minuten abgeschirmt, konnte auf Dauer nicht hingenommen werden!
    Warum war es Zamorra nicht schon viel früher klargeworden? Er hätte die Sauroiden auf ihrer Echsenwelt sterben lassen sollen! Dann wäre jetzt Ruhe. Einfach die Augen schließen, nichts tun, den Dingen ihren Lauf lassen…
    Aber selbst Nicole, die ihm sonst oft genug gute Ratschläge gab, hatte die verhängnisvolle Rettungsaktion nicht verhindert.
    Sie alle mußten verrückt gewesen sein!
    Er sah eine Gruppe von Sauroiden die Straße entlangkommen.
    Unwillkürlich hob Zamorra die Nadelwaffe. Zielte auf die schuppenhäutigen Ungeheuer.
    Und schoß… dann doch nicht!
    Vor ihm zerriß ein Schleier.
    »Verdammt, was tue ich?« stieß er hervor.
    Er ließ die Hand mit der Waffe wieder sinken, griff sich an die Stirn.
    Was hatte er eben tun wollen? Auf Wesen schießen, die ihm nichts getan haben?
    Noch nichts! raunte ihm eine gehässige innere Stimme zu.
    Aber sie werden es! Sie kommen doch schon auf dich zu. Sie werden die Menschheit vernichten, und mit dir machen sie den Anfang. Druide oder Mensch - sie unterscheiden nicht zwischen euch. Sie töten euch, wie ihr ihnen vor die Klauen lauft! Wehr dich!
    Von einem Moment zum anderen waren sie ganz nahe, so, als hätte ein Kameraobjektiv sie herbeigezoomt.
    Und sie griffen an!
    Unwillkürlich riß Zamorra wieder die Waffe hoch.
    Und verzichtete abermals auf einen Schuß.
    Das Bild vor ihm… es zerstob!
    Er zuckte heftig zusammen, als erwache er jäh aus einem Alptraum.
    Es gab keine angreifenden Sauroiden vor ihm. Statt dessen fühlte er kalten Schweiß auf seiner Haut.
    »Alpträume«, murmelte er. »Sie greifen mit Alpträumen an.«
    Wer?
    Die Meeghs in der Spider-Wolke über der Stadt?
    Wahrscheinlich!
    Aber gab es dagegen eine Abwehr?
    Vermutlich nicht.
    Ein Grund mehr, an Bord dieses Spiders zu gehen. Nur dort konnte die Gefahr beseitigt werden.
    Zamorra schüttelte sich. Er gehörte zu den Menschen, die nicht gegen ihren Willen hypnotisiert werden konnten, und er wie Nicole waren durch eine magische Sperre dagegen geschützt, von fremden Telepathen belauscht zu werden. Aber daß man ihnen Gedanken oder gar Träume wie diesen aufdrängte, dagegen half keine Barriere. Damit mußten sie allein durch ihre Willenskraft fertig werden.
    »Wir müssen uns dagegen wehren«, sagte Zamorra. »Wir müssen ständig daran denken, daß es nur Träume sind. Alles, was sich jetzt um uns herum an Gewalt abspielt, sind Alpträume, Nici!«
    Sie antwortete nicht.
    »Nici?« fragte er.
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