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0598 - Der Weg in den Schrecken

0598 - Der Weg in den Schrecken

Titel: 0598 - Der Weg in den Schrecken
Autoren: Jason Dark
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wegzukommen.
    Eric stieß das Gittertor nur so weit auf, daß beide hindurchschlüpfen konnten. Dann drückte er es wieder zu, ohne allerdings abzuschließen. Zitternd stand Sharon neben ihm und schaute zum fast schwarzen Himmel.
    Es war nicht kalt. Dieser Sommer in England ließ die vielen schlechten der letzten Jahre vergessen. Am Himmel stand der Halbmond, umgeben von glitzernden Sternenhaufen. Der Wind wehte ihnen in die Gesichter. Er kam direkt aus den Felsen, die sich tagsüber aufgeheizt hatten und die Wärme jetzt wieder abgaben.
    Eine warme, eine schwüle Nacht, in der die Temperaturen kaum gefallen waren. Eric spürte, wie Sharon ihre Hand in die seine schob.
    »Ich habe Angst, Eric.«
    »Das habe ich auch. Es kann aber nichts passieren, der Reverend hat es gesagt. Wenn wir da sind, werden wir sehen, daß die Träume wahr werden können.« Eric sprach wie ein Erwachsener und wiederholte dabei nur die Worte des Reverends.
    »Wie du meinst.«
    Sie gingen los. Zunächst noch über einen weichen Untergrund, der später allerdings von Felsgestein abgewechselt wurde, das buckelartig hervorwuchs und an einigen Stellen regelrechte Stolperfallen bildete. Bäume oder Sträucher verschwanden, vor den beiden Kindern lag allein die glatte und manchmal labyrinthartige Felsregion mit all ihren Spalten, Riffen, Einkerbungen und Höhlen, durch die der Wind heulte.
    Das gefiel Sharon nicht. Sie zitterte, was auch ihr um zwei Jahre älterer Freund merkte. »Du brauchst keine Angst zu haben, Sharon. Es geht alles glatt, glaub mir.«
    »Ja, ja…« Sie schluckte. »Das ist nur alles so komisch. Ich höre immer Stimmen.«
    »Es ist der Wind, Sharon, nur der Wind. Er findet seinen Weg durch die Felsen.«
    Das Mädchen hob die Schultern. Komisch war Sharon schon zumute, doch sie hatte einmal in den sauren Apfel gebissen und mußte ihn auch jetzt aufessen.
    Selbst in der Dunkelheit wirkten manche Felsstücke wie mit Wasser abgewaschen. Sie spiegelten sich fast, und das Gestein selbst wuchs immer höher.
    Je weiter die beiden Kindern gingen, um so kleiner kamen sie sich vor. Die Umgebung bekam etwas Erdrückendes. In manche Ecken reichte kein Mondlicht mehr, dort tasteten sich die beiden Kinder wie Blinde vor.
    Eric hielt Sharon an der linken Hand. Seine Rechte hatte er vorgestreckt, um Hindernisse zu ertasten.
    Der schmale, mit Steinen übersäte Pfad wand sich immer höher.
    Manchmal traten die hohen Seitenwände zurück. Dann kamen die beiden sich vor, als würden sie durch eine Schüssel gehen, die sich immer mehr erweiterte und dafür sorgte, daß der Pfad nicht mehr anstieg, sondern eben weiterführte.
    Beide schwitzten sie, waren außer Puste. »Ja«, sagte Eric, sich den Schweiß aus dem Gesicht wischend. »Ja, ich glaube, wir haben es geschafft.«
    »Wo… wo ist denn die Höhle?«
    Er lachte leise. »Der Reverend hat gesagt, daß wir immer weitergehen müssen. Wir bewegen uns darauf zu.«
    »Ich weiß, daß er auch erzählt hat, daß wir sie erkennen können. Oder etwa nicht?«
    »Schon.«
    »Ich kann nichts sehen, Eric.«
    »Das kommt noch«, flüsterte er, »das kommt bestimmt noch. Keine Angst, Sharon.«
    Sie gingen weiter, jetzt wesentlich unbelasteter, da ihnen der Weg nicht mehr so viel Mühe bereitete. Einmal noch blieben sie stehen und schauten aus dieser Höhe zurück auf das Camp. Viel war nicht zu erkennen, denn die Bauten lagen im Dunklen. Wären nicht die beiden Laternen am Tor gewesen und die Lampen in der Mitte, so hätten die beiden wahrscheinlich überhaupt nichts sehen können.
    Eric zog seine kleine Freundin herum. »Du sollst nicht zurückschauen, nur nach vorn.«
    Das Mädchen hob die Schultern. »Ich weiß, aber ich habe Angst.«
    »Es passiert nichts, verlaß dich auf den Reverend.«
    »Und wenn wir sterben?« hauchte sie.
    Nach dieser Frage war Eric zunächst einmal sprachlos. Dann schüttelte er den Kopf. »Sterben? Wie kommst du denn darauf, Sharon?«
    »Ich weiß auch nicht so recht.«
    »Unsinn, wir werden nicht sterben.«
    »Aber die Höhle soll leben.«
    »Das werden wir sehen.« Er gab ihr einen Schubs. »Komm jetzt und halte dich bei mir.« Wieder faßten die beiden sich an und gingen weiter ihrem Ziel entgegen. Sie kamen sich vor wie Gefangene in einem fremden Land. Sie hätten ebenso auf einem anderen Planeten sein können. Dunkelheit, die Mondgondel, ein paar Sterne – und dann das silbrig schimmernde Licht.
    Sie sahen es zugleich, und sie blieben auch gleichzeitig stehen, als das Licht
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