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06 - Prophet der Apokalypse

06 - Prophet der Apokalypse

Titel: 06 - Prophet der Apokalypse
Autoren: Michael J. Parrish
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Hinterkopf darauf hin, dass ein Hubschrauber aus mehr bestand als zwei Reifen, Lenker und Sattel.
    Die aus Richtung Deckshaus heranstürmenden, wild um sich schießenden Indios enthoben ihn seiner Zweifel. Tom gab Schub, der Heli hob ab. Drei, vier Meter – dann schlug eine Kugel über der Kanzel ein. Obwohl Tom keine unmittelbaren Folgen bemerkte, konnte das nicht gut sein.
    Maria Luisa betete, Alejandro bekam einen Hustenanfall und Tom fluchte. Es gelang ihm, den Helikopter in Richtung Land zu steuern, und nach einer Weile stellten die Indios endlich den Beschuss ein. Bis dahin hatten aber weitere Kugeln die Hülle perforiert, und ihre Chancen sanken mit jedem Einschlag.
    Tom Ericson sah im Zurückblicken, wie drei der Indios den zweiten Helikopter stürmten und ihn starteten, um die Verfolgung aufzunehmen.
    Die Maschine hob auch tatsächlich ab und flog ein paar Meter – doch dann fruchtete Toms Sabotage. Es gab eine kleine Explosion, Flammen schlugen aus der Turbine und das libellenförmige Gerät schmierte seitlich ab. Es schrammte über den Rand der Container und stürzte ins Meer.
    Maria Luisa, die es ebenfalls beobachtet hatte, hörte auf zu beten. Ihre Wangen schienen zu glühen, und sie hauchte ein »Danke!« zum Himmel.
    Dass dies verfrüht war, zeigte sich, als auch ihre Maschine Feuer fing. Die ersten Motoraussetzer folgten kurz darauf. Das Knattern wurde unregelmäßig wie bei einem Patienten mit Herzrhythmusstörungen.
    Für bange Sekunden schien der Antrieb ganz zu ersterben und der Helikopter sackte meterweit nach unten. Dann setzte der Motor wieder ein. Tom konnte die Maschine dicht über Wasseroberfläche abfangen, ein Stückweit hochziehen und torkelnd in Richtung Küste lenken.
    Seine rechte Faust schloss sich so fest um den Steuerknüppel, dass die Knöchel weiß hervorstachen. Insgeheim ahnte er bereits, dass sie es mit der kollabierenden Technik nicht mehr zum rettenden Ufer schaffen würden.
    Er sollte recht behalten …
    11.
    Yucatán, 1518
    Einige Tage nach der feierlichen Beisetzung ihres Sohnes tauchte überraschend Came bei Diego auf. »Kann ich dich sprechen, Mann aus der Fremde?«
    Der Spanier, der nur noch selten seiner früheren Heimat gedachte, verneigte sich tief vor der schlanken Frau, die mit ihren ausdrucksstarken aristokratischen Zügen überall eine gute Figur gemacht hätte. In entsprechender Kleidung würde sie nicht einmal bei Hofe auffallen. Die spanische Krone könnte sich glücklich schätzen, sie bei sich aufnehmen zu dürfen .
    Das würde nie geschehen, dessen war er sich bewusst. Genauso wenig, wie ihn selbst noch irgendetwas je wieder in die Alte Welt hätte ziehen können. Wäre heute ein Schiff in einer Bucht vor Anker gegangen, nichts hätte ihn dazu bewegen können, sein hiesiges, neues Leben aufzugeben.
    Ah Kin Pech war ihm zur wahren Heimat geworden, auch wenn er nicht wusste, wie es nun, nach Ts’onots Tod, weitergehen würde.
    Lange würden die Maya nicht ohne Führung bleiben können. Diego hielt es für denkbar, dass am Ende eine Person in das entstandene Machtvakuum stoßen würde, die Diegos Verdienste nicht länger würdigen und ihn aus der Stadt verstoßen würde.
    Solche Befürchtungen verfolgten ihn bis in den Schlaf und in seine Träume. Aber auch Came durfte sich nicht sicher sein, ihre Privilegien zu behalten. Es war ebenso denkbar, dass der neue Herrscher sie zum Weibe nahm oder sie auf den Status einer normalen Bürgerin von Ah Kin Pech zurückstufte.
    Nein , dachte Diego de Landa, während Came so nah vor ihm stand und ihn musterte, ohne dass sich der Grund ihres Kommens an ihrer Miene ablesen ließ. Nein, diese Frau würde sich nicht neu vermählen, darauf hätte er alles gewettet, was er besaß. Und das ist nicht gerade viel .
    Er fragte: »Was kann ich für Euch tun?«
    »Ich bin gekommen, weil mein Sohn mich darum bat.«
    Schlagartig fiel alle Behäbigkeit von Diego ab. Er verengte die Augen. »Euer … Sohn?«
    »Ein paar Tage, bevor er unter so außergewöhnlichen Umständen starb«, sagte Came, »besuchte er mich und bat mich um einen Gefallen, dessen Tragweite mir damals nicht bewusst war.« Sie lächelte scheu.
    »Worüber hat er mit Euch gesprochen?«, fragte Diego. Die Gegenwart der Frau, die zuerst den Gemahl, dann den einzigen Nachkommen verloren hatte, bereitete ihm zu seiner eigenen Überraschung keinerlei Unbehagen. Im Gegenteil, er fühlte sich ihr nahe.
    »Er forderte mir ein Versprechen ab«, antwortete Came und straffte
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