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0599 - Die Kralle

0599 - Die Kralle

Titel: 0599 - Die Kralle
Autoren: Jason Dark
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ja, Ricardo hat sicherlich eine Vergangenheit gehabt, die in eine gewisse Richtung zielt.«
    »Du denkst an eine dämonische?«
    »Genau.«
    »Da kannst du recht haben, nur kenne ich die Verhältnisse nicht so deutlich.« Der Reporter schaute über den Friedhof hinweg, als könnte er dort, wo die Schatten besonders dicht lagen, die Lösung der Probleme entdecken. Aber da war nichts zu sehen. Die Dunkelheit blieb, und der Wind spielte mit Zweigen und Blättern. Er räusperte sich. »Verdammt noch mal, ich habe einen Geschmack im Hals, der mir überhaupt nicht gefällt. Der hängt mit diesen Vorgängen zusammen.«
    »Gesetzt den Fall, Bill, die Leiche ist tatsächlich als Zombie zurückgekommen, dann wird sie auch ein Ziel haben. Welches?«
    »Die Courtains.«
    »Stimmt. Wo wohnen sie?«
    »Einige Meilen entfernt, wo auch die Hochzeit stattfinden soll. Da wird dieser verdammte Zombie hinlaufen.«
    Ich strich über mein Kinn. »Ein sehr weiter Weg, findest du nicht auch, Junge.«
    »Er hat ja Zeit.«
    »Und er könnte entdeckt werden. Ich frage mich nur, ob er allein ist oder ob noch etwas dahintersteckt. Hat er Helfer? Wenn ja, welche und wieviel?«
    »Ich habe keine Ahnung, John. Wir sollten das alles auf uns zukommen lassen.«
    Ich hatte mich gedreht und leuchtete mit dem Kegel der Lampe über den Weg, dessen Gras plattgetreten war. Auch Zombies hinterlassen Spuren, wenn sie gehen, die flogen nicht über die Landschaft hinweg. Ich entdeckte keine, als ich mich von der Grabstätte entfernte. Im Norden sah ich helle Blitze über den düsteren Himmel zucken. Dort war es zu einem Wetterleuchten gekommen.
    Die Mücken tanzten, huschten an meinem Gesicht vorbei. Die Finsternis kam mir wie Watte vor. Die Luft war ungewöhnlich klar und rein.
    Durch die Nase holte ich Luft und atmete den betörenden Duft der Pflanzen und faulig riechenden Blumen ein. Mein Körper war schweißbedeckt, das Herz schlug schneller, und ich geriet in einen übersensiblen Zustand, der schon einer Warnung gleichkam.
    Etwas stimmte hier nicht, war anders geworden. Nicht äußerlich.
    Vielmehr hatte ich den Eindruck, als würde jemand auf uns lauern.
    Verstecke gab es schließlich genug.
    Auch Bill war mein Zustand aufgefallen. »Was hast du, John?«
    »Nicht viel. Ich könnte mir nur vorstellen, daß man uns aus sicherer Deckung unter Kontrolle halten kann.«
    »Rechnest du damit, daß sich der Zombie hier aufhält?«
    »Das weiß ich eben nicht.«
    Der Reporter atmete tief aus. »Die Nacht möchte ich nicht unbedingt hier verbringen.«
    »Brauchst du auch nicht. Wir werden wieder fahren und uns im Ort mal umhören.«
    »Die Leute sagen nichts.«
    Ich hob die Schultern und setzte mich mit langsamen Schritten in Bewegung. In den vergangenen Minuten hatte es der Wind geschafft, einen Teil des Himmels wolkenfrei zu machen, so daß der Mond sein Silberlicht verstreuen konnte. Irgendwie schaffte er es, dem Friedhof seinen eigenen Glanz zu verleihen. Eine etwas unheimliche Aura, wo sich Schatten und Glanz abwechselten.
    Bill war rechts neben mir gegangen und bewegte bei jedem Schritt den Kopf. Plötzlich blieb er stehen, der Arm schnellte nach vorn.
    »Da, John, da ist jemand!«
    Auch ich blieb stehen, schaute in die Richtung, sah dort das Blitzen und wußte im gleichen Moment, was es war.
    Mündungsfeuer!
    Schon peitschten die Schüsse.
    ***
    Wir handelten gleichzeitig und wie abgesprochen. Bill warf sich nach rechts, ich flog nach links, dem weichen Untergrund entgegen und tauchte in das mit Unkraut durchwachsene, hohe Gras, das trotz seiner Höhe nur einen notdürftigen Schutz bot.
    Die heftigen Detonationen zerrissen die Stille des Friedhofs. Ich hörte die Kugeln nicht jaulen, aber das harte Klopfen, wie sie in den weichen Boden schlugen.
    Der Schütze stand offen, denn ich sah ihn in der Drehbewegung.
    Er lief sogar nach links, und als ich die Beretta freihatte, um zurückzuschießen, war er verschwunden.
    Hineingetaucht in die Schatten, war er selbst zu einem geworden und nicht mehr zu sehen.
    Die Echos waren verklungen. Ich hörte Bill keuchen und schimpfen. »Verdammt, das Blei hätte mir fast ein Loch in die Wade gestanzt. Dieses Schwein.«
    »Bleib liegen, Bill.«
    »Und ob ich das tun werde.«
    So gut es ging, horchte ich in die Stille hinein, die von keinen Schritten unterbrochen wurde. Der Schütze hatte seinen Rückzug angetreten oder lauerte noch.
    Die Feuchtigkeit des Erdbodens und das Gras vereinigten sich zu einem Geruch, der auch meine
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