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0598 - Der Weg in den Schrecken

0598 - Der Weg in den Schrecken

Titel: 0598 - Der Weg in den Schrecken
Autoren: Jason Dark
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nicht.
    Kruger ging wieder zurück. In das Knirschen seiner Schritte erklang ein anderes Geräusch. Dieses Kratzen und Zerren, wie ich es vorhin schon gehört hatte.
    Wieder drehte ich mich.
    Diesmal bekam ich eine Gänsehaut. Von oben her senkte sich der mächtige, zahnlose Oberkiefer dem Erdboden entgegen, um die Lücke zu schließen wie ein gewaltiges Tor.
    Eine Chance zur Flucht gab es nicht. Wenn ich zurücklief, würde mich Kruger mit einem Kugelhagel empfangen, denn darauf wartete er nur. Er hatte eine Combat-Stellung eingenommen, grinste hart und zielte auf meine Brust.
    »Willst du es versuchen?«
    »Nein, ich bleibe!«
    »Das habe ich mir auch so vorgestellt.«
    Ich sah von ihm nur mehr einen Teil des Unterkörpers, alles andere war von dem sinkenden Oberkiefer verdeckt worden, der auch die letzte Lücke, die noch entstanden war, ausfüllte und mich innerhalb des Rachens zurückließ, zusammen mit Guthry, drei Jungen und drei Mädchen. Eine kleine Schar von Kindern, die aus gläubigen Augen zu dem Reverend hochstarrten und von ihrer anderen Umgebung nichts mitbekamen. Mich nahmen sie ebenfalls nicht zur Kenntnis.
    An den Innenwänden glitzerten die Einschlüsse im grauen Gestein wie zahlreiche Sterne. Die Luft kam mir hier klarer vor als draußen.
    Ich wollte nicht starr stehenbleiben. Der Reverend machte nicht den Eindruck, als wollte er sich um mich kümmern. Also setzte ich mich in Bewegung und ging auf die Kinder zu. Neben einem dunkelhaarigen Mädchen blieb ich stehen. Mit den Fingerkuppen streichelte ich über seine Wangen. Ich wollte feststellen, ob es bei der Berührung eine Reaktion zeigte. Nicht einmal die dünne Haut bewegte sich, geschweige denn das Kind. Es war fasziniert vom Anblick des schwebenden Meisters.
    Bei den anderen fünf Kindern erlebte ich das gleiche Phänomen, so daß ich mich fragte, ob es Guthry bereits gelungen war, die Seelen anzuzapfen und sich deren Kräfte zu bedienen.
    Das Kreuz ließ ich noch unter dem Hemd. Hinter den Kindern fand ich meinen Platz und schaute dem schwebenden und erstarrten Guthry direkt ins Gesicht.
    Er trug auch jetzt seine Brille. Das bleiche Licht warf Reflexe über das Gestell, das aussah, als würde es jeden Augenblick explodieren.
    Das Maul war nicht nur der Weg in den Schrecken, ich sah es auch als eine Höhle des Schweigens an, denn kein Laut durchbrach die Stille. Obwohl die Kinder existierten, war ihr Atmen nicht zu hören, und meine Stimme klang deshalb doppelt so laut, obwohl ich den Reverend nur flüsternd ansprach.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß wir uns einmal unterhalten, Mr. Guthry.«
    Er reagierte nicht, blieb starr sitzen und kam mir in seiner Haltung arrogant vor.
    Ich ging härter rann. »Soll ich dich da herunterholen, Meister? Es würde mir sogar Vergnügen bereiten.«
    Jetzt tat sich etwas. Sehr langsam hob er die linke Hand an, berührte den Rahmen der Brille und rückte die Optik zurecht. Dabei neigte er leicht den Kopf, um mich anschauen zu können.
    »Wir kennen uns, Guthry.«
    Er nickte. »Ja, ich weiß, wer du bist. Du hast dich nicht vertreiben lassen, du wolltest das Geheimnis kennenlernen, jetzt hast du es gesehen, aber du bist nicht würdig genug. Du bist ein Unwürdiger, dem das Geheimnis normalerweise verschlossen bleiben muß.«
    »Schön, und was bedeutet das für mich?«
    »Daß du sterben mußt.«
    »Durch dich?«
    Er ließ sich tatsächlich zu einem schmalen Lächeln hinreißen.
    »Nein, mein Freund, durch ihn.«
    Ich brauchte nicht lange zu raten. »Meinst du Clupot?«
    »Ja.«
    »Dann kannst du mir einen Gefallen tun, bevor ich sterbe. Ich möchte gern wissen, was es mit Clupot auf sich hat. Wieso ist aus dem Felsen ein Riesengesicht gewachsen?«
    »Es wurde vor langer Zeit zurückgelassen, als die Götter unsere Planeten besuchten. Wie du sicherlich weißt, haben sie die gesamte Welt durchforscht, und sie haben überall ihre Spuren hinterlassen. Ob auf dem amerikanischen oder auf dem asiatischen Kontinent. Wer genau hinschaut und die Zeichen erkennt, kann sie deuten. Das haben auch damals die Kelten getan, die hier siedelten. Sie kannten sich mit den Kräften der Natur aus, sie wußten, daß es etwas gab, daß zwischen den Dingen lag. Schwingungen, die fest ruhten und erst geweckt werden mußten. Ihre Druiden waren mächtig. Einige von ihnen beschäftigten sich mit der Sternenkunde und auch mit der Magie. Sie schafften es, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen und dank ihrer Kräfte das Gesicht aus dem
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