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0599 - Die Kralle

0599 - Die Kralle

Titel: 0599 - Die Kralle
Autoren: Jason Dark
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Ortes, ziemlich einsam, von Bäumen und einer dichten Hecke umgeben, die sogar die Mauer geschluckt hatte.
    Das alte Tor zeigte Rost, es stand aber offen.
    Es war noch nicht dunkel geworden, als wir das Areal betraten.
    Die Luft roch ungewöhnlich. In ihr vereinigten sich zahlreiche Düfte. Gras und Blumen bildeten ein Gemisch, das ich beim Einatmen regelrecht schmeckte.
    »Fehlt nur noch der Dunst«, sagte Bill, »und die Atmosphäre ist fast perfekt.«
    Ich gab keine Antwort und schaute mich um. Die langen Schatten hatten längst die Grabsteine überflutet. Sie lauerten zwischen den Bäumen, klebten zwischen den Sträuchern fest und überdeckten auch die Buschgrenzen. Das Gras wuchs auf den Wegen ziemlich hoch. Die Gräber selbst paßten sich dem Gelände an. Sie fielen kaum auf.
    Bill hatte sich den Weg einigermaßen beschreiben lassen. Wir mußten dorthin gehen, wo die Natur noch dichter wuchs und die Gräber nicht so genau zu sehen waren.
    Er schaufelte einige Zweige zur Seite und folgte dem Pfad bis zu einer Reihe von Gräbern, die zwar nebeneinander lagen, dennoch durch kleine Mauern voneinander getrennt waren.
    »Hier muß es irgendwo sein.«
    Ich hatte die Lampe hervorgeholt. Bei diesen Lichtverhältnissen war kaum etwas auszumachen.
    Der Strahl wanderte als bleiches Etwas durch die Botanik. Da wir uns ruhig verhielten, wäre uns jedes verdächtige Geräusch sofort aufgefallen. Es tat sich nichts.
    Der Kegel wanderte über, die Gräber, er huschte auch an den Steinen entlang, wo die Schrift entweder nur mühsam oder überhaupt nicht zu entziffern war.
    »Welches Grab es sein könnte, hat sie dir nicht gesagt – oder?«
    »Leider nein.«
    »Das ist natürlich schlecht.« Ich leuchtete weiter – und bekam große Augen. Gleichzeitig hörte ich Bills gezischt ausgestoßenes Atmen und sah sein heftiges Nicken. »Okay, John, das muß es sein!«
    Was uns so sicher machte, war nicht der Name auf dem Grabstein, den erkannten wir sowieso nicht. Es war das Grab selbst, das als rechteckiger Ausschnitt vor uns lag und aussah, als wäre es von einer wilden Kraft aufgewühlt worden…
    ***
    Ich will nicht gerade sagen, daß wir wie die begossenen Pudel in der Stille standen und uns nicht bewegten, aber überrascht waren wir beide. Auf Bills Gesicht hatte sich ein gelinder Schauer ausgebreitet, und ich spürte ihn ebenfalls.
    »Tja, John, mir scheint, daß wir genau richtig sind.«
    »Oder zu spät.«
    Bill ging einen Schritt vor und betrat das Grab. Er wühlte seine Fußspitze dorthin, wo die Erde nicht mehr die normale Glätte zeigte, als wollte er sein Bein hineindrücken.
    »Weich«, sagte er leise. »Das ist alles verflucht weich.«
    Er schaute mich an. Seine Haut sah ungewöhnlich wächsern aus, als würde sie selbst einem Toten gehören. Die Lippen hoben sich ebenfalls kaum ab. Sein Blick war starr geworden. Ich sah, wie Bill schluckte.
    »Soll ich dir sagen, John, was ich denke?«
    »Ich kann es mir vorstellen.«
    »Er ist aus dem Grab geklettert. Dieser Ricardo ist zurückgekehrt. Daran gibt es nichts zu rütteln.«
    Ich runzelte die Stirn. »Noch gibt es keinen Beweis, alter Junge. Ein äußerlich aufgewühltes Grab ist nur ein Hinweis, mehr nicht.«
    »Für mich ist es mehr.« Bill hielt sein Gesicht in den leichten Wind, der über den Totenacker wehte. »Viel mehr, John. Das ist eine Tatsache, ein Hinweis. Man will uns zeigen, was alles möglich ist. Hier sind Kräfte am Werk, die alles in die Hand genommen haben und dafür sorgen, damit ein gewisses Versprechen wahrgemacht wird. Deliah Courtain hat sich nicht grundlos an uns gewandt. Da liegt etwas in der Luft, John. Ich bin verdammt froh, daß wir heute abend noch hingefahren sind.« Er nickte sich selbst zu und verließ das Grab. »Willst du es dir nicht ansehen. Tritt darauf, und du wirst erkennen, daß ich dir keinen Bären aufgebunden habe, John. Versuche es.«
    »Ich glaube dir ja. Nur bin ich nicht sicher, ob dieser Ricardo seine letzte Ruhestätte tatsächlich als Zombie verlassen hat. Es gibt immerhin auch andere Möglichkeiten. Man kann ihn ausgegraben haben, verstehst du? Jemand hat ihn aus dem Grab geholt, um gewisse Leute zu erschrecken. Das ist durchaus möglich.«
    Bill zeigte bei seinem Grinsen die Zähne. »John, ich sehe das anders. Ricardo ist ein Zombie, ein untoter Killer und meinetwegen auch Rächer. Wir müssen ihn fangen.«
    »So einfach wird man nicht zum Zombie, Bill. Es muß etwas dahinterstecken.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun
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