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0600 - Jenseits des Lebens

0600 - Jenseits des Lebens

Titel: 0600 - Jenseits des Lebens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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war.
    Die Kälte-Priester hatten sich schon immer über das Gesetz gestellt. Sie hatten sogar einen Kopfpreis auf Reek Norr ausgesetzt, obgleich er die Polizeihoheit ausübte.
    Auf dem Silbermond war die Dimensions-Forschung so gut wie überflüssig geworden, denn es gab keinen Grund mehr, sie weiterzuführen. Und auch keine praktische Möglichkeit.
    »Ich kann und werde nicht zu ihnen gehen und sie um Unterstützung bitten.«
    »Aber ich könnte es«, sagte YeCairn. »Ich bin keiner von euch. Du brauchst mir nur zu sagen, was ich den Kälte-Priestern vorschlagen soll.«
    »Ich will es nicht«, sagte Norr. »Auch nicht durch deine Hilfe als Vermittler. Es muß einen anderen Weg geben, nach den Schatten zu suchen, die die Sonne verdunkeln, obgleich sie noch scheint. Irgendwo auf dem Silbermond halten sie sich verborgen, dessen bin ich sicher. Wir müssen sie aufspüren und vertreiben.«
    »Vernichten«, sagte YeCairn leise.
    »Zur Not auch das, wenn uns keine andere Möglichkeit bleibt. Wenn sie nicht mit sich reden lassen und wir uns nicht gütlich einigen können - dann wird uns nichts anderes bleiben, als sie zu vernichten. Aber ich möchte das vermeiden. Tod verhindert Erkenntnis und Läuterung. Ich versuche lieber, Feinde zu Freunden zu machen, als sie zu erschlagen, auch wenn es der schwerere Weg ist.«
    »Diese Einstellung ehrt dich«, sagte YeCairn. »Aber teilen alle deine Artgenossen diese Einstellung? Ich glaube nicht.«
    »Deshalb bin auch ich der Sicherheitsbeauftragte meines Volkes, und nicht die anderen.«
    »Laß mich trotzdem mit den Priestern der Kälte reden. Schließlich geht es ja auch um meine ureigensten Interessen, nicht wahr? Ich möchte auch weiterhin hier in Ruhe leben können. Und ich habe zu viel an Kraft investiert, um die damals toten Organhäuser zu neuem Leben zu erwecken. Warum also sollte ich zulassen, daß das alles zerstört wird?«
    Norr schüttelte den Kopf. »Wir werden andere bitten müssen. Julian Peters oder auch Zamorra.«
    »Was ist mit Siebenauge?«
    Norr zeigte sich überrascht.
    »Weißt du einen Weg, Siebenauge zu erreichen?«
    »Vielleicht. Man müßte es erproben«, meinte YeCairn.
    »Möglicherweise wird uns nichts anderes übrig bleiben. Gehen wir?«
    »Wohin?«
    »In mein Haus«, sagte Norr. »Dort werde ich etwas ausprobieren.«
    Sie verließen YeCairns Organhaus. Der Krieger und Philosoph verzichtete darauf, es zu verschließen. Seine Tür stand immer offen.
    Dabei wäre es einfach gewesen, das Haus durch einen Gedankenbefehl zu veranlassen, Tür- und Fenster-Öffnungen zu schließen. Die organische Masse konnte jede Öffnung verschwinden lassen, als habe es sie nie gegeben.
    Die Häuser waren schier unglaublich flexibel.
    Aber warum sollte man Türen und Fenster verriegeln? Auf dem Silbermond gab es keine Diebe.
    Doch kaum waren die beiden ungleichen Wesen außer Sichtweise des Hauses, als jemand um die leicht gerundete Außenwandung huschte, die Tür erreichte und hineinschlüpfte…
    ***
    Vor Nicole baute sich der Bildschirm auf. Zunächst ein Schriftzug -TEILNEHMER WIRD GERUFEN. Dann, nach mehrmaligen kurzen Flackern, entstand ein Bild.
    »Merde«, murmelte Nicole. .
    »Bitte?« fragte Pater Ralph indigniert. »Fluche nicht, meine Tochter. Es geziemt sich nicht…«
    Nicole unterbrach ihn mit einer heftigen Handbewegung.
    »Da kostet diese verdammte Anlage ein verdammtes Schweinegeld, und dabei bringt sie nicht mal ein verdammtes klares Bild zustande!«
    »Fluche nicht!« zürnte Pater Ralph jetzt deutlich lauter und energischer. »Es geziemt sich wirklich nicht für eine Dame, und erst recht nicht für einen im Glauben an Gottes Güte gefestigten Menschen! Das Fluchen ist eine Ausdrucksform des Bösen!«
    »Das da ist auch eine Ausdrucksform des Bösen«, konterte Nicole. »Zweiundzwanzigtausend Dollar kostet dieser ganze Krampf und bringt nur ein unscharfes Flimmern zustande!«
    »Dennoch stände dir mehr Gelassenheit angesichts der Tücken der Technik besser zu Gesicht. Technik ist Menschenwerk und daher unvollkommen. Aber…«
    »Ist ja schon gut«, stoppte Nicole seinen Redefluß.
    Sie versuchte, das Bild schärfer einzustellen und auch den Ton lauter aufzudrehen. Offenbar hatte sie jemanden in der Bildtelefonverbindung, aber diese Verbindung war - salopp ausgedrückt - saumäßig.
    »Bitte sprechen Sie etwas lauter, ich kann Sie nicht verstehen«, sagte sie.
    Pater Ralph mißverstand das und begann, lauter zu reden.
    »Ruhe!« fauchte Nicole ihn an.
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