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06 - Prophet der Apokalypse

06 - Prophet der Apokalypse

Titel: 06 - Prophet der Apokalypse
Autoren: Michael J. Parrish
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wütete. Doch es genügte, ihn die Klinge in seiner Rechten und auch alles andere um sich herum vergessen zu lassen.
    Er keuchte auf, als sein Geist aus seinem Körper gerissen wurde – so fühlte es sich an.
    Und dann war er Ts’onot so nah, wie zwei Menschen sich niemals kommen konnten. Diegos Geist tauchte in die Gedankenwelt des Propheten ein, und die Schranken von Raum und Zeit fielen …
    8.
    Gegenwart
    »Ich kann’s immer noch nicht glauben, dass Ana das für uns getan hat«, sagte Maria Luisa, als sie den Großraum Madrid endgültig hinter sich ließen und immer noch von keiner Streife gestoppt worden waren.
    Was auch ein Verdienst der Bäuerin war, die sie auf Feldwegen noch so weit nach Norden gelotst hatte wie möglich. An einer Zufahrt zur A1 hatten sie sich voneinander verabschiedet und gegenseitig Glück gewünscht. Dann waren sie auf die autovía gefahren.
    Das anvisierte Ziel, Bilbao, hatten sie Ana nicht verraten. Je weniger sie wusste, umso weniger würde sie im Falle eines Falles lügen müssen.
    »Sie ist eine gute Seele – und nicht die erste, die wir getroffen haben«, sagte Tom. »Ich denke an deine Großmutter.«
    Im Rückspiegel sah er, wie Maria Luisa nickte. Die Fahrzeuge hatten gewechselt, die Platzverteilung war die gleiche geblieben: Tom vorn hinter dem Steuer, die Geschwister im Fond, um den Stress für Alejandro so gering wie möglich zu halten.
    Der dreißig Jahre alte Mazda hatte vor allem bei Anstiegen mächtig zu kämpfen. Schon ab Werk nicht sonderlich PS-stark, schien er zudem nur noch auf drei von vier »Töpfen« zu laufen.
    Tom hoffte inständig, dass der Kombi bis Bilbao durchhielt – noch rund dreihundert Kilometer lagen vor ihnen. Im Normalfall und mit einem flotten Flitzer kein Problem, die Strecke wäre in höchstens zweieinhalb Stunden bewältigt gewesen. Im Mazda mussten sie das Doppelte rechnen.
    An einer Raststätte besuchte Tom die Toiletten. Als er zurückkam, standen zwei halbstarke Spanier neben dem Wagen und bedachten Maria Luisa mit Macho-Sprüchen. Toms Auftritt erledigte das Problem.
    Bevor er einsteigen konnte, musste Maria Luisa ihm erst von innen öffnen; sie hatte die Türverriegelung heruntergedrückt.
    »Waren sie sehr aufdringlich?«
    Maria Luisa schüttelte den Kopf. »Da bin ich Schlimmeres gewohnt, aus der Bodega. Ich weiß mir schon zu helfen.«
    Er nickte. »Ich hab euch etwas mitgebracht. Das Frühstück liegt schon ein Weilchen zurück und den Proviant von Ana heben wir uns lieber für heute Abend auf, oder?«
    Er kramte in den Außentaschen seiner Jacke und reichte dann zwei abgepackte Kühltheken-Sandwiches nach hinten. Alejandro nahm sie entgegen und reichte sie an seine Schwester weiter, die für ihn die Plastikverpackung entfernte.
    Für Tom Ericson war das ein weiteres Beispiel dafür, wie der Junge an simpelsten Dingen scheiterte, dann aber wieder Leistungen vollbrachte, die an Genialität grenzten. Alejandro war ein Meister im Lösen von Rätseln. Ein Tausend-Teile-Puzzle schaffte er in weniger als einer halben Stunde. Tom kam es so vor, als wäre der Junge in der Lage, sein ganzes Denken auf eine einzige Aufgabe zu konzentrieren, bis sie erledigt war. Auch wenn er dabei zu schlafen oder zu essen vergaß.
    »Ich hoffe, Ana bekommt keinen Ärger wegen des Land-Rovers«, sagte Maria Luisa zwischen zwei Bissen.
    »Ich denke, sie wird ihn erst mal in der Scheune verstecken, bis Gras über die Sache gewachsen ist«, meinte Tom, »und ihn dann nur auf ihrem Hof und den Feldern einsetzen. Schließlich hat sie weder Fahrzeugpapiere noch eine Zulassung. Wenn sie schlau ist, verkauft sie ihn an einen Sammler; das Ding ist schließlich fast schon ein Oldtimer.«
    Die A1 verlief schnurgerade nach Norden. Zweimal waren Sirenen zu hören, doch beide Mal handelte es sich um Notärzte, die zu einem Einsatz gerufen wurden, nicht um die policia .
    In den frühen Abendstunden schließlich erreichten Tom, Maria Luisa und Alejandro Bilbao, die alte Hafenstadt, die Tom Ericson als Sprungbrett nach Mexiko benutzen wollte.
    Die sicherste, aber auch langwierigste Art, nach Mittelamerika zu gelangen, war der Seeweg. Um auf einem Flughafen einzuchecken, hätten Tom und seine Begleiter ihre Pässe vorlegen müssen – und wären augenblicklich aufgeflogen.
    Und als Blinde Passagiere in einem Jet mitreisen zu wollen, mochte in irgendwelchen Hollywood-Schinken funktionieren, in der Realität nicht.
    Blieb noch die Blinde-Passagier-Variante fürs Schiff, deren
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