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06 - Prophet der Apokalypse

06 - Prophet der Apokalypse

Titel: 06 - Prophet der Apokalypse
Autoren: Michael J. Parrish
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unmissverständlich aufforderte: RECHTS RANFAHREN UND AUF DEM SEITENSTREIFEN STOPPEN! Das Ganze auf Spanisch, aber Tom hatte keine Mühe, es zu verstehen.
    Maria Luisa sog hörbar den Atem ein. Alejandro krampfte die Hände um den Stoff ihres Kleides; er hatte längst mitbekommen, dass schon wieder Ungemach drohte.
    »Das ist kein Zufall«, sagte Tom. »Die wurden uns auf den Hals gehetzt.«
    »Von den Schaustellern?«
    Er nickte.
    »Die sind aber normalerweise nicht gut zu sprechen auf die Polizei.«
    »Normalerweise.« Tom Ericson lachte wild. »Du sagst es. Aber offenbar habe ich sie in ihrer Ehre gekränkt.« Er zeigte auf den Revolver, der im offenen Handschuhfach lag. »Ich hätte vielleicht doch lieber die Prügel einstecken und nicht mit der Knarre wedeln sollen.«
    Maria Luisa ließ die Bemerkung unkommentiert. Stattdessen fragte sie: »Was jetzt? Sie werden dich verhaften. Sie werden uns alle verhaften.«
    Tom nagte heftig an seiner Unterlippe. »Wir können ja mal testen, welches Fabrikat geländetauglicher ist«, sagte er – und riss ansatzlos das Steuer scharf nach rechts. »Festhalten!«
    Der Land-Rover schwenkte die 45-Grad-Böschung neben der Straße hinunter. Das abrupte Manöver brachte ihn fast zum Umkippen, und auch das Gefälle des zehn Meter tiefen Hangs stellte Fahrzeug und Fahrer vor einige Probleme.
    Tom hatte den Allrad-Antrieb zugeschaltet und arretiert. Die Räder mahlten und wühlten sich durch den vom Regen der Vortage aufgeweichten Grund. Tom gab trotzdem Gas. Er riskierte alles und war sich bewusst, dass es auch in die Hose gehen konnte.
    »Siehst du was?«, rief er nach hinten.
    »Ja«, erwiderte Maria Luisa, die mit einer Hand sich und mit der anderen Alejandro festhielt, der wild um sich fuchtelte. »Sie halten oben, kommen offenbar nicht runter mit ihrem Wagen. Da … jetzt geben sie Gas, fahren die Straße runter. Offenbar wollen sie uns den Weg abschneiden! Wohin willst du überhaupt?«
    »Keine Ahnung«, gab Tom zurück. Manchmal konnte Ehrlichkeit enervierend sein. Er steuerte den Land-Rover über holprigen Wiesengrund, genau auf einen kleinen Bach zu, den es zu überwinden galt, um nicht genau auf die asphaltierte Piste zu treffen, über die bereits der biedere Seat mit den Polizisten nahte.
    Sekunden später platschte der Land-Rover in den Bach. Rechts und links schwappte das Wasser hoch, lief über Scheiben und Motorhaube.
    Alejandro jauchzte.
    Alejandro jauchzte ?
    Tom Ericson traute seinen Ohren nicht. Ein schneller Blick nach hinten bestätigte, dass er sich nicht verhört hatte. Der stämmige junge Mann mit der autistischen Veranlagung schien die abenteuerliche Querfeldein-Flucht zu genießen. Das spritzende Wasser setzte offenbar das Tüpfelchen aufs i für ihn.
    Statt sich darüber zu wundern, musste Tom feststellen, dass ihm die Fahrt im Bachbett selbst gefiel. Zumal Bach und Straße immer weiter auseinander rückten und das Wasser gerade mal räderhoch war. Der Land-Rover nahm an manchen Stellen fast die ganze Breite des Wasserlaufs ein. Sehr viel schmaler durfte es nicht werden.
    Tom hoffte, dass der Motor nicht absoff. Bislang war alles im grünen Bereich.
    Er beschleunigte auf etwa vierzig Stundenkilometer, mehr war unter diesen Bedingungen nicht drin. Aber es genügte, um den Abstand zu den Verfolgern, die die Straße nicht zu verlassen wagten, kontinuierlich wachsen zu lassen.
    »Du hast goldrichtig reagiert«, lobte Maria Luisa.
    »Danke. Aber du hast mich erst dazu angestachelt. Mit der Aussicht, im Knast zu landen, wo ich partout nicht hin will. Zumal ich mir gar nicht ausmalen will, welche Komplikationen es geben wird, wenn die Behörden das Artefakt bei mir finden.«
    »Komplikationen … Nett, wie du untertreibst.«
    Er grinste, ohne die »Wasserstraße« aus den Augen zu lassen. Plötzlich verlangsamte er.
    »Was ist?«
    »Da vorne müssen wir raus. Über die beiden Felsbrocken kommen wir nicht drüber, ohne uns den Unterboden aufzureißen.«
    Maria Luisa blickte nach vorn und nickte. »Und dahinter wieder rein?«
    Er wartete mit der Antwort, bis er die Uferböschung hinaufgefahren war und sich neu orientiert hatte. »Nope«, sagte er dann. »Siehst du das Wäldchen da hinten?«
    Sie nickte.
    »Die Straße ist außer Sichtweite, also ein gutes Stück weg. Aber wenn die Polizisten nicht völlig unfähig sind, brauchen sie nur den Bachverlauf im Auge zu behalten und zur nächsten Brücke vorzupreschen. Dort können sie uns dann in Ruhe abfangen. Und so
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