Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
06 - Prophet der Apokalypse

06 - Prophet der Apokalypse

Titel: 06 - Prophet der Apokalypse
Autoren: Michael J. Parrish
Vom Netzwerk:
Pescado . Ich werde mich dorthin begeben, um die Lage zu sondieren. Ihr macht euch mit den Hubschraubern auf den Weg. Es sind exakt dreihundertdreißig Kilometer Luftlinie. Ich erwarte euch dort noch vor Sonnenuntergang.«
    Mit diesen Worten verschwand der Mann in Weiß so spukhaft, wie er gekommen war.
    ***
    Pepe Cantos fluchte wie ein Eseltreiber, als er aus dem Schlaf geklingelt wurde. Schrill wie eine Kreissäge fräste sich der Lärm der Haustürklingel in sein Gehirn – wieder und wieder. Wütend wuchtete er sich schließlich aus dem Bett und stampfte zur Tür.
    Als er öffnete, blickte er in die Mündung einer Waffe, und ein unbekannter Glatzkopf mit indianischen Gesichtszügen stieß ihn in die Wohnung. Hinter ihm flog die Tür ins Schloss. Trotzdem war plötzlich ein zweiter Besucher im Raum, den der schmerbäuchige Wirt des El Pescado nicht hatte hereinkommen sehen: ein distinguiert wirkender Gentleman, ganz in Weiß gekleidet.
    Die folgenden Minuten wurde Pepe Cantos einer »hochnotpeinlichen Befragung« unterzogen, während der seine Peiniger erfuhren, dass nicht Tom Ericson, sondern ein Stammgast namens Cuarto Almodovar, der nur ein paar Häuser weiter wohnte, dessen Kreditkarte zur Begleichung seiner Trinkschulden benutzt hatte.
    Zum Abschied zog der Eindringling einen Dolch aus einer Lederscheide und drehte dessen Knauf, worauf sich die Klinge in einen flirrenden Schemen verwandelte. Dann sorgte er dafür, dass Pepe Cantos seinen Kumpan mit absoluter Gewissheit nicht mehr warnen konnte, dass auch ihm Besuch der unangenehmen Art ins Haus stand.
    Zu dieser Zeit war der weiße Mann bereits »gegangen«, und der Wirt nahm die Frage, ob er sich das plötzliche Verschwinden des Mannes nur eingebildet hatte, mit in den Tod.
    ***
    Spätestens an Tag zwei ihres Aufbruchs von Bilbao musste sich Tom Ericson der bitteren Erkenntnis stellen, dass es eine Schnapsidee gewesen war, Maria Luisa und ihren Bruder mit auf große Fahrt zu nehmen.
    Wobei die junge Spanierin nicht das Problem war. Sie hatte sich vollkommen im Griff, was man jedoch von Alejandro Suárez nicht behaupten konnte. Obwohl sie ausreichend Asthma-Medikamente mitführten, wurde die Reise in der lediglich mit ein paar alten Matratzen ausgelegten Räumlichkeit für ihn zum Horrortrip. Einmal nässte er sich sogar ein.
    Tom hoffte, dass sie niemandem begegneten – beziehungsweise dass niemand sie entdeckte. Der mächtigste Mann an Bord schien Jorge nicht zu sein. Alle Risiken würde er nicht von ihnen fernhalten können.
    »Wir fallen dir nur zur Last«, flüsterte Maria Luisa in der zweiten Nacht an Bord, als Alejandro sich in den Schlaf gewimmert hatte.
    »Es ist meine Schuld«, sagte Tom. »Ich hätte wissen müssen, was bei einer Reise unter solchen Bedingungen auf uns zukommt.«
    Bei Jorges letztem Besuch hatte er den Matrosen gefragt, wo sich die Sanjiata befinde. Die Antwort war ernüchternd ausgefallen: Sie hatten erst die halbe Strecke bis nach Brest hinter sich. »Es gab eine Sturmwarnung im Golf von Biscaya«, erklärte Jorge. »Der Käpt’n wollte kein Risiko eingehen und hält sich dichter an der Küste, auch wenn es einen kleinen Umweg bedeutet.«
    Das Gespräch war ein paar Stunden alt, seitdem gab es keine weiteren Neuigkeiten.
    »Was ist das für ein Geräusch?«, fragte Maria Luisa irgendwann.
    Tom wusste zunächst nicht, was sie meinte. Der Dieselantrieb des Containerschiffs verursachte so viel Lärm, dass es eine Weile dauerte, bis er herausgefiltert hatte, was der jungen Spanierin aufgefallen war. Er lauschte eine Weile, dann sagte er: »Hört sich wie der Rotorenschlag eines Hubschraubers an.«
    Kaum hatte er das gesagt, war er auch schon bei der Metalltür, die an Deck führte. Sie wurde von Jorge bei jedem Kommen und Gehen von außen entweder auf- oder abgeschlossen. Das war Teil seiner Bedingung gewesen, sie überhaupt an Bord zu schleusen. Auf diese Weise wollte er verhindern, dass sie sich zwischendurch an Deck die Beine vertraten und womöglich entdeckt wurden.
    Tom Ericson hatte mit einem äußerst unguten Gefühl eingewilligt. Und während der Rotorenlärm weiter anschwoll, als kämen sogar mehrere Hubschrauber stetig näher, sah er sich in seinen Befürchtungen bestätigt. Er rüttelte an der Klinke, für den Fall, dass Jorge vielleicht doch vergessen hatte, die Tür zu verriegeln, doch natürlich brachte das nichts. Tom fluchte.
    »Was ist?«, fragte Maria Luisa unruhig. Sie hatte längst ein Gespür für Warnzeichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher