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0600 - Jenseits des Lebens

0600 - Jenseits des Lebens

Titel: 0600 - Jenseits des Lebens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gewesen, die ihn aus seiner vertrauten Umgebung gerissen und hierher verschlagen hatte?
    Viele Jahre nun lebte er schon auf dem Silbermond, er hatte sich damit abgefunden, den Rückweg nach… wie nannte sich seine Welt? Er erinnerte sich nicht mehr.
    Je mehr Jahre verstrichen, desto schwächer wurden die Bilder der Vergangenheit. Als würden die neuen Eindrücke sie einfach auslöschen.
    Nun, er hatte sich damit abgefunden, nie wieder zurückkehren zu können.
    Er wollte es auch gar nicht wirklich.
    Denn es war eine kalte, düstere Welt gewesen, umringt von einer schier undurchdringlichen Schattenzone, in der finstere, lebensfeindliche Magie herrschte.
    Eine Welt, in der die Kriegsheere auszogen, um andere Länder und Völker unter das Joch der Zauberpriester zu zwingen. Es war die Welt der Zauberer mit den gläsernen Gesichtern. Eine Welt in der Gewalt finsterer Dämonen.
    Damals war er ein Krieger gewesen. Ein Ausbilder, und der beste, über den sein Volk verfügte. Daran erinnerte sich Padrig YeCairn noch.
    Und auch daran, daß er sich gegen die Zauberpriester und ihre Dämonen gestellt hatte, wo immer es ihm möglich gewesen war.
    Und doch hatte er Krieger ausbilden müssen für die Heere, die von den Zauberpriestern ausgesandt wurden, um zu erobern und den Machtbereich der Dämonen ständig zu erweitern.
    Später hatte er sich zurückgezogen in die Einsamkeit, war zum Philosophen geworden, der sich mühte, die Wahrheiten der Welten zu begreifen.
    Und nun, da es ihn auf den Silbermond verschlagen hatte, hatte er zum dritten Mal etwas Neues begonnen. Er hatte die einst abgestorbenen Organhäuser zu neuem Leben erweckt. Er, der gelernt und andere gelehrt hatte, den Tod zu verbreiten, sagte dem Tod den Kampf an und schuf neues Leben.
    Er war alt und weise geworden, und er war immer noch ein Krieger, aber auch ein Philosoph und Heiler.
    Padrig YeCairn, genannt ›Gevatter Tod‹, weil sein Anblick jeden anderen Menschen an den Tod erinnerte. Ein Mann, der aussah, als bestände er nur aus Haut und Knochen. Über welche Kraft er verfügte, daß sah ihm niemand an.
    Einige Sauroiden schritten zwischen den Organhäusern einher. Gevatter Tod hatte sich längst an sie gewöhnt. Sie hatten ihre sterbende Echsenwelt über die Regenbogenbrücke verlassen und waren zum Silbermond gekommen, um hier eine neue Heimat zu finden.
    Die Sauroiden ähnelten Menschen, und doch haftete ihnen etwas Reptilisches an. Ihre Haut, ihre Schädelform, und auch ihr Verhalten war das von Echsen.
    So wie einst auf der Erde die Saurier ausgestorben waren und dadurch die Säuger zur dominierenden Lebensform geworden waren, um im Menschen als fragwürdige Krönung der Entwicklung zu gipfeln, so war es auf der Echsenwelt umgekehrt gewesen. Dort hatten die Säuger nie die Chance bekommen, über jene Bedeutung hinaus zu wachsen, die auf der Erde Reptilien hatten.
    Die Echsen hingegen waren dort zur beherrschenden Lebensform aufgestiegen. Die Sauroiden, die jetzt den Silbermond bevölkerten, waren die Parallelentwicklung zu den Menschen.
    Und sie verfügten über ein beeindruckendes Magie-Potential.
    YeCairn war sicher, daß es schon ein einziger Sauroide in der Welt, aus der er hierhergekommen war, mit einem oder mehreren Dämonen der Schattenzone hätte aufnehmen und ihn besiegen können.
    Aber er war eigentlich froh, daß es wohl niemals zu einer solchen Konfrontation kommen würde. Er war des Krieges längst müde, ganz gleich, mit welchen Waffen der Kampf ausgetragen wurde, mit dem Schwert oder mit Magie…
    Einer der Sauroiden entdeckte Gevatter Tod und lenkte seine Schritte auf ihn zu, in seinem typischen, eigenartigen Schaukelgang, der an aufrecht gehende Krokodile erinnerte - so es sie denn gab. Als er näherkam, erkannte YeCairn den Echsenmann.
    »Ich grüße dich, Reek Norr«, sagte er. »Was führt dich zu mir an diesem sonnigen, warmen Tag?«
    »Wir müssen miteinander reden, Gevatter Tod«, sagte Norr.
    »Etwas stimmt mit dieser Welt nicht mehr. Die Schatten des Todes verdecken das Sonnenlicht.«
    Unwillkürlich sah YeCairn zur Sonne empor, die hell und warm schien wie fast immer.
    Es gab keine ausgeprägten Jahreszeiten auf dem Silbermond.
    Früher hatte es sie vielleicht gegeben, aber die Traumdimension, in der sich die einstige Welt der Druiden nun befand, sorgte für allezeit ausgeglichenes Wetter. Es war bemerkenswert, daß die Tier- und Pflanzenwelt damit zurechtkam und auf die Winterphasen verzichten konnte.
    Nicht, daß YeCairn das
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