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060 - Bis zum letzten Schrei

060 - Bis zum letzten Schrei

Titel: 060 - Bis zum letzten Schrei
Autoren: Larry Brent
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sterben – jetzt nicht mehr – mit diesem Buch werde ich die
Welt beherrschen – was ist mit einem Mal? Bestialischer Geruch erfüllt die
Halle, dringt aus allen Poren, aus den Spalten und Ritzen der Felsen – das ist
seine wirkliche Form – ich muß mich nicht opfern, um es zu besiegen, muß meinen
Geist nicht mit dem seinigen verschmelzen – ich kann es bannen. Mit dem Buch – schnell
aufschlagen…«
    Ihre Stimme
wurde schrill. Sie redete, als hätte sie den Verstand verloren. Man hörte das
Rascheln von Blättern. Buchseiten wurden umgeschlagen.
    »Das Licht – es
hüllt mich ein – frißt mich auf – ich… aaahhh…« Ein einziger, langgezogener,
schrecklicher Schrei. Dann Stille! Das Band lief noch zehn Minuten weiter.
    Nur das
Laufgeräusch war zu hören. »Wir wurden Zeuge«, sagte Larry als erster, und
seine ruhige, besonnene Stimme paßte nicht in diese düstere Halle, die
Fremdartiges, Grausiges erlebt hatte. »Mabel ist dem Grauen begegnet; es ist
anders, als wir alle dachten. Wir haben alles gehört, vernommen, und sind doch
so schlau wie zuvor. Nur eines scheint sicher zu sein:
    Es wird nie
wieder auf Schwarzenstein spuken. Zwei unnatürliche geistige Potenzen haben
einander ein für allemal ausgelöscht.«
    Sie kehrten
der Halle den Rücken, passierten den Trichter, der schwarz und drohend ihren
Weg beengte, und kamen sicher an den Treppenaufgang, der sie quer durch den
Folterkeller und von dort aus durch die Katakomben ins Freie führte.
    Fluel atmete
tief durch. Die Spannung und das Gefühl der Unsicherheit und Ungewißheit fielen
von ihm ab wie eine Haut.
    »Ich werde
Schwarzenstein für den Publikumsverkehr sperren«, machte Gerard Tullier sich
bemerkbar. »Ein großes Geheimnis zu klären, ist uns aufgegeben. Forscher und
Wissenschaftler aus der ganzen Welt werden kommen, um hier die Fragen
beantwortet zu bekommen, die es seit Menschengedenken gibt. Wo kommen wir her?
Wer sind wir wirklich?«
    »Vielleicht
kommen die Spezialisten einen kleinen Schritt weiter. Was hier geschehen ist,
wird für diese Generation unter uns bleiben. Die Menschen, die hier starben,
lernten ein Grauen kennen, von dem sich keiner von uns eine Vorstellung machen
kann.« X-RAY-3 beschleunigte den Schritt zum Wohnhaus der Soigers hinüber, als
käme es ihm darauf an, zwischen sich und dem unheiligen Anwesen soviel Raum wie
möglich zu schaffen.
     
    ●
     
    Draußen
schien die Sonne; der Himmel war strahlendblau.
    Die Männer
waren todmüde. Es war neun Uhr morgens.
    Die Gendarmen
zogen davon. Ein Wagen nach dem anderen verließ das Gelände.
    Larry Brent
war der letzte Gast, der sich von den Soigers und von Gerard Tullier
verabschiedete. Mit Tullier war die Veränderung weiter fortgeschritten. Die
Soigers versprachen, sich um den alten Herrn zu kümmern, ihn in psychiatrische
Behandlung zu geben. Der Landschaftsmaler plapperte leise und kichernd vor sich
hin, redete von geisterhaften Händen, die nach jedem greifen würden und die
überall in der Burg in erddunklen Löchern und Spalten steckten. Tulliers Geist
war umgekippt.
    »Ich habe sie
schreien hören, wir alle haben es doch gehört, nicht wahr?« fragte er und
richtete seine großen Augen auf Larry Brent und das Ehepaar Soiger. »Edith
Rouflon war die erste in diesem Jahrhundert; sie ist bewußt in ihren Tod
gerannt, sie hat geschrieen, als das Dämonenschwert ihren Körper durchbohrte,
aber keiner hat ihr geholfen. Das Schwert, es ist noch immer verschwunden.«
    Er warf alles
durcheinander. Aber manchmal hatte er einen hellen Augenblick.
    »Es wird
irgendwo in einem Gewölbe des Labyrinths liegen«, sagte Larry Brent. »Vielleicht
auch am Boden des Trichters, von dem wir noch nichts wissen.«
    Es war jetzt
nicht der richtige Augenblick, über Einzelheiten zu diskutieren. X-RAY-3 war
froh, daß diese Nacht zu Ende gegangen war und daß es aller Wahrscheinlichkeit
nach keine solchen Nächte mehr auf Schwarzenstein geben würde – nicht in dieser
Form. Er war überzeugt davon, daß Angehörige der PSA bei der Erforschung
mitmischen würden; er hoffte aber, daß der Einsatz eines PSA-Agenten nicht mehr
nötig sein würde.
    Er
verabschiedete sich. Er hätte mit Fluels Konvoi fahren können, aber X-RAY-3
verspürte den Wunsch, nach dem Abzug der Menschen durch die frische Luft und
die Stille spazierenzugehen, den Weg bis in den Ort zu Fuß zurückzulegen. Dort
wollte er ein Taxi nehmen, zum Bahnhof der nächstgrößeren Ortschaft fahren und
ein Ticket nach
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