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0585 - Der Mann, der eine Echse war

0585 - Der Mann, der eine Echse war

Titel: 0585 - Der Mann, der eine Echse war
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sind. Immerhin waren Sie es damals, der Reek Norr in seinen Bestrebungen unterstützte, der Priesterschaft die Macht zu nehmen. Hinzu kommt der Tod Orrac Gatnors, der unserem Einfluß sehr geschadet hat. Gatnor war der Motor, der hinter der Priesterschaft stand. Als er in Ihrer Welt starb, Zamorra, kamen die Leute seltener in die Tempel, sie unterstützten uns nicht mehr. Und damit entzogen sie sich zugleich unserem Einfluß. Norr und seinen Leuten, die ja eigens als Kontrolleure auf uns angesetzt waren, konnte das nur recht sein. Aber jetzt fehlt eine Ordnungsmacht, die eine immer stärker ausufernde Panik verhindert. Weil wir unsere Macht, unseren Einfluß verloren haben, können wir dem Volk keine Sicherheit mehr Vortäuschen. Man glaubt uns einfach nicht mehr. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis der Mob kreischend durch die Straßen tobt und in seiner Angst vor dem unaufhaltsamen Untergang mit Mord, Totschlag, Brand und Plünderung alles zerstört, was uns vielleicht noch zeitweise einen Halt geben könnte.«
    ***
    Gegenwart, Spätsommer an der Loire:
    Jeanette Brancard hob die Hand. »Noch ein Glas, Mostache.«
    Fabius Rencalter versuchte, ihre Hand wieder nach unten zu drücken. »Du weißt doch, daß das nicht gut für dich ist. Du trinkst zuviel.«
    »Und du zuwenig«, protestierte Jeanette. »Dabei solltest du! Schließlich hast du einen Grund zum Feiern!«
    Hatte er, nämlich ein bestandenes Examen. Allerdings wollte er das nicht damit feiern, daß er jetzt Talsperre spielte und sich langsam, aber sicher vollaufen ließ.
    Mostache brachte Nachschub an den Tisch, an dem sich auch noch andere Gäste versammelt hatten.
    Da war Pascal Lafitte, der nutzte die Gelegenheit, mal wieder einen Abend in Mostaches Gastwirtschaft mit dem klangvollen Namen ›Zum Teufel‹ zuzubringen, weil Frau und Kinder beschäftigt waren - Patricia Saris aus dem Château Montagne hatte sich mit ihrem Sprößling bei ihm zu Hause eingefunden.
    Auch André Goadec, der größte Weinbergpächter im Dorf, saß am Tisch in der Kneipe, ebenso wie Pater Ralph, der relativ junge Seelenhirte, und auch der alte Curd, ein ›erst‹ seit 30 Jahren im Dorf ansässiges Original.
    Ebenso befand sich Nicole Duval unter ihnen, die Sekretärin, Lebensgefährtin und Kampfpartnerin Professor Zamorras, dem Château Montagne gehörte und der öfter auf Dämonenjagd war als daheim. Heute war er mal wieder im Château und kauerte hinterm Computermonitor, um die jüngst zurückliegenden Geschehnisse aufzuarbeiten und schriftlich zu fixieren.
    Nicole hatte derweil Patricia Saris und ihren Jungen ins Dorf gefahren und verbrachte die Zeit, in der Patricia bei Pascal Lafittes Gattin weilte, damit, sich mit den versammelten Stammtischbrüdern zu unterhalten.
    Mit Fabius Rencalter hatte niemand gerechnet.
    Er war mit Jeanette Brancard liiert - zwar locker, daß es nicht zu einer Verlobung reichte, aber eine gegenseitige Zuneigung herrschte doch. Vielleicht wurde ja mal mehr daraus.
    Beide studierten an der Sorbonne Parapsychologie. Genauer gesagt, Psychologie - einen eigenen Fachbereich für Para-Wissenschaften gab es in Paris nicht, aber Veranstaltungen zu diesen Themen wurden schon angeboten.
    Jeanette hing im letzten Semester, wußte aber noch nicht genau, wann sie sich zur Examensprüfung anmelden sollte.
    Sie hoffte, daß Professor Zamorra zwischendurch wieder mal ein Semester lang einen Lehrstuhl in Paris annahm. Jedesmal, wenn sie daheim im Dorf war und er ebenfalls, versuchte sie ihn dazu zu überreden. Sie wollte sich von ihm prüfen lassen, wenn es irgendwie möglich war.
    Indessen hatte Zamorra wenig Lust, sich wieder fest in den Lehrbetrieb einbinden zu lassen, auch wenn es nur für einen begrenzten Zeitraum war. Das Gehalt war zu niedrig, er war dann auch leider an feste Zeiten gebunden, und irgendwie war der Universitätsbetrieb längst nicht mehr seine Welt. Auch wenn der Dekan ›seines‹ Fachbereichs ebenso stetig wie Jeanette versuchte, ihn zurückzugewinnen.
    Rencalter studierte ebenfalls Parapsychologie - und hatte gerade sein Examen bestanden. Er war in Freiburg gewesen und in Moskau bei Professor Saranow, er war in Indien gewesen, und er hatte an der Sorbonne Professor Bellemont - dem Zamorra schon einige Male attestiert hatte, ein bornierter, starrköpfiger Trottel zu sein - eine zufriedenstellende Note abringen können.
    Jetzt war er hier und besuchte Jeanette.
    Und saß am Kneipentisch und zechte mit den Leuten aus dem Dorf, das
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