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060 - Bis zum letzten Schrei

060 - Bis zum letzten Schrei

Titel: 060 - Bis zum letzten Schrei
Autoren: Larry Brent
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kommen sehen. Ihm aber war das flackernde Kerzenlicht in der Wohnung der
Soigers aufgefallen. Man hatte sich dort ziemlich lautstark unterhalten. Die
Fenster standen offen, daher war ihm das nicht entgangen. Durch die starken
Geräusche innerhalb der Wohnung hatte man den leise schnurrenden Motor seines
Wagens nicht gehört.
    An einem
lautlosen Abgang dagegen war Simon Tullier weniger interessiert. Der Sohn des
Landschaftsmalers wußte, daß ihn jetzt kein Mensch mehr aufhalten konnte.
    Er grinste
vor sich hin. »Mir hat kein Geist etwas getan, dann wird mir noch weniger ein
Mensch etwas tun. Zwei deiner Arbeiten habe ich, mein Alter! Und ich werde
deinen Rat befolgen, mich nie wieder hier sehen zu lassen!«
    Er gab Gas.
Wie gewohnt raste er dem Tunneleingang entgegen. Die grellen Scheinwerfer
reflektierten an den feuchten Wänden und auf dem Kopfsteinpflaster.
    Tullier jagte
den Wagen in überhöhtem Tempo durch den Tunnel und sah vor sich den abwärts
führenden Weg, der direkt mit der grauen Fläche der Zugbrücke zu verschmelzen
schien.
    Tullier gab
nochmals Gas. Wie ein gelber Blitz fegte er an dem Wohnhaus vorbei, wo sich die
Mitglieder der Vision-Tours, sein Vater und Marie Soiger aufhielten.
    Simon Tullier
warf für den Bruchteil eines Moments einen Blick seitlich am Haus hoch.
    Als er wieder
geradeaus sah, weiteten sich seine Augen vor Entsetzen.
    Ein Krachen
und Bersten erfüllte die Luft. Tullier sah, wie sich die Zugbrücke langsam hob,
wie sich die seit Jahrhunderten festgerosteten Scharniere krachend bewegten.
    Simon Tullier
umklammerte das Steuer.
    Er fand weder
die Zeit, den Wagen zu bremsen, noch genügte sie, um das Steuer herumzureißen.
Eisiges Entsetzen machte ihn bewegungsunfähig.
    Die sich
anhebende Zugbrücke wurde zu einer schrägen Ebene, auf die er zuraste und wie
auf einer Sprungschanze dann weit ins Nichts vorstieß.
    Der Jaguar
wurde zu einem unkontrollierbaren Geschoß. Die Kühlerhaube sackte nach unten
ab, und wie ein Stein raste das knallgelbe Fahrzeug auf die Baumbegrenzung am
Straßenrand zu. Äste und Zweige flogen durch die Luft. Berstend bohrte sich der
Jaguar in die Stämme, krachte auf die schwarze, rauhe Felswand und platzte wie
eine reife Frucht.
    Hier konnte
niemand mehr helfen.
    Funken
sprühten durch die Nacht. Eine riesige Stichflamme hüllte das Fahrzeug ein.
Dann erscholl eine Detonation, deren Druckwelle bis zum Haus zu spüren war. Die
Fenster flogen zurück, und eine Scheibe zersprang; zum Glück, ohne jemanden zu
verletzen.
    Wie
hypnotisiert starrten die Männer auf die abgehobene Brücke.
    »Das grenzt
an Hexerei«, murmelte Gerard Tullier. »Es gibt keinen Mechanismus mehr, der die
Zugbrücke anheben könnte.«
    Vor ihren
Augen senkte sich die schwere Brücke wieder nach unten. Staub und verrostete
Metallteile wirbelten auf. »In den Büchern…«, fuhr der alte Maler stockend
fort, dem die Hektik und Aufregung der letzten Stunden sichtlich zugesetzt
hatten, »… dort ist vermerkt, daß am dritten Tag nach dem Mord an den beiden
Schwägerinnen die Brücke nachts aus unerklärlichen Gründen hochgegangen sei und
ein reitender Bote, der aus der Burg preschte und eine Nachricht zu der vier
Kilometer entfernten Burg Wetterberg bringen sollte, in den Burggraben stürzte
und sich tödlich verletzte. Dieser Bericht wurde jedoch selbst von Kennern der
verworrenen Geschichte immer als Legende bezeichnet. Doch es wiederholt sich
alles! Daß ausgerechnet Simon zu dem gefährlichen Zeitpunkt hier war, als die
Brücke durch geheimnisvolle Kraft angehoben wurde, kann allerdings ein Zufall
sein.«
    Tullier mußte
sich abwenden. Larry Brent wurde leicht grün im Gesicht.
    Keiner fand
eine Erklärung für den bestialischen Gestank, der die Luft erfüllte; dann
verschwand er, als hätte es ihn nie gegeben.
    Zu diesem
Zeitpunkt verlor Eldred Brown die Nerven und verlangte, von hier weggebracht zu
werden. Sie wurde fast hysterisch, bekam Schreikrämpfe, und zwei Personen
mußten sich um sie kümmern, damit sie sich nicht losriß und nach draußen
rannte.
    Larry Brent
und Tullier verließen das Haus. Hilflos mußten sie mitansehen, wie das total
zerstörte Wrack ausbrannte. Hier kam jede Hilfe zu spät. In der Dunkelheit
machten sich die beiden Männer jedoch daran, die nähere Umgebung abzusuchen.
Larry wollte sichergehen, ob Simon Lautrec Tullier vielleicht nicht doch aus
dem Wagen geschleudert worden war, ehe dieser aufgeprallt war, und
möglicherweise irgendwo verletzt
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