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0595 - Der Werwolf-Dämon

0595 - Der Werwolf-Dämon

Titel: 0595 - Der Werwolf-Dämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anzukämpfen - und schließlich doch zu verlieren.
    Aber sie wollte siegen. Sie wollte endlich damit fertigwerden.
    Auch das war ein Grund, aus dem sie Lyon verlassen hatte. Dort war ihr Zamorra zu nah. Er hatte sich um sie kümmern wollen, ihr helfen wollen. Doch er war ein Dämonenjäger, und er hätte mit seinen magischen Mitteln festgestellt, daß sie in der Welt der Menschen wieder zur Werwölfin geworden war. Daß der böse Keim nur in der anderen Welt verloschen war, nicht hier.
    So wäre es über kurz oder lang zu einer Auseinandersetzung zwischen Zamorra und ihr gekommen, und was dieser Mann zu vollbringen vermochte, das hatte sie bereits erlebt.
    Deshalb hatte sie hier auch einen anderen Namen angenommen. Für den Fall, daß es Zamorra irgendwie gelang, ihre Spur aufzunehmen.
    Eine Frau namens Zia Thepin kannte hier niemand. Mit dem Namen Corinne Danton würde Zamorra nichts anfangen können.
    Sie wußte, daß sie nicht gegen ihn siegen konnte. Aber sie wollte überleben um jeden Preis.
    Und das war ihr Dilemma. So sehr sie das Töten haßte, so sehr sie sich selbst dafür haßte, daß sie töten mußte, sie wollte nicht sterben!
    Sie wollte noch etwas vom Leben haben!
    Wenig genug war es trotz der Jahrhunderte bisher gewesen…
    Sie sah aus dem Fenster ihrer kleinen Hütte hinaus in den kalten Märztag. Sie erinnerte sich an ihr letztes Opfer, und sie war bestürzt darüber.
    Sie hatte immer gehofft, daß sie ihre Opfer nicht unter den Menschen dieses Dorfes reißen würde. Aber wenn der Drang des Wolfskeims über ihre Willenskraft siegte, verlor sie die Kontrolle, und sie war zu nahe am Dorf gewesen, viel zu nahe.
    Jean Bouix sei von einem großen Hund oder einem Wolf zerfleischt worden, so hatten die Polizisten gesagt. Und die Bouix trugen nun Trauer.
    Noch war der Tote nicht aus Rouen zurückgebracht worden, aber man redete im Dorf schon von der Beisetzung. Sie sollte unmittelbar nach der Freigabe des Leichnams durch die Gerichtsmedizin stattfinden.
    Jean Bouix. Er war ein netter junger Bursche gewesen, einer der wenigen, die nicht schief auf sie, die zurückgezogen lebende Fremde hinabgeschaut hatten. Vielleicht hätte sie sogar einen Weg in sein Herz finden können.
    Aber der junge Mann war vergeben gewesen. An eine Frau, die ihn nicht wert war. Dominique Pascout.
    Wenn es schon hatte sein müssen, warum war dann nicht sie das Opfer der Bestien in ihr geworden?
    »Diese Welt«, flüsterte die Frau, die sich nun Corinne Danton nannte, »diese Welt kennt keine Gerechtigkeit…«
    Und sie sah ihre Hände an und fuhr sich mit den Fingern über die Lippen. Obgleich da nichts war, schien es ihr, als klebte Blut daran…
    ***
    »Der Teufel soll die Datenübertragung holen!« sagte Pascal Lafitte. »Ist zwar unheimlich praktisch und schnell, bloß kommt dabei niemand auf die Idee, mich zum Frühstück einzuladen. Habt ihr noch ein paar Zentner Honig, ein halbes Brötchen und diverse Eimrr Kaffee übrig?«
    Zamorra grinste ihn an. »Hat Nadine dich auf Sparkost gesetzt, weil du mal wieder vergessen hast, ihr das Haushaltsgeld zu geben?«
    »Eher fressen uns die Kinder die Haare vom Kopf«, ächzte der junge Familienvater, zog einen Stuhl heran und ließ sich am Frühstückstisch nieder.
    Raffael Bois, der alte Diener, tauchte mit einem weiteren Gedeck auf und plazierte es vor Pascal Lafitte.
    »Igitt«, rief Nicole Duval unterdessen, Zamorras Lebensgefährtin, und schüttelte sich. »Wie kann man den Kindern nur Haare zu essen geben, wo es doch Schokolade gibt?«
    »Sicher gibt es Schokolade. An der Tischdecke, der Kleidung, den Türgriffen, der Tapete und auf den Gesichtern - überall. Manchmal landet auch ein wenig in den kleinen Bäuchen.« Pascal schmunzelte und griff nach Brötchen und Honig. »Wenn ich schon euer Vor-Leser bin, spricht sicher nichts dagegen, daß ich euch auch mal als Vor-Koster diene.«
    »Raffael?« Zamorra winkte den alten Diener herbei. »Könnten Sie vielleicht ein wenig Gift in den Honig tun? Ich meine, damit der Vorkoster auch zu Recht seines Amtes waltet…«
    »Herr Professor!« fuhr der alte Diener auf. »Darf ich mir erlauben, bei allem Respekt auch ein wenig Kritik zu äußern? Finden Sie nicht, daß die Erfüllung Ihres Auftrages dazu führen könnte, daß dieser junge Mann und Vater von zwei unmündigen Kindern einen qualvollen Tod erleidet, sofern es nicht gelänge, rechtzeitig medizinische Versorgung sicherzustellen? Ich sehe mich aus Gewissensgründen genötigt, mich zu
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