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06 - Prophet der Apokalypse

06 - Prophet der Apokalypse

Titel: 06 - Prophet der Apokalypse
Autoren: Michael J. Parrish
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musste er wohl streichen.
    »Nichts als Ärger!«, brummte der Mann. »Da hat man es gut gemeint und kriegt es so gedankt!« Die Stange patschte rhythmisch in seine flache Hand, als er auf Tom Ericson zukam.
    Hinter Tom röhrte der Land-Rover auf, der eine unbekannte Zahl von Jahren in einer Garage vor sich hingegammelt hatte, bevor er unter dramatischen Umständen reaktiviert worden war – und bis dato erstaunlich verlässlich lief.
    Der bislang verdeckt gehaltene Revolver kam zum Vorschein. Dieses Argument stoppte sogar den Jahrmarkts-Chef.
    »So kommst du mir nicht davon«, grunzte er. Das aggressive Raunen seiner Begleiter brachte deren Zustimmung zum Ausdruck.
    Tom schüttelte den Kopf. »Ich komme für den Schaden auf, versprochen. Du kriegst deine Kohle – sobald ich wieder flüssig bin!«
    »Wenn du abhaust«, prophezeite der Wortführer der Schausteller, »machst du’s nur noch schlimmer. Bleib und steck die Tracht Prügel ein, die du dir verdient hast. Dann gebt ihr mir die Wagenschlüssel und wir sind quitt. Ist das ein faires Angebot?«
    Tom blickte auf seinen Revolver, als müsste er angestrengt nachdenken. Dann schüttelte er den Kopf. »Großzügig, aber: nein, danke!«
    Seine Worte entfachten die Wut der Männer neu.
    Von hinten kam Maria Luisa mit dem Land-Rover heran. Tom brachte den Revolver mit einem Ausfallschritt in Anschlag, als würde er den Jahrmarkt-Chef wirklich aufs Korn nehmen.
    Alles erstarrte.
    Der Land-Rover hielt neben Tom, die Tür wurde von innen aufgestoßen. Tom grinste und sprang hinein. Maria Luisa gab Gas. In Rück- und Außenspiegel waren die Drohgebärden zu sehen, die ihnen hinterher geschickt wurden.
    »Das war knapp«, seufzte Maria Luisa. »Die sind ja echt mies drauf.«
    »Nicht nur die«, sagte Tom Ericson.
    Alejandro quengelte im Fond.
    ***
    Bei der nächstbesten Gelegenheit tauschten sie die Plätze. Tom übernahm das Steuer und Maria Luisa kletterte nach hinten zu ihrem Bruder, der schlichtweg unausstehlich war, wenn er sie nicht in buchstäblich greifbarer Nähe hatte.
    Tom steuerte den Land-Rover auf die Landstraße zurück, von der sie wenige Tage zuvor auch abgebogen waren. Schilder, die auf die nahe gelegene autovía – die A1 – hinwiesen, ignorierte er, solange ihm selbst nicht klar war, wohin er eigentlich wollte.
    Zunächst einmal hieß die Devise: nur weg!
    Immer wieder schielte er in den Rückspiegel, ob er Verfolger ausmachen konnte. Ausnahmsweise mal keine schwarzen SLK-Mercedes – das bevorzugte Fortbewegungsmittel der Indio-Bande, die hinter dem Artefakt her war –, sondern x-beliebige Fahrzeuge, mit denen die Schausteller die Hatz auf sie eröffneten.
    Als minutenlang kein verdächtiger Wagen auftauchte, begann Tom allmählich zu akzeptieren, dass sie auch einmal Glück im Unglück hatten.
    »Die sehen wir nicht wieder«, murmelte er.
    »Und die uns auch nicht«, ergänzte Maria Luisa von schräg hinten. Er reckte den Kopf, um sie im Spiegel sehen zu können. Alejandro kauerte, wie ein Riesenbaby an sie gelehnt, neben ihr und hatte die Augen geschlossen. Maria Luisa strich ihrem Bruder über das widerspenstige Haar.
    Ein paar Streicheleinheiten könnte ich auch gebrauchen. Beneidenswert.
    Während er den schweren Land-Rover auf eine Ausfallstraße lenkte, wurde die Gegend zunehmend ländlicher.
    Zuckende Reflexe im Rückspiegel veranlassten ihn, hochzublicken. »Das hat uns gerade noch gefehlt.«
    »Was?« Maria Luisa wartete seine Antwort nicht ab, sondern drehte sich um und spähte nach hinten. Sie fluchte undamenhaft. » Policia! Aber das muss nichts mit uns zu tun haben. Vielleicht ein Unfall in der Nähe …«
    Der Streifenwagen schaltete zur Lichtsirene nun auch den Ton. Er raste mit einem Affenzahn heran, und obwohl ihm noch eine Spur zur Verfügung stand, machte er keine Anstalten, hinüberzuwechseln.
    Tom Ericson hatte fast das Gefühl, dass die Beamten ihn rammen wollten.
    »Ich glaub’s nicht«, quetschte er zwischen den Zähnen hervor. »Ich bau gleich einen Unfall, wenn die uns noch mehr auf die Pelle rücken!«
    Die Landstraße mündete auf der rechten Fahrbahnspur in die Ausfallstraße, die Tom kurz zuvor anvisiert hatte und auf der sie sich mittlerweile schon bewegten. Hätte der Streifenwagen es nicht auf sie abgesehen, hätte er locker links überholen und davonziehen können.
    Stattdessen hängte er sich an die hintere Stoßstange und ließ im oberen Rand der Windschutzscheibe eine rote Laufschrift aufblinken, die
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