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0598 - Der Weg in den Schrecken

0598 - Der Weg in den Schrecken

Titel: 0598 - Der Weg in den Schrecken
Autoren: Jason Dark
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John?«
    »Eigentlich immer.«
    »Dann komm mit. Wo sind die beiden, Josephine?«
    »Im Verhörraum.«
    »Gut, wir fahren hin.« Er hatte es plötzlich eilig. Ich konnte kaum Schritt halten und dachte daran, daß wir das Mittagessen wohl sausen lassen mußten.
    Der Verhörraum lag in einem Seitentrakt. Er war technisch gut ausgerüstet, doch das brauchten wir in diesem Fall nicht. Wie zwei arme Sünder, die mit ihren Gedanken völlig woanders waren, saßen ein Junge und ein Mädchen nebeneinander auf einer Bank. Zwei Beamte schauten sie mitleidig an und erklärten dem Commander, daß sie die beiden auf der Straße aufgegriffen und bereits im Heim Bescheid gesagt hätten.
    »Werden sie abgeholt?«
    »Ja.«
    »Okay, danke, Sie können gehen.«
    Ich schaute mir den braunhaarigen Jungen und das blonde Mädchen an. Sie machten beide einen verlassenen Eindruck, auch müde, doch am meisten störte mich ihre innere Abwesenheit, was deutlich auf den irgendwie leeren Gesichtern abzulesen war.
    Sie starrten ins Leere.
    »Was hat es mit den Kindern auf sich, Morg?«
    Der Commander hob die Schultern. »Das ist schwer zu sagen und außerdem ein Fall, der mir zu knacken gibt. In den letzten zwei Wochen haben wir schon vier Kinder auf der Straße aufgelesen, die aus dem Heim stammen. Es wird von einem Reverend Guthry geleitet, der sich um schwer erziehbare und milieugeschädigte Kinder bemüht, um die sich sonst niemand kümmert. Viele sind Waisen.«
    »Und wer finanziert das Heim?«
    »Spenden!«
    »Alle Kinder, die gefunden wurden, stammten aus dem Heim?«
    »Richtig, und alle sagten das gleiche.«
    »Was denn?«
    Morg nickte mir zu. »Das wirst du gleich hören. Ich möchte, daß du beim Verhör dabei bist.«
    »Ich habe nichts dagegen.«
    Taylor holte zwei Stühle, auf denen wir Platz nahmen. Die Kinder saßen uns gegenüber.
    Sie schauten uns nicht an, hielten die Blicke gesenkt und schienen mit den Gedanken weit weg zu sein. Ich kannte die trompetenhafte Stimme meines Kollegen Morg Taylor sehr gut und wunderte mich darüber, wie leise er plötzlich sprechen konnte. Richtig einfühlsam, wie ein Vater mit seinen Kindern redet oder reden sollte.
    »Wer seid ihr? Wie heißt ihr?« sprach er die beiden »Findlinge« an.
    Zuerst antwortete der Junge. Er hob kurz den Kopf und sagte: »Ich bin Eric.«
    »Und weiter?«
    »Nur Eric.«
    »Gut, Eric.« Morg räusperte sich. »Und wie heißt du, Mädchen?«
    »Sharon.«
    »Auch nur Sharon?«
    »Ja.«
    Taylor atmete durch die Nase. »Eric und Sharon also. Zwei schöne Namen, wie ich finde. Aber wie geht es weiter? Meine Leute haben euch gefunden, auf der Straße aufgelesen. Wieso ist das geschehen? Wie seid ihr dorthin gekommen?«
    Sie hoben beide die Köpfe. Es sah so aus, als wollten sie antworten, hoben aber nur die Schultern.
    Morg ließ einige Zeit verstreichen, bevor er sagte: »So kommen wir doch nicht weiter, Freunde. Seid ihr entwischt, ausgerissen? Habt ihr das Heim verlassen, weil es euch dort nicht mehr gefiel?«
    »Nein!« flüsterte Sharon.
    Taylor verdrehte die Augen. »Aber ihr seid gegangen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Okay, Sharon. Wohin?«
    »Nicht auf die Straße.«
    »Wo dann?«
    »Es war der Riese«, flüsterte sie und bekam glänzende Augen. »Es war der Märchenriese, in den wir schritten. Er heißt Clupot und hat auf uns gewartet.«
    »Ha, ein Riese also?«
    »Ja, so ist es.«
    »Und wo kann ich den finden?«
    »Willst du denn hin?«
    »Vielleicht.«
    »Er wird dich nicht nehmen. Er wird nur Kinder nehmen. Wir müssen in der Nacht gehen, da erwacht er.«
    »Ja«, sagte Taylor, »da erwacht er. Er erwacht immer des nachts, und ich höre immer das gleiche.«
    »Auch von den anderen?«
    »Klar, John. Die Kinder wurden völlig verstört aufgegriffen und sprachen jedesmal von einem Riesen aus Stein oder Fels, der aber lebte.« Taylor strich durch sein Gesicht und knetete dabei die Haut.
    »Ich kann es nicht begreifen. Es ist einfach nicht zu fassen. Mir jedenfalls scheint es, als hätten sie sich abgesprochen. Was meinst du, John?«
    »Tja«, murmelte ich.
    »Stimmt, du bist ja anders. Aber glaube mir, das hat nichts mit Geistern und Dämonen zu tun. Die Kinder sind meiner Ansicht nach psychisch überfordert.«
    »Durch diesen Reverend Guthry.«
    »Sehr richtig.«
    »Ist er ein echter Priester oder Pastor?«
    Taylor hob die Schultern. »Frag mich was Leichteres. Jedenfalls läuft er nicht in einem Talar durch die Gegend. Er trägt einen Stra ßenanzug.«
    »Was ist sonst
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