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0598 - Der Weg in den Schrecken

0598 - Der Weg in den Schrecken

Titel: 0598 - Der Weg in den Schrecken
Autoren: Jason Dark
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aussehen mochte – zu hindern?
    Nein, ich hielt mich noch zurück. Vielleicht leistete sich dieser Mensch eine Schwäche, die auch in seiner Stärke liegen konnte. Das würde ich sehen.
    Bisher schwebte er still über dem Boden, drehte sich dann. Im Uhrzeigersinn schlug er einen Kreis, der allerdings immer dann unterbrochen wurde, wenn er eines der Kinder anschaute. Dann bohrte er seinen Blick in das jeweilige Augenpaar, als wollte er abermals ein Stück Seele entreißen.
    Und die Kinder reagierten.
    Nach jedem Kontakt zuckten sie zusammen. Sie bewegten dabei ihren Kopf und deuteten ein Nicken an.
    Als er den Kreis geschlossen hatte, schwang mir das leise Lachen des Reverends entgegen. »Jetzt wirst du erleben, Sinclair, was es heißt, unter meiner Kontrolle zu stehen. Ich beweise dir, wie stark die Kinder mir zugetan sind. Gib acht!«
    Einen Herzschlag später überkam mich der Eindruck, als würden seine Augen in einem Fieberglanz aufleuchten. Ein Strom der Kraft floß von ihnen ab, der sich nicht auf mich konzentrierte, sondern auf die Kinder, die ihm die Kraft ihrer reinen Seelen überlassen hatten.
    Es war ihm gelungen, sie wirklich gut vorzubereiten, denn sie beherrschten die gleiche Gabe wie ihr Meister.
    Plötzlich schwebten sie. Es war ein Schweben, das sie ohne jeglichen Kommentar hinnahmen. Sie bewegten nichts, die Gesichter blieben glatt, die Augen starr, und die Arme hingen wie festgeklebt rechts und links der Körper nach unten, mit ausgestreckten Händen.
    Der Reverend hatte mit ihnen einen geistigen Kontakt aufgenommen und die Gesetze der Physik gebrochen.
    Ich war zum Zuschauen verdammt und erlebte voll innerlicher Qual mit, wie stark die sechs Kinder unter dem Einfluß des Reverends standen. Ich griff nicht ein, weil ich sehen wollte, wie weit es dieser widerliche Mensch noch trieb.
    Die Kinder stiegen so hoch, bis sie ihm direkt in die Augen schauen konnten.
    Dann stoppten sie.
    Augenhöhe zu seinen Blicken, denn sie hatten die Kreisformation verlassen und schwebten nebeneinander direkt vor ihm. Allein durch seinen Blick bannte er sie in dieser Höhe.
    Es war sehr still geworden. Plötzlich sprach er mich an, ohne die Kinder aus den Augen zu lassen. »Hast du gesehen, Sinclair, was geschehen ist? Hast du alles genau verfolgen können? Ich glaube, ja. Dann wirst du erkannt haben, wer hier die Macht besitzt und daß es nahezu unmöglich ist, sie zu brechen. Diese drei Paare gehorchen mir. Ich kann sie leiten, ich kann ihnen befehlen, und sie würden alles für mich tun, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Sicher…«
    »Wenn ich Ihnen jetzt erkläre, daß sich ein Feind hier eingeschlichen hat, wie werden sie wohl reagieren? Was glaubst du? Denkst du, daß sie dich mit offenen Armen umfangen werden? Glaubst du das wirklich, John Sinclair?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Nein, sie sind schon zu sehr mit ihrer Welt verwachsen, ich werde dafür sorgen, daß sie meinem Befehl Folge leisten. Wenn ich ihnen sage, daß sie dich töten sollen, dann werden sie keine Sekunde zögern, dies zu tun. Ich besitze sie, ihre Seelen gehören mir. Mein ist ihre Psyche. Die alten Kräfte haben sich in mir vereint, und ich bin in der Lage, sie auch weiterzugeben.«
    Er hatte vorhin schauspielern können, wie er wollte, geglaubt hatte ich ihm nicht. – Guthry würde die Kinder losschicken, um mich umzubringen, ein Wahnsinn war das!
    »Wie?« fragte ich ihn, »wie haben Sie sich das vorgestellt, Reverend?« Meine Anrede war wieder kühler geworden. »Ich sehe keine Waffe bei ihnen.«
    »Wir werden die Kraft haben, um deinen Körper zu zermalmen, Sinclair. Kruger sprach vorhin von Sternenstaub, zu dem du werden sollst. Ich will dir sagen, daß er nicht gelogen hat. Dein Körper wird sich auflösen und als Staub durch das ferne Weltall treiben. Das habe ich mir vorgenommen, denn so ergeht es allen Feinden.«
    »Versuch es!« erwiderte ich knapp.
    Er nickte.
    Ich aber griff nach meinem Kreuz…
    ***
    Kruger, der Blonde, der sich Erzieher nannte, grinste kalt, als er zuschaute, wie sich das Maul vor ihm schloß und John Sinclair, der Bulle, allmählich verschwand.
    Er drehte sich gemächlich um, steckte seine Waffe weg und nickte den beiden Begleitern zu, deren Taschenlampen noch immer eingeschaltet waren. Nur malten die Lichtstrahlen jetzt Kreise auf den Boden. »Habt ihr mitbekommen, wie mächtig der Reverend ist?«
    Die jungen Männer nickten wie Marionetten.
    Kruger gefiel das. Er haßte Diskussionen und Widersprüche.
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