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0599 - Die Kralle

0599 - Die Kralle

Titel: 0599 - Die Kralle
Autoren: Jason Dark
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getrunken haben, oder der andere will etwas von uns.« Er grinste hart. »Na, dann komm schon, Mr. Zombie.«
    »Soweit sind wir noch nicht.«
    Bill gab die Antwort auf seine Art und Weise. Er verringerte das Tempo.
    Im Gegensatz zu uns hielt der andere Fahrer seine Geschwindigkeit bei. Deshalb holte er sehr schnell auf, blieb auf der rechten Spur, und wenn er überholte, würde es sehr knapp werden. Bill mußte schon bis dicht an den Straßenrand heran.
    Plötzlich gab der fremde Fahrer noch einmal Gas. Und er wurde verdammt schnell. Der Wagen wuchs zu einer monsterhaften Größe heran, war einen Atemzug später mit uns auf gleicher Höhe, wurde abgebremst, daß die Reifen jaulten, und behielt das Tempo bei.
    Rechts von uns fuhr er. Wenn ich etwas sehen wollte, mußte ich an Bill vorbeischauen.
    Mein Freund hatte genug mit dem Porsche zu tun. Er bekam nicht so schnell mit, was geschah.
    Bei dem anderen Fahrzeug – es war ein Mercedes – glitt die Scheibe auf der Beifahrerseite nach unten. Ich bekam nicht so schnell mit, was passierte, sah den hellen Flecken eines Gesichts und noch mehr.
    Aus dem offenen Fenster stieß ein Arm hervor, der keine normale Hand besaß.
    Die Stahlklaue glänzte matt, war gespreizt und jagte direkt auf das Porschefenster zu…
    ***
    Die letzten Tage waren für Deliah Courtain einfach schrecklich gewesen. Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich derart gefühlt, denn es war die Angst, die in ihr hockte und sie so fertigmachte.
    Manchmal gelang es ihr, sich an den Tagen abzulenken, in der Nacht war dies nicht möglich, da potenzierte sich ihre Angst vor dem Kommenden. Sie hatte ihr zudem jegliche Freude und Sicherheit geraubt, und sie besaß einen Namen.
    Ricardo!
    Immer wenn sie an diesen Mann dachte, da hatte sie das Gefühl, als wäre eine Wolke über sie gekommen, die ihr bei jedem Atemzug in den Hals drang und als schwarzer Nebel ihre Seele umschlang.
    Sie konnte kaum klar denken, immer wieder dachte sie an Ricardo, an seine Stimme und an dessen Anrufe.
    Er würde kommen und sie töten. Er, der Tote, würde aus seinem Grab steigen und furchtbare Rache nehmen.
    Ein Toter, der lebte, ein Zombie also!
    Gab es so etwas? Deliah hatte sich den Kopf darüber zerbrochen.
    Wenn sie mit anderen Menschen darüber sprach, schaute man sie nur mitleidig an, so hatte auch ihr Bräutigam reagiert. Für ihn war dieses Thema nicht existent.
    Andere reagierten ähnlich. »Kümmere dich um deine Hochzeit«, hatte es geheißen. »Und denke vor allen Dingen nicht mehr an deine Vergangenheit. Das ist vorbei.«
    An die Vergangenheit aber dachte sie permanent. Sie konnte die Anrufe nicht vergessen, die flüsternde, raunende und auch gefährlich klingende Stimme. Der Anrufer war Ricardo gewesen und kein Stimmenimitator, das stand fest.
    Aber Ricardo war tot, sie hatte selbst an seinem Begräbnis teilgenommen. Noch sehr oft sah sie sich weinend am Grab des Verlobten stehen und dabei zuschauend, wie der Sarg allmählich in die Tiefe glitt.
    Einige Monate später hatte sie van Meeren kennengelernt, einen jungen Mann, der genau wußte, was er wollte. Er brauchte nicht mehr an seiner Karriere zu basteln, die lag vor ihm. Das Geld hatten seine Eltern miteingebracht, er wollte es nur noch vermehren, und van Meeren gehörte zu den Typen, die sich davor nicht bange machten.
    Ein Realist, ein Yuppie, einer mit Ellenbogen. Deliah überlegte immer stärker, was sie damals an ihm fasziniert hatte. Vielleicht weil er so anders war als Ricardo.
    Ricardo – das war ein Mann, der überhaupt nicht danach ging, wieviel jemand verdiente. Er kümmerte sich um andere Dinge. Um die Seele des Menschen, er wollte immer mehr wissen, dahinterschauen, die Dinge sehen, wie sie tatsächlich waren. Mit ihm hatte man über Probleme reden können, auch über die Phänomene des Jenseits oder über Gut und Böse, wobei er sich gerade von den negativen Dingen besonders fasziniert zeigte.
    Ricardo hatte sie damals fasziniert. Es hatte sicherlich nicht nur an seinem weichen Gesicht gelegen oder den langen, dunklen Haaren, die einen schon fast mädchenhaften Schnitt aufwiesen. Ricardo konnte zuhören, und er hatte viel Verständnis für die Probleme anderer gehabt. Seine Hobbys galten als außergewöhnlich. Totenmagie hatte dazu gehört, fernöstliche Mystik oder die Kulte der afrikanischen Völker, Voodoo.
    Daß er anstelle seiner rechten Hand eine Stahlklaue besaß, hatte ihn nie gestört. Deliah übrigens auch nicht, konnte diese Kunsthand
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