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0599 - Die Kralle

0599 - Die Kralle

Titel: 0599 - Die Kralle
Autoren: Jason Dark
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aus Metall doch ebenso weich streicheln und angenehme Berührungen hinterlassen wie eine normale.
    Das alles war ihr bekannt, daran mußte sie oft denken, und sie hatte damit begonnen, ihre beiden Männer zu vergleichen. Je intensiver sie sich damit beschäftigte, um so besser schnitt Ricardo bei ihr ab.
    Bei ihm hatte sie menschliche Wärme verspürt, bei Prosper zählte nur das Geld, das Ansehen, die Schau in der Gesellschaft.
    Als das Telefon läutete, schreckte Deliah zusammen. Sie schüttelte den Kopf, gerade so, als wäre sie aus einem tiefen Traum erwacht.
    Erst nach dem fünften Läuten umfaßte sie den cremefarbenen Hörer und meldete sich mit weicher Stimme.
    »Ah, du bist da, Kind!«
    Deliah verdrehte die Augen. Ihre Mutter rief an, ausgerechnet.
    Nicht daß sie etwas gegen sie gehabt hätte, aber es gab Augenblicke, da konnte sie ihre hektische Art nicht vertragen. So wie jetzt.
    »Na, Kind, wie fühlst du dich so kurz vor der Hochzeit?«
    »Ganz gut.«
    Die Frau lachte schrill. »Das kann ich dir nicht glauben, Tochter, wirklich nicht.«
    »Wieso?«
    »Ganz einfach. Weil eine Braut normalerweise anders aussieht als du. Glücklicher, verstehst du?« Sie lachte wieder. »Wenn ich dich sehe, dann muß ich stets nur deine Trauermiene anschauen, die du aufgesetzt hast. Das gefällt mir nicht. So sieht keine Braut aus, Kind. Denk daran, wen du heiratest. Es ist Prosper van Meeren, ein Mann und eine Familie, die Einfluß hat.«
    »Ja, ja, ich weiß, die van Meerens. Dir ist die Hochzeit doch wichtiger als mir.«
    »Wie kannst du das sagen, Kind?«
    »Das höre ich. Das ganze Theater, der Rummel, die Presse, die auch nie vergißt, die Mütter in den Mittelpunkt zu stellen. Ja, ja, ich kenne das Spiel.«
    »Es gehört eben dazu, Deliah. Bitte, laß dir von deiner alten Mutter einen Rat geben. Sei ein wenig netter. Gib dich locker, zeig ihnen, daß du glücklich bist.«
    »Wem?«
    »Allen. Auch deinem zukünftigen Mann. Er hat sich schon bei mir beschwert, weil er sich darüber wunderte, wie wenig du doch aus dir herausgehst. Selbst ihm gegenüber gibst du dich kühl und abweisend. Nicht so, wie man es von einer glücklichen Braut erwartet.«
    »Glücklich?«
    »Ich hoffe doch, daß du es bist, Kind!«
    »Nicht ganz, Mutter. Glücklich wäre ich mit Ricardo gewesen.«
    »Aber der ist tot!« rief Mrs. Courtain. »Auch wenn diese… diese«, sie rang nach Worten, »komischen Dinge passiert sind. Ich weiß nicht, wer dieser Mensch ist, der dich mit seinen Anrufen belästigt, aber sollte er es noch einmal wagen, mußt du die Polizei einschalten, Deliah. Versprichst du mir das?«
    »Sicher, Mutter, ich werde darüber nachdenken. Er hat mich ja in Ruhe gelassen.«
    »Das will ich auch meinen.« Sie gab einen leisen Schrei von sich.
    »Meine Güte, für mich wird es Zeit. Ich werde mich heute abend mit deinen zukünftigen Schwiegereltern treffen. Wir haben uns zum Dinner verabredet und müssen noch einiges besprechen. Morgen kommt ja Prosper von seiner Reise nach Rom zurück. Dann wird einer Hochzeit bestimmt nichts mehr im Wege stehen.«
    »Du hast wie immer recht, Mutter. Grüße Dad von mir.«
    »Mach’ ich Kind, mach’ ich.« Sie legte auf, und Deliah schüttelte den Kopf. Manchmal ging ihr die Mutter sehr auf den Geist. Besonders in Situationen wie diesen.
    Ihr Vater war da anders. Nüchterner und auch verständnisvoller.
    Er hatte die Anrufe nicht auf die leichte Schulter genommen, auch wenn er seine Tochter gebeten hatte, Panik zu vermeiden und um Himmels willen dafür zu sorgen, daß nichts in die Öffentlichkeit drang. Man wollte das in der Familie regeln.
    Die junge Frau schüttelte den Kopf. In der Familie, meine Güte, was bedeutete das schon. Viel hatte sie von ihrer Familie nicht gehabt. Die Eltern waren oft unterwegs gewesen. Als Tochter war sie ihnen stets hinterhergelaufen.
    Deliah hatte die letzten Tage auf dem Landsitz der Familie verbracht, wo auch die Hochzeit stattfinden sollte. Lieber wäre sie in ihre Londoner Stadtwohnung gefahren, aber etwas hielt sie davon ab. Es war wie eine innere Stimme, die sie gewarnt hatte, und so blieb sie in dem großen, herrschaftlichen Haus, zusammen mit dem Personal.
    Die schwarzhaarige Frau ging ans Fenster und schaute hinaus in den Park. Es war ein sehr großes Gelände, das das Haus umgab. Der alte Baumbestand wirkte gepflegt, der Rasen glatt wie ein Spiegel.
    Für die richtige Pflege sorgte ein Gärtner.
    Personal befand sich im Haus. Eine Köchin, der Gärtner
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