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06 - Prophet der Apokalypse

06 - Prophet der Apokalypse

Titel: 06 - Prophet der Apokalypse
Autoren: Michael J. Parrish
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Sie uns an Bord, ohne dass es jemand erfährt? Und wie kommen wir am Zielpunkt wieder unbehelligt von dem Kahn runter?«
    »Ich«, erwiderte Cuarto in nasalem Tonfall, »bringe euch weder rauf noch runter. Ich heuere gerade von der Sanjiata ab. War sechs Monate nur auf See und in fremden Häfen. Das reicht. Aber ich hab einen guten Kumpel an Bord, der sich gern auch ein bisschen was dazu verdient.« Er bemerkte, wie Tom die Stirn runzelte. »Keine Sorge, die Preise sind moderat.«
    »Wie schnell können Sie uns an Bord bringen?«
    »Wenn wir uns einig werden – Sie wissen, was ich meine –, noch heute Nacht. Die Ladearbeiten sind abgeschlossen, die Sanjiata läuft morgen in aller Herrgottsfrühe aus. Jorge hat Bordwache. Er schleust euch rein.«
    ***
    Maria Luisa erschrak, als es gegen die Fensterscheibe klopfte. Aber als sie durch den provisorischen Vorhang lugte, sah sie Tom und entspannte sich. Er hatte den Wagenschlüssel nicht mitnehmen wollen. »Man weiß nie«, hatte er gesagt. »Besser, du behältst ihn bei dir.« Und es hatte Maria Luisa etwas mehr Sicherheit während seiner Abwesenheit vermittelt.
    Sie zog den Knopf an der Fahrertür. Tom schlug die herabhängende Decke beiseite und sagte: »Sorry, wenn ich euch geweckt habe, aber ihr müsst raus. Zügig, aber ohne Hetze.«
    »Warum müssen wir raus?«, fragte Maria Luisa etwas schwerfällig. Sie hatte tatsächlich bereits fest geschlafen und war entsprechend durch den Wind.
    Tom schob den Vorhang etwas weiter beiseite und zeigte mit dem abgespreizten Daumen hinter sich.
    Maria Luisa sah, dass er jemanden mitgebracht hatte. »Wer ist das?«
    »Er heißt Cuarto. Mehr als seinen Vornamen kenne ich nicht. Er wird uns von einem Kumpel auf einen Frachter schleusen lassen, der morgen früh ausläuft. Die Sanjiata . Allerdings waren seine Honorar-Forderungen reichlich unverschämt, und ich wollte ihm nicht unsere ganze Barschaft überlassen. Deshalb habe ich ihn überredet, den Kombi in Zahlung zu nehmen. Ana hat uns ja zum Glück die Papiere mitgegeben.«
    »Das hat ihm gereicht?«
    »Plus eine dreistellige Euro-Summe und plus …« Er zögerte.
    »Was?« Allmählich kam sie richtig zu sich.
    »… den Revolver.«
    »Den Revolver? Bist du –«
    »Ich hatte sowieso keine Munition mehr«, erinnerte er sie. »Es ist nur die zweitbeste Lösung, ich weiß«, räumte er im selben Atemzug ein. »Aber wichtig ist für uns erst mal, spanischen Boden zu verlassen und möglichst ohne viele Umwege zu dem Grab zu gelangen.«
    Maria Luisa diskutierte nicht länger. Es war bereits beschlossene Sache – und eine Alternative hatte sie auch nicht anzubieten.
    So sanft wie möglich weckte sie Alejandro. Sie räumten den Wagen von ihren persönlichen Sachen, was sehr überschaubar war, und schlossen sich dem hageren Spanier an, der sie zur Sanjiata führte.
    ***
    Jorge sah fast aus wie ein Spiegelbild von Cuarto. Vielleicht waren es sogar Zwillinge.
    »Sind sie das?«
    Cuarto nickte.
    » Vale . Dann rauf mit euch!«
    Während Tom, Maria Luisa und Alejandro die Gangway entlanghuschten, steckten die beiden Seeleute die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Zu verstehen war nichts.
    Tom Ericson bildete das Schlusslicht und trat als Letzter auf das Oberdeck am Bug des Containerschiffes. Von unzähligen ISO-Containern großteils verdeckt, war in knapp sechzig, siebzig Metern Entfernung der Navigationsaufbau des Frachters zu sehen; Licht brannte hinter den Fenstern. Dort, wo Tom und die anderen standen, war es fast dunkel.
    Cuarto stellte sie Jorge vor, und Jorge erklärte ihnen mürrisch die Spielregeln: »Keinen Mucks! Ich setze meinen Job aufs Spiel! Ihr lasst euch nicht an Deck blicken, während der ganzen Überfahrt nicht. Ich versorge euch jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit mit Essen und Trinken. Aber denkt nicht, das sei ein Erste-Klasse-Trip. Sobald wir Caracas anlaufen, gebe ich euch Bescheid, wann die günstigste Gelegenheit ist, auszuchecken. – Noch Fragen?«
    Tom schüttelte den Kopf.
    »Dann los!«
    »Viel Glück!«, brummte Cuarto und schlug Tom zum Abschied auf die Schulter. Als er den Fuß auf die Gangway setzte, stolperte er und fiel.
    Tom war sofort bei ihm. »Sind Sie okay?« Er half Cuarto beim Aufstehen.
    Der Spanier krallte sich an ihm fest und stöhnte. »Geht schon. Hab mir die Birne angeschlagen. Mierda! Und ich dachte immer, mein Schädel wär härter als Eisen …« Er löste sich von Tom und wankte leicht über die Gangway zur Hafenmole
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